Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
anzunehmen nicht willens währe; bedankete sich nachgehends der hohen Gewogenheit gegen ihre Frl. Wase / welche zwar des höchsten Römischen Adels / und Käyserlichen Geblüts währe / aber doch ihrem künftigen Gemahl kein Land und Leute zum Heyrahtgut bringen könte / ob sie gleich mit Baarschafften und Kleinoten von ihren Eltern Königlich könte versehen werden /nachdem sie ein einiges Kind / und über 40 Tonnen Goldes in gewisser Erbschafft allein von ihren Eltern zugewarten hätte. Sie baht ihn aber freundlich / seine Begierden / so viel möglich / zumässigen / und da es sein Ernst währe / einer kurzen Zeit abzuwarten / alsdañ wolte sie ihm hiemit aufrichtig versprechen / es nach seinem begehren dergestalt zubefodern / daß er ihr bereitwilliges Gemüht ihm zudienen / mehr in der Taht als schöne Worten spüren solte / dessen / sagte sie / gebe Euer Liebe ich dieses Ringelein zum Pfande; welches sie aus ihren Kleidern hervor zog / und ihm auf den kleinen Finger steckete. Diese Verheissung brachte den Fursten zu einer sonderlichen Fröligkeit / versprach auch nach allem Vermöge sich einzuhalten / und in ungezweifelter Hofnung der angenehmen Zeit geduldig zuerwarten; jedoch würde ihm vergünstiget seyn / mit dem Fräulein zureden. Welches Fr. Sophia beantwortete: Es könte ihre Frl. Schwester eines solchen treflichen Fürsten geneigten Willen und Unterredung nicht anders als vor ein sonderliches Glük halten; machte sich auch zu ihr hin /weil Fr. Ursul mit ihr redete / und sagete zu ihr: Seyd ihr meine Schwester / so scheuhet euch nicht / diesem FürstenHofnung seines begehrens zumachen / dessen ehrliebendes Gemüht ich schon erforschet habe. Die Liebe begunte dieses Fräulein schon zimlich zubeschleichen / nam diese Erinnerung nicht allein mit gutem Willen auf / sondern da Siegward sich wieder zu ihr fand / und die herzliche Inbrunst seiner ehrlicher Liebe ihr mit bewäglichen Worten abermahl vortrug / auch auffs höchste beteurete / daß seine Seele an nichts als ihrer volkommenen Schönheit und Tugend Rast und Ruhe fünde / gab sie diese Antwort: Durchleuchtigster Fürst / ich bedanke mich dieser Gewogenheit von ganzem Herzen / welche dankbarlich zuersetzen ich mich schuldig weiß / wil mich auch befleissigen / ihrer Durchl. darzutuhn / daß deren hohe Woltaht zuerkennen / ich unvergessen seyn werde; allein gelanget an dieselbe mein ehrendienstliches Ersuchen / mit uns nach Padua zukehre / woselbst mich weiter zuerklären ich bessere Kühnheit haben werde /so bald nur mein Herr Vetter der Stathalter / welcher nicht mindere Gewalt als mein leiblicher Herr Vater über mich hat / von seiner Tochter Fr. Sophien / des Ansuchens Euer Durchl. wird berichtet seyn; Inzwischen wolle dieselbe sich zu mir alles dessen versehen / wz ein züchtiges Fräulein einem höchstverdienten Freunde ohn Abbruch Jungfräulicher Zucht leisten kan; mit welchem Erbieten mein Fürst / wie ich weiß /wol wird friedlich seyn. Siegward hatte hieran zimliche Vergnügung / und hielt sein freundliches Gespräch in zwo Stunden noch mit ihr / biß Baldrich mit den Wagen und ihren ungesattelten Pferden ankam /die er wieder eingelöset hatte. Er berichtete / wie es ihm auff dem Wege ergangen währe / daß der Reuter /dem er das Pferd / umb schneller fortzukommen / wiewol wider seinen Willen / abgeborget / ihn biß an das Dorff verfolget / und daselbst vor dem Schultheiß ihn als einen Strassenräuber angeklaget / auch die Hafft über ihn begehret hätte / so daß er Mühe gehabt / sich der Bande zuentbrechen / und durch Bedräuung mit dem Stathalter / seines WegesFreiheit zuerhalten; Zwar den Reuter / welcher ein verzagter Hudler / hätte er ausgefodert / sich mit ihm zuschmeissen / welcher aber den Ernst sehend / sein Pferd beym Zügel genommen / sich darauff gesetzet / und stilschweigens davon geritten währe; worauf endlich der Schultheiß diese gewierige Urtel gefunden. Wo kein Kläger ist /da ist auch kein Richter; doch hätte er ihm diesen Spruch mit fünf Kronen / die er ihm heimlich zugestekt / abgekauft. Sie lacheten dieser Rechtfertigung / und nach eingenommenem Inbiß machten sie sich fertig zum Aufbruch. Die Gefangenen wurden an die Wagen gebunden / daß sie beyher mit fortlauffen musten; die abgehauene Köpffe aber nebest Furius Leichnam und Genutius (welche Gnade ihm Fr. Sophia taht) auf die Wagen gelegt samt den Schätzen und Kleidern / und muste das Frauenzimmer mit schlechten Sitzen / von Kleidern gemacht / auff dem eine
Weitere Kostenlose Bücher