Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
benenneten Ort fortgeschicket / und werden die geraubete noch heut / oder gewiß morgen früh sich wieder einstellen. Dieser Rede erschraken sie sehr / insonderheit Ladisla / welcher von Korinth biß hieher grösser verlange als die ganze Zeit über nach seinem herzgeliebeten Gemahl getragen hatte / und gab zur Antwort: Hochgeneigter Herr Vater / es ist mir dises eine sehr traurige Zeittung / werde auch nicht ruhen / biß ich mein Gemahl angetroffen / und den Räuberischen bösewichten den verdienten Lohn erteilet habe. Der Stathalter baht ihn / er möchte sich nicht überschnellen / damit er nicht grösser Unglük verursachete / wann ihre gegenwart von den Räubern gemerket würde; zwar in gar weniger Geselschaft hin nach dem Platze zu reiten /da die Gelder außgezählet würden / wolte er ihnen nicht verbieten / aber daß vor des Frauenzimers ankunft daselbst / sie sich ja nicht sehen liessen / damit die Räuber sich nicht einer gefährlichen Nachstellung befahreten. Ach Gott / sagete Ladisla / so vernehme ich leider / daß es umb mein Gemahl gefährlicher stehet / als vor nie / muß demnach mich der Geduld ergeben; aber unmöglich ist mirs / daß ich sie ungesuchet lassen solte / ob mir gleich der gewisse Tod darüber zustossen würde / und hoffe noch mittel zu finden / den Räubern beyzukommen da mir Gott das Leben fristet. Herkules befand rahtsam daß man eilete / liessen deßwegen etliche ihrer ehmahls hinterlassenen Ritterlichen Kleider und Waffen herzubringen /legten sie an / und macheten sich mit vier Reitknechten des Stathalters auff / noch ehe Fr. Valiska mit ihrer Geselschaft ankam. Im hinreiten überlegten sie alles fleissig / und machten den Schluß / daß Herkules allein nach dem lieferungs Platze sich hinmachen /und die andern weit genug zurük bleiben wolten / biß er etwas Zeitung erfahren / und durch den mitgeschikten ädelknaben ihnen seine meynung überbieten könte. Sie wahren kaum eine gute halbe Meile geritten da sahen sie zween ansehnliche Ritter mit zwölff bewapneten Dienern gege sie anzihen / denen eine schöne Gutsche mit Frauenzimmer / und zween beladene Wagen samt etlichen gefangenen nachfolgeten. Jene wurden dieser auch zeitig gewahr / und weil Siegward seinem lieben Fräulein sein gutes Herz /und daß er nicht allein mit Räubern sondern auch mit ehrlichen Rittern kämpffen könte / gerne wolte sehen lassen / auch Baldrich nit dawieder redete / sendeten sie ihren Italiänischen Leibknaben ihnen entgegen /und liessen ihrer zween auff ein ritterliches Speerbrechen ersuchen; welches ihnen zum erstenmahle höflich abgeschlagen ward / mit vorgeben / sie hätten anjezt nöhtigen geschäften nachzureiten / wodurch sie gehindert würden / in ihr begehten einzuwilligen /auff eine andere und bequemere Zeit aber solte ihnen gerne gewilfahret werden. Jene kunten damit nicht friedlich seyn / wusten nicht / ob sie es vor eine Verachtung oder Zagheit außdeuten solten / und bohten ihnen hinwieder zu; ob zwar ihr gebrauch nicht währe / andere als ihre und der Tugendfeinde zum Streit zu nöhtigen / auch ihnen ihren Weg gerne gönneten /wolten sie ihnen dannoch zubedenken geben / obs ihrem herlichen ansehen nicht wol anstünde / etwa durch einen Rit allen ungleichen Verdacht von sich abzulehnen. Worauff Herkules antwortete: Feiner Knabe / sage deinen Herren / ihre Höfligkeit mache /daß wir viel von ihnen halten / und weil sie unser eilfertigkeit unberichtet sind / ich sie dessen nicht verdenke / wann sie ungleiche gedanken von uns schöpffen; wir wollen ihnen aber solche benehmen / und ihnen den Rit zu willen seyn / daß sie nur bald loßdrücken. Jene liessen ihnen diese Antwort wolgefallen / und machten sich an beyden seiten fertig / da Siegward auff Ladisla / Baldrich auff Herkules seinen Bruder loßging und traffen beyderseits dergestalt /daß die Splitter in die Luft fuhren / doch ward keiner gefellet / wiewol Siegward und Baldrich im Sattel schwanketen / aber doch fest sitzen blieben / dessen unsere Helden sich nicht wenig wunderten / und sagte Herkules zu Ladisla / ich hätte nicht gemeinet / daß mir ein Ritter diesen Stoß ungefellet außhalten sollen. Sie nahmen beyderseits neue Speer / wageten den andern Rit heftiger als zuvor / und empfunden der Stösse alle viere / aber Baldrich und Siegward wurden Stegreiff loß / daß sie des falles sich mit noht enthielten / welches sie heftig verdroß. Herkules und Ladisla / sahen sich umb / der Meynung / ihre Bestreiter solten erleget seyn / welche
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