Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Wagen vorlieb nehmen / damit sie auch sehr wol zufrieden wahren. Die Fürsten ritten auff ihren ungesattelten Pferden neben dem Frauenzimer so zierlich daher / machten auch allerhand Sprünge und Ringeläufchen mit ihnen / als hätten sie die bequemsten Sattel auffgehabt. Ihren Weg setzeten sie fort / so viel ihre schwerbeladene Wagen uñ angebundene Gefangene folgen kunten / und weil die Pferde davor ermüden wolten / ließ Fr. Sophia sich von Baldrich / und Frl. Sibylla sich von Siegward vor sich auff dem Pferde führen / da ihnen Kleider untergelegt wurden / daß hiedurch das Fräulein mit ihrem lieben Fürsten in zimliche Kundschafft geriet / dem sie etliche Küsse gönnen muste / weil sie dessen auff dem Pferde sich nicht entbrechen kunte / da sie ihn gleichwol seiner zugesagten Mässigkeit erinnerte / und auff der Zuchtbahn stets erhielt. Es wahr ihr Glük / daß ihre Reuter sich in das nähstgelegene Dorff eingelegt hatten /deren etliche auff sie stiessen / mit welchen sie daselbst einkehreten / ihre köstliche Harnische anlegeten / und grosse rohte Federbüsche auff den Helm stecketen / namen auch ihre schneeweisse wolgeputzete /und mit schönen Decken gezierete Handpferde / auff welchen sie den Einrit halten wolten. Fr. Sophia leihete daselbst von einer reichen adeliche Witwen eine schöne Gutsche / setzete sich mit dem Frauenzimmer drauff / und zogen mit wolbefriedigtem frölichen Herzen des geradesten Weges nach Padua zu. Der Stathalter hatte diesen Morgen sehr früh die Lösegelder durch dieses Dorff fortgeschikt / welches Fr. Sophien angezeiget ward / welche ihnen zween Teutsche Reuter nebest Appius nachschickete / ihnen das wiederkehren anzudeuten. Die Eltern zu Padua erwarteten ihrer Kinder Ankunfft mit Schmerzen / unter der herznagenden Furcht / es möchten die Räuber nach empfangenen Geldern nicht Glauben halten / sondern durch Unkeuscheit und ihrer Töchter Schönheit gereitzet / ihren Ehren Abbruch tuhn / gedachten deßwegen hin und her / wie es am fügligsten anzugreiffen währe / kunten aber kein ander mittel finden / wie klug sie sonst wahren / und sagte der Stathalter zu Herr Kornelius; wir müssen der himlischen Vesehung alles befehlen / welche sie bißher gnädig bewahret hat / sie auch ferner erhalten / und vor unehr schützen kan. Er hatte dieses kaum außgeredet / da hörete er von allen Türmen lermen blasen / und als er nachfragen ließ / ward ihm zur Antwort gebracht / daß etliche tausend Reuter mit sehr vielen Wagen / Gutschen /und einem getürmeten Elefanten sich im offenen felde sehen liessen / und der Stad gerade zu zögen. Der Stathalter hielt vor gewiß / es würde der Römische Käyser selber seyn / und machte sich fertig ihm entgegen zu reiten / und in aller untertähnigkeit ihn zu empfahen. Aber eben dieses befürchteten sich Herkules und Ladisla / deßwegen ritten sie mit dem jungen Fabius spornstreichs vorhin / wurden auch vor dem Tohr alsbald erkennet / und unwegerlich eingelassen /und als auff ihre frage nach des Stathaltes gesundheit / ihnen dessen wolergehen vermeldet ward / ritten sie gleich nach seinem Hofe zu / stiegen im vorderplatze ab / und gingen miteinander ohn einiges anmelden die Stiege hinauff in den grossen Gastsaal / woselbst der Stathalter auff einem Stuel saß / und ihm die Sporn umbgürten ließ. Da er nun seinen geliebten schwieger Sohn in einem treflichen TyrischenPurpur mit den kostbahresten Demanten besetzet hinein treten sahe /fließ ihm beydes vor freuden und betrübnis eine geringe Ohmacht zu / daß ihm unmöglich wahr / so schleunig auffzustehen / und ihnen entgegen zu treten / erhohlete sich doch / in dem sie sich vor ihm stelleten /fiel anfangs Ladisla umb den Hals und küssete ihn aus väterlicher neigung; hernach empfing er Herkules und seinen Sohn / und sagte: O seid mir wilkomen ihr meine hochwerte allerliebste Herrn / Freunde und Söhne / deren ankunft ich mir diese Stunde nicht vermuhten wahr / und weiß nicht / warumb mir der Himmel allemahl zwischen der Vergnügung den bittern Wermutsafft einmischet / dessen ihr nicht erschrecken sollet / uñ ich euch doch nicht verbergen kan / wie daß nehmlich vorgestern meine herzliebe Töchter Sophia / Ursul und Sibylla / auff eins ihrer Landgüter außgefahren / und von etlichen Räubern angehalten sind / biß ihnen ein gewisses Lösegeld eingehändiget werde / vorauff sie alsbald und ohn alle schmälerung ihrer ehren wieder sollen loßgelassen werden; habe demnach solche Gelder schon an den mir
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