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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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lange weisse Feder / die ihnen auff dem Rücken herunter hing; die Stiefeln wahren von weissem zarten Leder / und die Sporn gülden / und führeten in der rechten Hand einen weissen Elfenbeinen Stab mit güldenem Beschlage. Ladisla mit seinen Gefärten machten sich hin zu den ihren / und erwartete der Stathalter uñ sein Gemahl im Mittelplatze ihrer lieben Kinder /da die jungen Herlein nachgetragen wurden. Sie empfingen die drey Helden mit frölichen Geberden / hielten den beyden Vätern ihre Söhnlein zu / und sagte die Großmutter: Da sehet ihr eure wolgestalte liebe Kinderchen zum ersten mahle / welche euch der mildreiche Gott in eurem abwesen bescheret hat. Ladisla trat mit grosser Herzensfreude hinzu / da sein Herkuladisla ihn lieblich anlachete / uñ das Abba dreymahl lallete / noch ehe er ihn anrührete / worüber ihm die Freudenträhne aus den Augen hervor drungen / daß wie feste er sich hielt / dieselben doch nicht hinterbleibe wolten / nam deswegen das liebe Kindichen auf seine geharnischte Arme / herzete es etliche mahl und sagte: Der Almächtige Gott und Schöpffer Himmels und der Erden verleihe dir seine Gnade / und lasse dich in Erkäntniß der Himlischen Warheit auffwachsen / daß du ein Erbe bleibest des ewigen Lebens. Fr. Sophia und Ursul kahmen aus der Gutsche darzu gangen / und da sie ihre Gemahlen sich dergestalt mit den Kindern ergetzen sahen / wurden sie vor Freuden laut weinen / daß es im ganzen Platze gehöret ward / und fing Fr. Sophia zu ihrem Söhnlein an: Du mein herzallerliebstes Schäzchen / an dem ich diese Zeit über alle meines Kummers Vertreibung gehabt / jezt sihestu deinen Herr Vater zum ersten mahle; aber der barmherzige Gott verleihe mir und dir / daß er uns ja nimmermehr solcher gestalt entwanderen möge. Der Stathalter trat mit hinzu / und sagte zu seiner Tochter: Geliebtes Kind / du hast mir nun zum andern mahle durch dein gar zu kühnes ausfahren grosses Herzleid gemacht / welches du leicht hättest verhüten können / wann du nur etliche wenig Reuter zu dir genommen; doch weil der heutige Tag uns zur sonderlichen Freude gemacht ist / wil ich mit scharffen Reden dir dein Verbrechen nicht aufrücken / hättest aber bey deinem Gemahl wol verdienet / daß an stat freundlicher Begrüssung er dir einen guten Auswischer erteilete / damit du hernähst dir solches liessest zur Warnung diene. Ladisla antwortete an ihrer stat. Es kan seyn / mein Herr Vater / daß mein allerliebstes Gemahl in diesem falle gesündiget hat / und ihren Eltern grosse Bekümmerniß erwecket / aber ich bitte / dz ihr auch vor dißmahl noch dieser Fehler möge verzihen werden / dañ wil ich mich in Bürgschafft stellen / daß sie nach diesem vorsichtiger gehen wird. Ja / Gott weiß / sagte Frau Sophia / daß mir in diesem Unfal meiner lieben Eltern Kummer ja so sehr als meine eigene gefahr zu herzen gangen ist /und weiß nicht / durch was Hinderniß ich vergessen /etlichen Reutern zubefehlen / daß sie mir folgen solten / wie ich mir festiglich vorgenommen hatte. Ich habe es ja angehöret / sagte das Fräulein / daß ihr des Abends zuvor es bey dem Gutscher also bestelletet /der ohn zweifel aus Vorsaz es unterlassen hat. Was sol ich dann weiter machen? fuhr Fr. Sophia fort /Gott schicket den lieben seinen auch zuzeiten wegen ihrer Sünde ein Unglük zu / in welchem er doch am kräfftigsten bey ihnen stehet / und hiedurch viel gutes wirket / erstlich / daß wir unsere Bosheit erkennen /und / daß wir noch viel härtere Straffen mit unsern Sünden bey Gott verdienen / wann er nach seinem strengen Rechte mit uns verfahren wolte; dann auch /daß wir in unserm Gebeht zu Gott angefrischet werden / dessen wir in Glückes Zeiten viel in vergeß stellen; endlich auch / daß wir Gottes almächtige Hülffe erfahren / und ihm davor von herzen danken. Ja wer weiß / ob nicht zum sonderlichen Glücke meiner Frl. Schwester es also hat ergehen müssen? Sibylla erröhtete hierob im ganzen Angesichte / und wahr ihr unmöglich / es zubeantworten. Ladisla hörete seines Gemahls gottfürchtige Reden mit grosser Herzensfreude an / und wunderte sich / daß sie in Erkäntniß des heiligen Willen Gottes schon so weit kommen wahr /hielt sich auch fertig / ihr eine Christliche Antwort zugeben; aber sie fassete ihn beym Arme / und sagte: Kommet mein geliebtes Herz / der Wund Arzt wartet schon auff euch / und werde ich nicht frölich seyn /ehe ich weiß / ob eure Wunden ohn gefahr sind. Er folgete ihr mit lachendem Munde / und

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