Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Gemahl und König wieder sehen und umbfahen? wie so gar unvermuhtlich und doch überreichlich ersetzet Gott meine zweitägige außgestandene Unglükseligkeit durch die Ankunft meines herzgeliebten Gemahls. Mit diesen Worten umbfing sie ihn aus inbrünstiger Liebe / und hing als eine Klette an ihm / daß sie ihrer selbst drüber vergaß; biß Ladisla sie fragete / ob sie seinen Herkules uñ ihren Bruder Fabius nicht gesprochen hatte; Ach nein / sagte sie / wo sind sie dann? Ihr habt ja / antwortete er / den Streit zwischen Herkules und Baldrich auffgehoben. Ich habe seine Erkäntnis nicht abwarten können / sagte sie / damit ich auch euer Gefechte beylegen möchte / als ich sahe /daß jener Feindschaft so bald geendiget wahr. Aber O mein Schaz / ist dann unsere Frl. Schwester Frl. Valiska auch erlöset? Ja Gott lob / sagte er / sie wird mit ihrem Söhnlein Herkuliskus und Frl. Lukrezien Pompejen schon zu Padua angelanget seyn. Hievor sey dem almächtigen Gott lob und preiß gesaget / antwortete sie; aber versichert euch mein Schaz / dafern diese beyde trefliche Fürsten uns nicht durch sonderliche wunder-schickung Gottes zu hülffe kommen währen / würdet ihr mich lebendig nicht wieder gesehen haben / dann nach verlust meiner ehren (die mir niemahls / auch vor zwey Jahren unter den Baumen nicht näher / als heut diesen Morgen gewesen) würde vor euren keuschen Augen ich mich lebendig nicht haben finden lassen. Herkules und Baldrich hatten ihr umbfahen auch zum Ende gebracht; Beata aber / Fr. Sophien Leibdienerin ward von dem Fräulein befehlichet / von der Gutsche zu steigen / um zuvernehmen / was vor fremde Ritter nach beygelegtem Gefechte mit den beyden Fürsten solche Freundschaft pflögen / welche bald wieder umbkehrete / schlug in die Hände / und rief ihnen zu: O Gott lob / Gott lob / König Ladisla und GroßFürst Herkules; König Ladisla und GroßFürst Herkules! Fr. Ursul kunte auff diß Wort nicht länger verzihen / lieff Herkules entgegen / und rieff ihm von ferne zu / ob ihr Fabius nicht mit überkommen währe; welcher aber mit entblösseten Häupte schon daher sprengete / machte sich herunter / und empfing sie mit frölichem Herzen. Das Fräulein stieg auch ab / und nahete sich zu Herkules / welcher sie umfahend brüderlich küssete / und zu ihr sagete: In Ehren herzgeliebete Frl. Schwester / ich erfreue mich von herzen ihrer Erlösung und guten Gesundheit / und bitte Gott / daß er sie in stetem Auffnehmen ihrer Ehren und Vergnügung erhalten wolle. Das liebe Fräulein bedankete sich sehr freundlich / erfreuete sich seiner glüklichen Wiederkunst / und fragete nach seines hochwirdige Gemahls wolergehen / dessen sie bald berichtet ward. Diese lieben Freunde kunten des wilkommens nicht zum Ende gelangen; Ladisla und Baldrich / Herkules und Siegward liessen alle brüderliche Bezeigung sehen / und ob gleich Ladisla und Siegward etwas verwundet wahren / achteten sie dessen doch nicht / biß Fr. Sophia das Blut an ihnen spürete / und sie die Waffen abzulegen erinnerte / welches doch nie geschahe / sondern weil es schon zimlich späte auff den Nachmittag wahr / setzeten sie sich auff / und zogen nach der Stad. Die Stathalterin hatte ihren Sohn und Schwieger-Sohn noch nicht gesehen /sondern da sie wieder hinaus geritten wahren / meldete ihr Gemahl ihr deren Ankunfft an / und tröstete sie in ihrer Betrübniß; dann sider ihrer Tochter Verlust hatten ihre Trähnen sich nicht gestillet. So bald aber deren Erlösung ihnen durch einen Reuter zuwissen getahn ward / da erhuhb sich Fröligkeit / und wusten nicht / was sie vor Freuden ansahen wolten; legten schöne Feirkleider an / und putzete insonderheit die Großmutter die beyden jungen Herrlein auffs köstlichste / welche schon anfingen das Abba zusprechen; dann der kleine Fabius wahr ein Jahr und 16 Wochen alt; Herkuladisla eilf Wochen und drey Tage jünger /nachdem jener am 28 des Weinmonats / dieser am 18 des Jenners im folgenden Jahr / zur Welt gebohren wahr / und man heut diesen Tag den 22 des Hornungs schrieb. Als unsere Geselschafft zur Stad einritten /kehreten Baldrich uñ Siegward in eine Herberge / woselbst dieser seine Wunden verbinde ließ / deren die schlimmeste wahr / welche er von dem Räuber empfangen hatte / daß er den Arm in einer Binde tragen muste / weil er schon ein wenig entzündet wahr. Sie legeten beyde einerley Kleider an / von Graßgrünem Atlaß mit Golde reichlich gesticket; auff dem Hute hatten sie eine Schnuhr von Demanten / und eine
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