Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
keine Zeit zum langen Gespräch übrig hatten / bekam der Bruder die Verheissung von der Schwester / sie wolte sein Beylager ihr eben so hoch als ihr eigenes lassen angelegen seyn /hoffete auch / durch Ladisla Vorbitte wol durchzudringen. Sie verfügeten sich also wieder nach dem Saal / gleich wie der Bräutigam durch eine andere Tühr hinein trat / und der Stathalter jhn nach freundlichem empfahen dem Fräulein zuführete; welches die anwesende nicht wenig befremdete / aber durch des Stathalters Vorbringen bald unterrichtet wurden / welcher also anfing: Geliebte Herren und Freunde; da sehet ihr den vortreflichen Ritter und Herrn / Herrn Ladisla / dem zwar viel ein höher EhrenNahme zustehet / welchen ich doch / weil es ihm also gefället /gerne ungemeldet lasse. Dieser Herr / was massen er meiner liebsten einigen Tochter Ehr und Leben gestern und heut geschützet / ist niemand unter euch unwissend. Als ich nun gemerket / daß eine brünstige wiewol zuchtige Liebesflame sich zwischen ihnen angezündet / daß sie lieber allein / als in anderer Gegenwart mit einander schwatzen wollen / und aber in meiner Jugend an mir selbst und meiner Pompejen erfahren / daß wann die Vogel beginnen zu nisten / sie sich schon vergesellet haben / und auff weiteres gedenken /so habe ich das rahtsamste zu seyn gemeynet / jhnen den Zweg umb so viel näher zu stecken / damit allerhand Ungelegenheit und Verdacht möge abgewendet werden; bin demnach entschlossen / ihnen diesen Abend das Beylager zu machen / damit nicht morgen ein ander kome / der / wie heut geschehen / meiner Tochter halben des Lebens ohn werde / oder es einem andern nehme. Was diesen Ritter und Herren betrifft /dafern ich nicht wüste / ihn meiner Tochter gnug wirdig zu seyn / hätte ich ein so wichtiges Werck in langwieriges Bedenken gezogen / ohngeachtet er meine Tochter ihm selbst erstritten hat; Wollen demnach meine Herren und Freunde dieser Schleunigkeit sich nicht verwundern / oder einige ungleiche Gedanken darauß schöpffen / nachdem ich sie bey meinen Ehren versichern kan / daß der H. Bräutigam und die Braut dieses mein Vorhaben kaum vor anderthalb Stunden selbst erfahren. Die Anwesende gaben ihm recht / nur daß H / Kornelius / der ihm am nähesten stund / ihm heimlich ins Ohr raunete; Er wünschete von herzen Glük und Heil zu der Heyraht / hätte daran durchauß nichts zu tadeln / wann es nur von andern im besten auffgenommen würde / daß man so geschwinde verführe / und gleichwol fein stünde / daß man Herrn Ladisla ehe vor einen Freyer als Bräutigam erkennete. Aber der Stathalter gab zur Antwort: Es hinderten ihn böser Leute Mäuler nicht / die viel zu geringe währen / seinen heiligen Vorsaz wanken zu machen. Indessen fing Ladisla also an: Hochmögender Herr und Vater /auch Gn. Fr. Mutter / und sämtliche werte Herren /Frauen / Fräulein und Freunde: Das eigenwillige Glük / welches mir / ungeachtet meiner Jugend / manniche Tük erwiesen / hat sich heut so überflüssig günstig erzeigt / dz ich alles vorige hiedurch tausendfach ersetzet halte / indem es meinen Herrn Vater beredet / das Durchleuchtige mit allen jungfräulichen Gaben und Tugenden außgezierte Fräulein / seine herzvielgeliebte Frl. Tochter mir nicht allein zu versprechen / sondern alsbald darauff an die eheliche Hand zu geben. Wie ich nun hiedurch den inniglichen Wunsch meiner Seele erhalten / also befinde ich mich schuldig / vorerst meinem Herr Vater und Fr. Mutter / Dank und kindlichen Gehorsam / meiner herzgeliebten Frl. Braut eheliche Träue und Ergebenheit; und der gesamten hochansehnlichen Freundschafft / gebührliche Ehre zu leisten. Weil aber solches in einem oder wenig Tagen von mir gebührlich nicht verrichtet werden kan / bitte ich sehr / mir die Zeit zu gönnen / welche mein Gemüht allerwerts erzeigen / und mich ihren nicht allerdinge unwirdige Sohn / Ehegemahl /Schwager und Freund erweisen könne. Der Stathalter antwortete: Geehrter Herr und Sohn / es ist sein Gemüht und Wille uns durch eine solche Taht erzeiget und kund getahn / daß man an dem künfftigen durchauß nicht zuzweifeln hat. Wir an unser seite erklären uns hinwieder zu aller Elterlichen und Schwägerlichen Freundschaft und Liebediensten / hoffen daneben / mein geliebtes Kind werde von uns dergestalt aufferzogen und unterrichtet seyn / daß sie jhren Herrn und Ehegemahl wird gebührlich zu ehren und lieben wissen / worzu sie nochmahls in Gegenwart dieser Gesellschafft von mir väterlich ermahnet wird.
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