Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Werbung ungescheuhet vortragen / welche sie anzuhören bereit und willig währe. Worauff er also anfing: Durchleuchtigste Hochgepreisete GroßFürstin / gnädigste Frau; unter andern hohen und lobwirdigen Tugenden / welche eure Durchl. in dieser ihrer Jugend schon durch den grösten teil der Welt berühmt gemacht haben / ist nicht die geringste / daß ihren ärgesten Feinde zuvergeben / und der Elenden sich anzunehmen / aus getrieb ihrer angebohrnen gütig- und barmherzigkeit / sie so gar willig und bereit ist / wodurch sie dann ihren Stuel den himlischen Göttern schon sehr nahe gesetzet hat. Nun weis ich nit / ob ihrer Durchl. es mag kund getahn seyn / was gestalt meines allergnädigsten Königes Herr Sohn / der Durchleuchtigste / anjetzo leider! allerelendeste Fürst Markomir / bald nach eurer Durchl. gewaltähtige entführung / umb dero Heyraht zum andernmahl anwerbung getahn / und durch die hochbetrübte Zeitung ihres verlustes / in so tieffe und schwermühtige traurigkeit und bekümmernis gerahten / daß er endlich seiner Vernunfft beraubet ist / und in banden muß verwahret werden / woran seine Königliche Eltern ein unaussprechliches Herzleid sehen / und vor grosser betrübnis kaum zubleiben wissen. Es hat sich aber vor weniger Zeit ein berühmter Arzt bey ihnen angemeldet / und zur wiederbringung des jungen Fürsten Gesundheit den trostlosen Eltern gute Hoffnung gemacht / dessen Arzney die himlischen Götter gesegnen wollen; und ist desselben wolmeintlicher Raht und gutdünken / es würde kein Ding in der Welt seinen Pflastern und anderen Arztneien stärkere Kraft mitteilen / als wann ihre Durchl. gnädigste GroßFürstin / sich dieses elenden wizlosen jungen Fürsten in so weit erbarmen / und durch ein freundliches Brieflein seine zuschlagene uñ nider gedrückete Geister wolte helffen auffrichte; welches wie ihrer Durchl. es weder Schimpff noch Schaden bringen kan / sondern vielmehr zu grösserer ausbreitung ihres Lobes dienen wird / also wird dieselbe dadurch meinen Großmächtigsten König sich dergestalt verbunden machen / daß er mit rechtschaffener väterlicher neigung derselbe wird zugetahn und ergeben seyn; daß ich geschweige /was vor Ruhm uñ Ehre derselben zuwachsen wird /wann durch dieses mittel / sie dem jammervollen Fürsten seinen Verstand; den traurigen Eltern ihren Sohn; und dem Franken- und Sikambern Volke ihren künftigen Beherscher wieder geben würde. Dieses / Durchleuchtigste GroßFürstin / habe auff meines Königes begehren / kraft dieses Befehl-brieffes (welchen er der GroßFürstin ehrerbietig einlieferte) vortragen sollen /nicht zweifelnd / eure Durchl. werde solches gnädigst vermerken / und sich nicht wegern / demselben seine Gesundheit und menschlichen Verstand wieder zubefodern / der bloß allein aus gar zuheftiger Liebesbegier nach eurer unvergleichlichen vortrefligkeit / solches ädle Kleinot verlohren / und einem unvernünftigen Vieh fast åhnlich worden ist. Womit er unter traurigen geberden seiner Rede die Endschaft gab. Die GroßFürstin ließ nicht weniger bey seinem vorbringen ihr mitleiden sehen / und nach verlesung des Brieffes antwortete sie also: Mein Freund / Herr Farabert; das unverdienete Lob / welches in seiner Rede er mir zulegen wollen / muß ich billich von mir ablehnen / uñ doch seine gute gewogenheit daraus erkennen; sonst mag er sich wol versichern / daß der leidige Unfal /welcher den Durchleuchtigsten Königlichen Fürsten /Herrn Markomier getroffen / mir nicht weniger zu herzen stosset / als sähe ich denselben gegenwärtig an meinem leibliche Bruder / insonderheit aber schmerzet michs über die masse / daß ich dessen eine Ursach sol gehalten oder genennet werden / daher ich weder Gefahr / noch mühe und kosten sparen wolte / wann ich einiges ehrenbilliches Mittel zubedenken wüste /den lieben Fürsten / dem ich in warheit Schwesterliche Hulde trage / von seinem Unglük zuerledigen; warumb solte ich mich dann wegern / dessen Liebe mit einem Schreiben zubegrüssen. Ich habe aus seinem vornehmen zur gnüge verstanden / daß dieser euer Fürst mir von herzen gewogen gewesen / würde mich auch nicht gewegert haben / seinem ehrliebenden ansuchen stat zugeben / wann ich nicht schon vorhin mich an den Durchleuchtigsten GroßFürsten /Herrn Herkules / meinen jetzigen Gemahl äid-ehelich versprochen gehabt / welches doch dazumahl meine leibliche Fr. Mutter nicht wuste / ich auch lieber hundert tausendmahl hätte sterben / als solches Gelübde brechen wollen /
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