Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ganze Nacht mit behten zubrachten / weil es ihr schwer ankam / biß sie gegen Morgen eines jungen Söhnleins genase. Desselben Tages ward die öffentliche Verlöbniß mit Herr Skaurus und Frl. Helenen gehalten / wurden auch des Abends ehelich beygeleget / da der Stathalter ein Schreiben von seinem Bruder aus Rom / dieses Inhalts bekam:
Freundlicher geliebter Bruder; daß es dir samt den lieben deinen nicht allein wolgehet / sondern auch dein teurer SchwiegerSohn mit seinem unvergleichlichen Gesellen GroßFürst Herkules / nach wolverrichteter Erlösung ihrer Schwester und Gemahl frisch und gesund wiederumb bey dir angelanget / erfreuet mich sehr. Die Gefahr und Besreyung meiner lieben Tochter / hat mir Angst uñ Freude erwecket; erkenne dem streitbahren Schwedischen Fürsten mich davor verbunden; da auch hochgedachter Königlicher Fürst eheliche Liebe bey meinem Kinde / wie gemeldet wird / suchet / und du es vor gut und rahtsam achtest / sol sie ihm zu ehren unversaget seyn; wollest mir demnach weiter schreiben / was vorgehen wird / damit ich der Vermählung / wo möglich /selbst beywohnen / und meine Tochter nach Standesgebühr aussteuren möge. Käyserl. Hocheit dürffte ehist auffbrechen / die Pannonischen Grenzen zubesichtigen /und ihren Weg auff Padua zu nehmen / insonderheit / da Ihr der hochgedachten Herren glükliche Wiederkunfft vorkommen solte. Gehabe dich wol / und melde der HochFürstlichen Geselschafft / nebest andern Anverwanten und Freunden meinen Gruß und Dienste an. Ich bin und verbleibe dein geträuer Bruder
Markus Fabius.
Nach Verlesung rief er seine Tochter und Fr. Sibyllen zu sich / und sagete zu ihnen: Lieben Kinder / jezt wird guter Raht sehr teur seyn / und mag den besten geben / der ihn hat; dann mein Bruder / wie ich aus diesem seinen Schreiben vernehme / kan in Fürst Siegwards Heyraht durchaus nicht einwilligen; nicht daß er ihn dessen unwirdig achte / sondern / weil er schon einem andern sein Kind versprochen hat / da Käyserl. Hocheit nicht allein Freywerber gewesen /sondern durch ihn der Schluß geschehen ist / welcher durch kein Mittel kan auffgeruffen werden; und erfreuet mich noch in diesem herben Unglük / daß wenig Menschen Wissenchafft drumb haben / daß meine Tochter Sibylla schon ins Ehebette getreten /kan auch wol vertuschet werden / und muß der Fürst mit der vier oder fünfftägigen Niessung zufrieden seyn / nach dem er euch / geliebtes Kind / doch nicht behalte kan. Der frommen Fürstin wahr nicht anders zumuhte / als hätte man ihr die lezte Todes-Urtel gesprochen / sagte daher zu Fr. Sophien: Ihr wisset /herzliebe Fr. Schwester / wie sehr ich euch gebehten /das Beylager biß auff meiner lieben Eltern Bewilligung auffzuschieben / da hingegen ihr mich deren gutheissen stets versichert habt; nicht rede ich solches /euch etwas vorzuwerffen / sondern mich zuentschuldigen / daß meine Eltern vorbeyzugehen ich nicht willens gewesen bin. Nachdem aber nun meinem werten Fürsten ich durch Priesters Hand einmahl zugeführet /und die Ehe allerdinge volzogen ist / sol mein Gott mich schon davor bewahren / daß ich in Ehebruch einwilligen wolte; sondern weil man GOtt mehr als Menschen gehorchen muß / wil ich entweder meinen Fürsten behalten / oder frölich und wolgemuht sterben. Käyser und Eltern mögen hierunter nach belieben wählen / wann nur mein herzgeliebeter Fürst ausser Noht / und Gefahr bleibet / welchen ich gleich jezt erinnern wil / sich stündlich aus dem Staube zumachen; mit mir schicke es mein Gott nach seinem Willen; eins weiß ich wol / daß ein ander Mannesbilde mich nimmermehr lebendig auff solche weise berühren sol. Unter dieser Rede gab Fabius seiner Tochter durch winken zuverstehen / daß es Scherz wahr / deswegen nam sie die Antwort auff sich / und sagete: Herzliebe Schwester / es ist mir dieses Unglük sehr leid / und weiß nit / wie man demselben begegnen sol; Ich frage aber nur / ob das Beylager schon biß heut währe aufgeschoben / wolte sie auff diese ihres Herrn Vaters Erklärung wol rükfällig werden / und dem Fürsten die Zusage auffruffen? nimmermehr bilde ich mir solches ein / weiß auch versichert / der Fürst würde sich damit nicht haben befriedigen lassen. Ist demnach das ergangene nicht anzuklagen / sondern das künfftige zubetrachten / worin ich doch wenig Raht weiß; dann was wil man gegen den Käyser einwenden? Euer Herr Vater hat es dero Hocheit in die Hände übergeben /und kans nicht wiederruffen; so mag auch solche
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