Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Römischen Reich zugefallen tuhn / gegen deren Feinde (die nicht unsere eigene Landsleute oder Bundgenossen seyn möchten) auff begehren hülffe leisten / und Zeit unsers Lebens alle Teutschen / Böhmen und Schweden / von aller feindseligkeit wieder den Römischen Nahmen / nach vermögen abhalten wollen; solten auch in unsern Königreichen / Fürstentühmern und Herschaften einige Römische Leibeigene und Gefangene sich befinden /wollen wir dieselben entweder ohn entgelt / oder doch durch unsere Kosten loßmachen / und biß an die Römischen Grenzen sicher geleiten lassen / auch im übrigen uns dergestalt bezeigen / daß eure Käyserl. Hocheit unsere willige begierde zur dankbarkeit / ob Gott wil / spüren wird. Nach geendeter Rede / traten sie wieder hin zu dem Käyser / uñ küsseten ihm die Hände demühtig. Der Käyser saß als ein Verzücketer auff seinem Rosse; bald betrachtete er Herkules Schönheit / bald seine süsse beredsamkeit / bald das hohe Lob seiner herlichen Tahten in dieser Jugend /da ihm der Bart erst zu wachsen anfing; bald erwog er ihre sämtliche Fürstliche Geberden / frische unerschrockene Angesichter / und anmuhtige funkelnde Auge / und antwortete endlich mit sanftmühtiger Stimme: Ihr Durchleuchtige Fürsten und hochgepreisete Helden / die ihr der ganzen Weltscheinet zu dienste gebohren seyn; was gebrauchen eure Liebde vor entschuldigung? ja was klagen sie sich einiger undankbarkeit an mit Worten / und erzeigen nicht desto minder in der Taht viel grösseren Dank / da sie gar keinen schuldig sind? Eure Dienste und Woltahten /durch preißwirdige tapfere bestreit- und vertilgung der verschwornen Räuber / dem Römischen Reiche erzeiget / deren auch eurer Liebden Herrn Bruder und Oheim neulich teilhafftig worden sind / haben Ehre und vergeltung verdienet / und zwar ein mehres / als bißher geschehen ist; und dannoch müssen wir uns noch durch schwere lasten / eurer in Asien erstrittenen Schätze überladen lassen / dessen unsere Fr. Mutter und wir / uns nicht unbillich beschweren; welches auff bessere gelegenheit sol ausgesetzet seyn. Die angebohtene Freundschaft und Verbündnis nimt dz Römische Reich willig und mit auffrichtigem Herzen an / erkläret euch / eure Königreiche / Fürstentümer und Herschaften nochmahl vor freie Freunde / und beut euch wieder eure Feinde / die nicht unter Römischen Schuz gehören / Hülffe und beystand an / insonderheit / weil eure Liebden durch Römische heyrahten / wozu wir Glük / Heyl und Segen wünsche / ihre Freundes-Gemühter gegen das Römische Reich zur gnüge erscheinen lassen. Wir werde uns aber in dieser unser Beredung unter dem freien Himmel mässigen / und nach Padua uns erheben / das hinterstellige daselbst zuverrichten. Begehrete hierauff / daß unsere Fürsten sich wieder zu Pferde setzen möchten / mit Vorwendung / es unvonnöhten gewest währe / daß sie davon abgestiegen. Ladisla winkete ihren Pferdeknechten /da zween starke Teutschen Herkules Blänken leiteten / der sich überaus unbändig stellete / daß der Käyser fürchtete / er würde seinen Reuter nicht auffsteigen lassen; welcher aber hinzu trat / und ihm einen Streich mit der Geissel über die Lenden gab / welches das Pferd geduldig litte / und sich wie ein Lamb oder Hund von ihm streicheln ließ. Der Käyser fragete Ladisla / was art dieses Pferd währe; dem er zur Antwort gab: Der GroßFürst aus Meden / des gegenwärtigen Fürst Arbianes Herr Vater hätte es eine zeitlang im Stalle gehabt / aber wegen seiner halsstarrigen Unbendigkeit nie gebrauchen können / biß seine Frl. Schwester / dazumahl unter 16 Jahren ihres Alters / es gebendiget und zuerst beritten; nach deren Abschied es vorige Wildheit wieder angenommen / biß sein Bruder Herkules es zum sonderlichen Geschenke von hochgedachtem GroßFürsten bekommen / und es unter de Sattel gebracht / wiewol es noch diese Stunde keinen Menschen / als diese beyden seine ersten Reuter auffsitzen liesse. Der Käyser hörete solches mit Verwunderung an sahe unterdessen fleissig zu wie artig Herkules hinauff sprang; da das Pferd wegen seines ädlen Reuters mit solche Stolze die Füsse warff /sich richtete / und zierliche Sprünge verrichtete / an denen doch das allergeringste nicht zutadeln wahr. Es wolten zwar unsere Helden hinter dem Käyser herreiten / aber sie musten ihm zur Seite bleiben / und ihn zwischen sich nehmen / und folgeten die drey Fürsten allernähest nach / da es allerhand freundliche Gespräch unter ihnen gab / und
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