Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Nase / wie er vorgab / hinweg gefreiet hätten /deren eine nach freier Wahl er gesinnet gewesen zuheyrahten. Unter dem Tanzen saß der Käyser bey Ladisla / und hatten ihre Unterredung von Herkules / insonderheit von seiner Knechtschafft zu Rom / da der Käyser sich nicht müde hören kunte / dann er wahr unserm Herkules dermassen gewogen / daß er mit den Gedanken umging / ihn vor einen Neben-Käyser zuerklären / welches er ihm noch desselben Abends durch den Stathalter zu Padua antragen ließ; Er aber lehnete solches demütig ab / vorgebend / er befünde solche Wirdigkeit und Vermögen bey ihm gar nicht / hätte auch kein belieben einige Herschafft anzutreten / sondern / wo möglich / sein Leben in stiller Ruhe zuzubringen; dessen der Käyser sich zum höchsten verwunderte. Fürstin Sibylla wahr diesen Abend sehr bemühet / wie sie ihrem Oheim Pupienus Frl. Virginien guten Willen erwürbe / führete ihr sein trefliches Herkommen / adeliche Sitten / hochberümte Tapfferkeit und grossen Reichtuhm zu gemühte / beklagete sein Elend / in welchem er wegen ihrer Härtigkeit sein Leben führete / rühmete seine geträue Liebe gegen sie / uñ baht durch ihre Schwesterliche Vertrauligkeit /ihm die wolwirdige Gunst mitzuteilen. Das Fräulein gab ihr alles gerne nach / ohn das lezte / sagte sie /währe ihr ungläublich / daß er einige Liebe zu ihr tragen solte / nachdem alle mahl / wann er mit ihr redete / seine Worte so kalt und unzierlich sich vermerken liessen / als ob er mit einer unwerte sprachete / oder auff eine andere gedächte. Ach herzliebe Schwester /antwortete sie / wie fälschlich urteilestu von der Liebe; massen eben diese ungereimete Reden vielmehr sein verliebetes Herz als abgekehreten Siñ anzeigen / wie ich an meinem herzgeliebeten Gemahl mehr als einmahl erfahren habe; vornehmlich / ehe und bevor er meiner Gegenliebe völlig versichert wahr. Erzählete hiemit / wie schwermühtig er diese Tage zugebracht / und alle lustige Kurzweile gemieden / auch im Baumgarten hin und wieder an die jungen Bäume den Nahmen Virginia mit verdecketen Zügen eingeschnitten / und manniches Geticht ihr zuehren und Liebe auffgesetzet hätte; dessen ich dir /sagte sie / einen guten Beweißtuhm auffzulegen habe /weil ich deren unterschiedliche ihm heimlich abgenommen / und wo mir recht ist / noch eines bey mir habe / welches ich gestern Abend auff seinem Gemache fand; zohe hiemit dasselbe hervor / und gabs ihr zulesen / dessen Inhalt dieser wahr:
Virginia! O mässiget die Strahlen /
Den hellen Glanz / dem keiner sonste gleicht;
Vor welchem selbst des Himmels Schein erbleicht /
Wie feurig ihn gleich Sonn und Sternen mahle.
Ich muß ohndas den Frevel teur bezahlen /
Den Frevel / der verwägen nach euch streicht /
Und dannoch als unwirdig sich verkreucht /
Wie hoch er bey sich selber auch mag pralen.
Ach ädles Bild / wie offters nam ich mir
Die Kühnheit / euch mein Leid zuklagen / für;
Und habe doch vor Furcht und scheuh nicht können
Ein einzig Wort aus meines Herzen Schrein
Loßdrücken / dann die klaren Augelein
Verblenden mir Vernunfft und alle Sinnen / etc.
Nach Verlesung sagte sie: Ach meine HerzenSchwester / es ist gewißlich eine andere Virginia als ich /deren Augen er alhie so heftig anklagete; dann versichere dich / daß ich ihm die meinen niemahls recht gegeben / sondern sie allezeit niedergeschlagen /wann er mit mir gesprachet hat. Nicht also meine Schwester / antwortete Sibylla / rede nicht so verächtlich von diesem vornehmen Herrn; es verdienet solches weder sein Adel / nach welchem er dir gleich ist /noch sein aufrichtiges Gemüht / welches ihn dir ganz unterwirffet; und kan ich wol schwören / dz so ein hartverliebeter mir zeit meines lebens nit vorkommen ist. Schaue doch / bitte ich / wie er dorten sitzet / uñ sich mit Grillen schläget / da er vor diesem ein so freier lustiger Mensch wahr / der ganze Geselchaften frölich machen kunte. Verzeihe mir Frau Schwester /gab sie zur Wiederantwort / da meine Worte zu weit gangen sind; die warheit aber ohn Scherz zu reden /kan ich die Einbildung nicht fassen / daß er auf mich solte ein sonderliches absehen haben; aber das weiß ich wol / daß vor diesem das gute Fräulein Perilla seinet wegen manniche heisse Trähnen vergossen / und ihn doch zu keiner Liebe hat bewägen können / biß sie endlich des bittern Todes drüber seyn müssen. Hierumb habe ich gute Wissenschaft / sagte Sibylla /aber wie kanstu / geliebete Schwester / ihm solches
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