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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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anders (welches er auch zeigete) von Padua aus / von Frl. Sibyllen zugeschrieben worden. Ey behüte Gott /sagte dieselbe / was wil endlich aus diesen Lügen werden? Ein freies Affenspiel / antwortete Lukrezie mit einem untergedrukten Lachen; Jene aber fuhr fort: Schämet ihr euch nicht / Prokulus / euren Käyser /und andere anwesende grosse Herren dergestalt umzutreiben? Weil aber ihr Vater sie schweigen hieß / setzete jener sein Vorbringen also fort; Es gebühret sich nicht / das geschehene zuleugnen / wo man ehrlich ist / insonderheit / wann es mit eigenhändiger Schrifft kan erwiesen werden / halte auch davor / dafern der Teutsche und Schwede nicht ZauberKünste gebraucht hätten / würden sie dieser beyder Fräulein guten und ergebenen Willen gegen mich / mit keinem Wasser abgespület habet. Du vermissest dich ein grosses auff deine Briefe / sagte der Käyser zu ihm / und wann es niemand von den Anwesenden zuwider seyn würde /müsten sie öffentlich verlesen werde. Alle gegenwärtige / insonderheit die beyden Fürstinnen / bahten sehr / daß es geschehen möchte. Worauff der Käyser den ersten von Prokulus nahm / und es seinem geheimen Schreiber reichete / da Prokulus die Fürstinnen umb Verzeihung baht / daß durch ihre Unträue er gezwungen würde / ihre Heimligkeiten zuoffenbahren; worüber diese beyde sich schier zum Schiefer gelachet hätten. Der Diener aber fing zuerst an die stolze Auffschrifft zulesen / welche auff diese Art eingerichtet wahr:
    Dem Wolgebohrnen Herrn und Ritterlichen Helden /Herrn Sextus Marzius Prokulus / Römischer Käyserl. Hocheit gewirdigtem Ritter / Hof- und KriegsRaht / etc. meinem hochgeneigeten Herrn / und in Ehren herzangenehmen allerliebsten Freunde.
    Wir lassen diesen Streich jetzo hingehen / sagte der Käyser / nur möchten wir gerne berichtet seyn / von welchem ehemahligen Käyser du magst zu solchem Raht bestellet seyn? Allergnädigster Käyser / antwortete er; ich habe niemahls mir unwirdigen diese Ehrenbenennung zugelegt / und bin in den Gedanken gestanden / das liebe Fräulein würde durch ein falsches Gerüchte betrogen seyn. Ja mein / sagte Lukrezie /wann ihr nur nicht selbst gar zu heßlich beschmissen währet. Der Diener falzete inzwischen den Brief von einander / und lase folgenden Inhalt:
    Wolgebohrner Herr / und durch diesen Weltkreiß hochgepreiseter Ritterlicher Held. Was gestalt Eure Liebe mein Herr / bey meinem Herr Vater umb meine Heyraht ganz ehrerbietige und wolständige Ansuchung getahn haben solle / bin ich von meiner herzlieben Fr. Mutter in höchster geheim berichtet worden / auch daß mein harter Vater nicht willens sey / Eurer Liebe einige Antwort zu erteilen / unter der Hoffnung / Euer Liebe gute Neigung gegen mich / durch solches stilschweigen in eurem Herzen zuersticken / weil er willens seyn sol / mich mit einem Ravennischen reichen Witwer zuverheyrahten welcher auff seinem höckerichten Puckel mehr dann 65 Jahr träget. Nachdem aber meinem zarten Herzen allerdinge eine Unmögligkeit ist / einen solchen ekelhafften unvermögenden Greisen und Leisen / an der Seiten zuerdulden / und meinen schönen Leib den abgelebeten dürren Knochen unterwürffig zumachen / insonderheit da ich einen solchen gewünscheten Buhler an Euer Liebe habe; Als gelanget an dieselbe mein ehrendienst- und herzfreundliches ersuchen / mich dieses ausgeborreten Unglüks zubenehmen / und durch seine blühende grüne Krafft mich zuerfreuen; das ist / mit seiner Werbung fleissig anzuhalten / oder / wo möglich / mich gar aus meines Vaters Gewalt hinweg zuhohlen / als seine ganz ergebene; jedoch mit dem ausdrüklichen bedinge / daß /dafern seine Liebe diesen Brief und dessen Inhalt einigem Menschen der Welt offenbahren wird / er von aller meiner Hulde in Ewigkeit sol entsetzet seyn / werde auch auff solchen fall mir einen andern Buhlen und Retter erkiesen; sonsten aber bin und verbleibe ich meines herzgeliebeten Herrn und allerangenehmesten Freundes / weil ich lebe / ganz ergebene gehorsame Lukrezie Pompejin.
    Fr. Lukrezia muste Zeit des lesens ihren Mund mit einem Wischtuche zuhalten / damit sie sich des lachens erwehrete / nachgehends sagte sie zu Prokulus: Tapfer Ritter / wer mag doch immermehr des Narren mit euch so ungescheuhet und handgreiflich gespielet haben? Mein Herr Vater aber wolle doch den Brief besehen / ob er die Hand kenne / dann daß es meine nicht sein wird / bin ich gnug versichert. Aber der Käyser baht / ein wenig / iñe zu halten / biß daß übrige auch

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