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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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ihm zu gute leben solte / nachdem ich Gott Lob / den Unterscheid zwischen Tugend und Tohrheit gelernet habe / womit ich gleichwol seinen Ehren nichts ungebührliches anwerffen wil. Unter diesem Vorbringen erröhtete Prokulus von Zorn / suchte aus seinem SchiebSak zwey Brieflein hervor / in rohtem Taffet eingewickelt / und wolte darauff seine Antwort tuhn; aber der Käyser hieß ihn schweigen / und M. Fabius reden; Welcher dieses vorbrachte: Er erinnerte sich etlicher massen / daß Prokulus ihm mit seinem ungenehmen ansuchen beschwerlich gnug gewesen / hätte ihm doch / Unhöfligkeit zumeiden / mit dürrem Nein / nicht wollen vor den Kopff stossen / sondern ihn ermahnet / sitsam zuverfahren; sein Kind währe jung / hätte keine Lust schon zuheyrahten / und währe über das nicht einheimisch / daß er ihren Willen nicht wissen könte. Hierauf zwar hätte Prokulus gerühmet / wann er nur seinen Willen haben würde / solte es ihm an der Tochter Neigung nicht ermangeln; welches er aber nicht ohn ursach vor eine nichtige Einbildung gehalten / und ihn ernstlich ermahnet / er solte sich in Rom oder ausserhalb besser umsehen / alsdann würde er anderwerts sein Glük schon antreffen; welches sein Kind auch tuhn solte. Woraus dann dieser Freyer leicht vernehmen mögen / sagte Fabius / daß ich nicht gewilliget wahr / ihm mein Kind zuverrahten / wolte sagen / zuverheirahten; jedoch wil ich von meiner Tochter auch vernehmen / ob sie etwa hinter meinem Rücken mit ihm sich eingelassen habe. Hochgeliebter Herr Vater /antwortete Sibylla; ich weiß nit / ob ich mir so hohe Gedanken / als biß an Herrn Prokulus Heyraht hätte machen dürffen / welches ich vor dißmahl aussetzen wil; kan er aber dartuhn / daß zeit meines Lebens ich ein Wörtlein mit ihm gewechselt habe / wil ich euer Straffe mich gerne unterwerffen. Wolan Prokulus /sagte der Käyser / so ist nun die Ordnung an dir / deinen gültigen Gegenbeweiß zuführen / nachdem allemahl / nach der gesunden Vernunft Ausspruch / dem Bejaher einer Taht / solches oblieget; hernach sol nach scharffem Recht gesprochen werden. Daß Eure Käyserl. Hocheit mir Recht und Gerechtigkeit wiederfahren lassen wil / bedanke ich mich untertähnigst /antwortete er; da ich dann anfangs bey den beiden gewesenen Fräulein anzuhalten habe / daß meines / bey Ritters Ehr und Glauben geschehenen Versprechens sie mich erlassen möge / weil ich sonst mein gutes Recht nicht darstellen darff. Die beiden Fürstinnen fingen an zu lachen / und sagte Lukrezie: Mein guter Herr Prokulus / ich habe ja niemahls einige Versprechung / weder mündlich noch schrifftlich von euch empfangen / vielweniger begehret; solte es aber eurer Einbildung nach geschehen seyn / wil ich dieselbe hiemit auffgeruffen / und ganz abgetahn haben. Und als Sibylla nicht ohn Gelächter sich ein gleichmässiges erboht / fing Prokulus / in beiden Händen etliche Schreiben haltend / also an: Allergnädigster Käyser /und andere anwesende Herren; was man im gemeinen Sprichwort saget: Mannes List ist behende / aber Weiber List hat kein Ende / davor habe ich mich stets wol vorgesehen / und bester massen verwahret / daß ich dessen Warheit nicht mit meinem Spot und Schaden erfahren möchte / und bin doch nicht desto weniger in ihr Nez gefallen; wie aber / und auf was weise / werden sie allerseits aus meinem allerkräfftigsten Beweißtuhm zuvernehmen haben. Nachdem mir von einer guten Freundin ist gesagt worden / wie daß Herr Pompejus / und Herr Fabius / jeder eine einzige / sehr schöne wolgezogene Tochter hätte / und mir nicht bald fehlen würde / eine oder andere zum Gemahl zuerhalten / habe ich nach Römischen Sitten meine Anwerbung an Herr Pompejus schriftlich über Meer an Herr Fabius aber mündlich abgelegt / und von jenem gar keine / von diesem aber zum ersten mahle diese Antwort erhalten / daß sein Kind nicht einheimisch /darzu jung / und vielleicht schon einem andern zugedacht währe. Worauff ich etwas in Ruhe gestanden /und nach Verlauff etlicher Wochen von Frl. Lukrezien dieses angenehme Brieflein (welches er loßwickelte und zeigete) bekomen. Von mir ein Brieflein? sagte Lukrezie mit einem Gelächter. Wollet ihr solches /und eure eigene Hand leugnen? sagte Prokulus. So müste ichs acht Tage vor meiner Geburt geschrieben haben / antwortete sie / biß dahin ich dann nicht gedenken kan. Ihr Vater aber redete ihr ein / sie solte ihn zuvor ausreden lassen. Also fuhr jener weiter also fort: Fünff Tage nach Empfahung dieses / ist mir ein

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