Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nicht schier heut oder morgen beschüldigen möchte / daß umb ihret willen einigem Römer etwas hartes zugestanden währe; und könte vielleicht sein / daß er seines Gehirns Verrückung / wegen heftiger eingebildeter Liebe empfünde; sie verzihen ihm von Herzen / wolten auch im Kampfe dergestalt mit ihm verfahren / daß ihre gutwilligkeit daher solte zuspüren sein: Herkules und Ladisla halfen den Käyser erbitten; welcher endlich einwilligte /der Tohrheit lachete / und ihnen erzählete / was gestalt Prokulus ohn einiges meldung / sich beschimpfet zusein beklaget / und des Kampfs freiheit begehret hätte / weil ohn solchen der Streit nit könte geschlichtet werden. Eure Käyserl. Hocheit wissen / sagte Herkules / daß die Liebe oft zugleich der vernunft und den Augen Sand einsträuet / daher diesem Ritter meines erachtens zuverzeihen ist: gelebe auch der tröstlichen Zuversicht / Eure Käyserl. Hocheit werde ihm unser aller vorbitte gnädigst geniessen lassen. Prokulus wahr gleich bemühet / seine Rüstung anzulegen /als ein Käyserlicher Hellebarter ihn abfoderte / und zu gleich warnete / er möchte sich wol schicken / des Käysers Ungnade abzulehnen. Er aber meynete sein Vorhaben leicht und aus gutem Grunde zubehaupten /und ging verwägen gnug fort / wie er dann ein fester starkgesetzeter Ritter wahr / der mir Skaurus und andern sich ehemahls versuchet / und ihnen gnug zuschaffen gegeben hatte. Als er nun vor die sämtliche Geselschafft trat / und sich bedingete / sein Gruß und untertähnige Dienste würden allen / ohn seinen beyden Wiedersachern / nach Standesgebühr angebohten; redete der Käyser ihn also an: Wie ist dir heut geschehen / du Gehirnloser Mensch? hastu etwa von einer tollen Sau / oder wol gar vom Narren gefressen / daß du so tölpische Sachen vornehmen darffst? da stehen die beyde Fürstinnen; da stehen ihre Väter Pompejus und Fabius; ihre Müttere sind auch nicht aus der ferne zuhohlen. Darumb sage geschwinde an / ist dir dieser Fräulein halber einige Zusage geschehen? zwar zu beyden kanstu ja keinen Anspruch haben / du möchtest dann etwa Römische Satzungen und Sitten /durch Verlierung deines Kopffes aufzuheben bedacht seyn. Dieser baht anfangs / Ihre Käyserl. Hocheit möchten einige Ungnade auff ihn nicht werffen; taht auch hinzu / er hätte gebührliche Anwerbung an beyden Orten getahn / unter der ungezweifelten Hoffnung / ihm würde ja an einem / gewierige Antwort werden. Inzwischen hätten der Teutsche und Schwede / so bißher vor Feinde des Römischen Reichs gehalten worden / ohn der Eltern wissen sich an die Fräulein gewaget / uñ durch listige Hintergehung / wo nicht wol gar durch Nohtzwang / sie ihm abspenstig gemacht / massen ja beständig berichtet würde / es währe Frl. Lukrezie von dem Teutschen durch Verwundung / im Walde geschehen / sich ihm zuergeben / gezwungen worden. Was hastu Lügener / sagte der Käyser / von Römischen Feinden zuschmähen? doch setze wir dieses vor dißmahl aus. Aber wie getrauestu dir zubehaupten / daß diese Heyrahten ohne der Eltern wissen geschehen seyn? und wollen wir anjezt hören / was ihre Väter darzu sagen werden. Pompejus / nach gebehtener verzeihung / fing also an: Höret Prokulus /welcher Wahnwiz treibet euch / mich meines tuhns und lassens zubesprechen / und sonderlich in dem /was euch im geringsten nicht angehet? Zwar ich weiß schon / daß ich euch wegen keines einzigen Dinges Rechenschafft zugeben habe / dann ich unterwerffe mich bloß allein Gotte / meinem allergnädigsten Käyser / und dem Vaterlande; doch höchstgedachter Käyserl. Hocheit zuuntertähnigstem schuldigen Gehorsam / rede ich mehr als mir nöhtig ist / und beruffe mich auff mein Gewissen / daß gegen Fürst Baldrichs und meiner Tochter Heyraht ich nicht das geringste /weder gedacht noch geredet habe / welches ohndas wol wahr bleiben wird / es währe dann / daß ihr ein anders erweisen würdet; euch Prokulus aber mein Kind zugebe / ist nie in mein Herz kommen. Hastu aber / sagte er zu seiner Tochter / ihm etwa einige Zusage aus Schimpff oder Ernst getahn / das zeige mir an / weil ohn das wider meinen Willen es nicht hätte mögen bündig seyn. Diese lächelte dem Vater zu /und gab zur Antwort: Ich habe diesen Menschen in vier Jahren nicht gesehen / und bin heut etwa 16 Jahr alt; so wird er vielweniger die Unterhändler od' Kupler zeigen können / die zwischen uns gange währen /und müste mir von herzen leid seyn / ja tausend mahl unerträglicher als der Tod / daß ich
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