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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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verlesen währe. Welches dann dem elenden Prokulus sehr angenehm wahr / und zu Lukrezien sagete: Ja eben dieses komt mit eures Bohten rede über ein / welcher mir mündlich anzeigete / dafern ich diesen Brief lautbahr machen würde / wolte sie alles /auch ihre eigene Hand verleugnen. Es ist gut / antwortete sie; man pfleget den geheimen Bohten wol so viel in den Mund zulegen; sonst zweifele ich nicht / wann der Schau-Spiel-Schreiber Plautus oder Terentius wieder aus der Asche hervor kähmen / würden sie an euch zeuges gnug haben / woraus sie ein gaukel- volles Spiel tichten könten. Er aber kehrete sich daran wenig / baht nur / der hönischen zunge ein Gebiß anzulegen / und reichete den andern Brief hin / welcher also verlesen ward / daß vor erst die Ausschrift mit dem ersten nach allen worten überein kahm / da doch der eine zu Jerusalem / der ander zu Padua solte geschrieben sein; und alle anwesende daher die Auftreiberey leicht merketen; darauf folgete nun dieser Inhalt:
    Wann die liebe Sonne durch ihre glänzende Strahlen so wol meines Herzen Lust und Freude / als den klaren Tag hervor bringen / und dieselbe euch mein Herr / zeigen könte / würdet ihr / höchstwerther Schaz erkennen mögen die Herligkeit / in welche ich durch Euer Liebe Anwerbung nach meiner Heyraht gesetzet bin; hingegen muß ich mich dannoch plagen und grämen / daß meine unbedachtsame Eltern (wie ich aus deren Schreiben mit höchstem Unwillen vernehme) bedenken tragen / Euer Liebe mich alsbald zuversprechen. Ach mein Seelen-Freund / wie herzlich danke ich euch vor solche Gunst und Liebe / kan auch nicht absehen / warumb meine Eltern dieses Glük nicht mit mir zugleich mit beyden Händen ergreiffen / es währe dann / daß sie dem hinkenden einäugigen Nummius Lelianus noch weiters zuhörete /welcher ihnen grosse güldene Berge von seiner Liebe gegen mich vorschwätzen sol / von dessen unglüklicher Ehe mich doch entweder Herrn Prokulus kundbare Tapfferkeit und geträue Gegenliebe / oder zum wenigsten mein eigenes Brodmesser frey sprechen wird. Euer Liebe der Verschwiegenheit dieses meines Schreibens zuerinnern / achte ich vor unnöhtig / massen dessen hoher Verstand leicht zuermässen hat / daß durch ein widriges er mich in das tieffste Unglük / ja in den Tod selbst stürzen würde; und zwar die ihm zu aller Liebe und Träue ganz ergeben ist / auch in alle Ewigkeit eine solche verbleiben wird / Sibylla Fabiin.
    Geliebete Fr. Schwester / sagte Lukrezia zu dieser; du kanst anmuhtigere uñ zierlichere Liebes Briefe tichten / als ich / welches sie mit einem grossen Gelächter vorbrachte; diese aber begunte Ernst daraus zumachen / und gab zur antwort: Herzen Fr. Schwester / du und ich müssen zuvor des schändlichen verdachts allerdinge enthoben sein / ehe du schimpfen wilt. Mein Gewissen / sagte jene / hat mich schon loßgesprochen / und müste mir leid sein / daß meinen Allergnädigsten Käyser und andere gegenwärtige Fürsten und Herren ich so stumpf schätzen solte / daß sie diese Auftreiberey und kurtzweiligen Aufzug / wer ihn auch muß angelegt haben nicht merken und erkennen solten. Niemand antwortete darauf / wiewol sie alle gnug sehen liessen / daß sie ihrer meinung währen. Der Käyser aber fragete Prokulus schon mit gelindern worten / was die Briefe in seiner andern Hand bedeuteten / und ob sie zum weitern Beweißtuhm dienete könte er sich deren gebrauchen. Ja allergnädigster Käyser / sagte er / diese Briefe / ungeachtet diese junge Frauen sich mit gnug hönischen worten suchen auszuwickeln / werden der Sache den endlichen außschlag geben. Das wird niemand lieber sein / als eben mir und meiner Fr. Schwester / sagte Lukrezie / drum so lasset höre / was ihr noch weiters vor aufgeschriebene Getichte zur Ergäntzung dieses Affenspiels mit euch gebracht habet / hernach wollen wir mit einem Handklopfen und Freuden Geschrey Anzeige tuhn /wie uns diese Handlung gefallen habe. Es wahren aber zwey Antwort-Schreiben / welche er auf der beyden Fräulein empfangene Briefe hatte auffgesezt und vermeintlich übergeschicket / deren der erste nach Jerusalem also lautete:
    Wolgebohrnes Fräulein / herzgeliebete und einig-vertrauete. Euer Liebe angenehmes Brieflein ist mir wol eingeliefert / zweifele nicht / sie werde in der gefasseten LiebesGunst bestandigst verharren / und den alten Teuge-nicht-mehr in den bodemlosen Korb setzen / dem ich / da ich ihn kennen solte / mit wenigem zuschreiben wolte / er möchte sich mit weichem Brey speisen /

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