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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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es doch schwerlich gläuben wolte /biß er unter dem Tohr daselbst seines Zweifels benommen ward / ritte auch gleich hin nach dem Neuerbaueten Hofe / woselbst Arbianes das Gastmahl hielt / und ließ sich bey Königin Valisken angeben / es währe einer von ihren alten Dienern von Prag ankommen / welcher ihre Königl. Hocheit untertähnigst zusprechen begehrete. Sie ging alsobald zu ihm hinauß /unwissend wer erwähre; welcher / da er sie in ihrem Königlichen und treffliche Pracht sahe / ward er darüber so vol Freuden / daß er vor Ohmacht niedersank: Sie ließ ihn aber bald erquicken / und sagte zu ihm: Mein Geträuer Frommer Wenzesla / wie geberdet ihr euch so kläglich? bringet ihr uns etwa traurige Zeitung von Hause? O nein / antwortete er; wann ich nur eigentlich wissen solte / wovor ihre Durchl. ich anreden muß. Vor eure Gnädigste Frau / und König Herkules Gemahl / antwortete sie / welche eure ehmalige geträue Dienste schier belohnen wird. Vor König Herkules Gemahl? sagte er; O wie hat dann eure Hocheit ihre glükliche Erlösung und Ankunfft an diesen Ort / ihrer höchstbetrübten Fr. Mutter verhehlen können? als die wegen ihrer Kinder Verlust täglich weinet und zu weinen nicht auffhören kan. Gebet euch zufrieden / sagte sie / wir wollen ob Gott wil / sie gar bald mit unser Gegenwart erfreuen; fassete ihn bey der Hand / führete ihn mit auff den Saal / und sagte zu Herkules: Herzgeliebter Schaz / hier bringe ich unsern geträuen alten Wenzesla mit mir / welchen meine Fr. Mutter in ihrer Bekümmerniß abgeschicket hat. Herkules und Ladisla nebest Königin Sophien sprungen in ihren königlichen Kronen auff / liessen ihn mit Speise und Trank laben / und hatte er kaum Zeit zu esse / weil er hie und da nach der Königin Wolstande befraget ward / dessen sich zuentbrechen / er sein Schreiben an Königin Sophien hervornam / und es mit diesen Worten einreichete: Allergnädigste Königin / meine auch allergnädigste Königin entbeut ihrer Hocheit mütterlichen Gruß und liebe / und übersendet deroselben dieses Schreiben / worauff ihre Hocheit /wie ich getröstlich hoffe / nunmehr die Antwort selbst mundlich überbringen wird. Das sol ob Gott wil geschehen / antwortete sie; brach den Brief / und lase ihn zugleich mit Königin Valisken / welcher also lautete;
    Hedewieg / verwittibte Königin in Böhmen / entbeut ihrer herzgeliebten Fr. Tochter / Königin Sophien / Mütterliche Liebe und Träue; Herzallerliebste Fr. Tochter; es müssen ja noch leider meine unanffhörliche Trähnen /wegen des verlustes meiner allerliebsten Kinder / mein Angesicht und ganzen Leib Tag und Nacht befruchten /weil von deren Zustande mir in so langer Zeit keine einige Nachricht zukommen ist. Ach ihr Götter; wie hart habet ihr mich angetastet / und aller der meinen ohn alle barmherzigkeit mich beraubet! Mein einiger Trost und Hoffnung ist das allerliebste Söhnlein Herkuladiska (ach des lieben doppelnahmens / der mich meiner Söhne so offt erinnern wird) welchen zu sehen mein Herz so gar entzündet ist / daß / dafern eure Liebe sich noch länger wegert / mit ihm herüber zukommen / ich die Reise auff Padua / ungeachtet meiner Leibes-unvermögenheit / alsbald nach dieses meines Dieners Wiederkunft auff mich zu nehmen / gänzlich entschlossen bin; welches meiner Fr. Tochter zuzuschreiben ich nicht umbhin können /Mütterlich bittend / ihre herzgeliebete Eltern meinetwegen Schwesterlich zu grüssen / und was vor Zeitung sie von den unsern haben mag / mich ehist wissen zu lassen. Inzwischen bin und verbleibe ich meiner herzgeliebten Frau Tochter Mütterlich ergebene Hedewieg .
    Valiska küssete den Brieff / und stiegen ihr die Freuden Tränen aus den Augen / fing endlich an und sagte; ich danke dem Almächtigen Gott von Herzen /daß meine allerliebste Fr. Mutter annoch beim Leben und Gesundheit ist / und hoffe vor Ausgang dreier Woche sie zu ümfahen / und ihr die TrauerTränen abzuwischen. Aber mein Wenzesla / ich habe euch schier zu lange mit dem verdienten Bohtenlohn auffgehalten / welches ich mit guten Zinsen verdoppeln wil; hielt auch bey ihrem Bruder an / er möchte ihn in den Böhmischen Adelstand auffnehmen / sie wolte ihm schon ein Gut in Böhmen kauffen / und ihn mit ihrer alten Hoffmeisterin verheirahten / daß er nach diesem nicht mehr dienen / sondern als ein Herr leben solte; welches der gute alte anfangs vor scherz annam / doch als er den Ernst sahe / mit demühtigstem niederknien sich untertähnigst bedankete / da ihm

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