Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
furcht anzeigen solten. Worauff sie sich alle auf die Knie setzeten / ihre Häupter niderbogen / und der vornehmste unter ihnen einen Brief in der Hand hielt /welcher diese Rede vorbrachte: Großmächtigste unüberwindlichste Königin / allergnädigste Frau; Was hohe und übermilde Gnade unsere gnädigste Herren /König Herkules und König Ladisla uns unwirdigen ihren Leibeigenen schon jenseit des Meers haben wiederfahren lassen / indem Ihre Königll. Hocheiten uns die schierkünfftige Freiheit / gegen des Durchleuchtigsten GroßFürsten Arbianes Rükreise / oder noch wol ehe / gnädigst versprochen / wissen wir samt und sonders uns wol zuerinnern / werden überdas mit Kleidung / Speise / und anderer Notturfft so reichlich versehen / daß wir in der Warheit solche übermässige Woltahten zuerkennen / viel zuwenig sind. Nicht desto weniger haben wir ingesamt uns vorgenommen /noch umb eine Gnade zubitten / welche in diesem Bitte-Schreiben enthalten ist / und ersuchen Eure Königl. Hocheit alleruntertähnigst / dieselbe wolle es wirdigen allergnädigst anzunehme / und wo möglich dessen Inhalt den unsern allergnädigsten Königen und Herren / durch ihre kräfftige und volgültige Vorbitte uns zuerlangen; davor wir bereitwilligst seyn wollen /alles unser Vermögen / Blut und Leben ungesparet /vor ihre Wolfahrt uñ zu ihren Diensten auffzuopffern. Die Königin hieß sie auffstehen / nam das Schreiben zu sich / und befahl / daß morgen früh / drey Stunden nach der Sonnen Auffgang sie sich wieder bey ihr solten melden lassen / alsdann sie ihnen / dafern sie nichts ungebuhrliches sucheten / gnädigste Einwilligung erhalten und mitteilen wolte. Ging mit unerbrochenem Briefe zu ihrem Gemahl und Bruder / und nach Erzählung alles Vorbringens der Leibeigenen /lasen sie ingesamt diesen Inhalt:
Großmächtigste unüberwindlichste Könige / allergnädigste Herren; was vor sonderliches hohe Glük der Himmel uns armen gefangenen Parthern vor andern unsers gleichen zugeschikt / in dem / daß in ihrer Königll. Hochheiten Gewalt und Leibeigenschaft wir gerahten sind / ist niemand unter uns / der es nicht erkennen / und sich darob allerhöchst erfreuen solte / nachdem wir ganz nicht zweiffeln / die aus lauter Gnade uns erteilete Königl. Zusage der künftigen Freylassung auff GroßFürst Arbianes Durchl. Heimreise werde uns nicht unmilder gehalten werden. Wann wir dann bißdaher eiferigst nachgesonnen haben / auff was Weise wir unsere schuldige Dankbarkeit hinwiederumb möchten sehen lassen / und bey uns befinden / daß solches in den Pferdeställen und bey Wagen und MaulEseln nicht geschehen kan; nicht daß solcher Arbeit wir uns zuentbrechen suchen / ungeachtet wir fast alle gebohrne von Adel / und von Jugend auff unter den Waffen uns geübet haben / sondern bloß nur der Gelegenheit nachstreben / unsern allergnädigsten mildreichesten Herren / welche wir als unsere eigene Seele lieben /etwa behäglichere und nützlichere Dienste zu leisten. Als gelanget an unsere allergnädigste Herrn unser untertähnigstes bitten / dero Königliche Hocheiten ihnen unsern herzlichen Wunsch nicht ungnädig wollen mißfallen lassen / welcher in diesem bestehet / daß / wo möglich / zu ihrer Hocheiten Diensten wir mit ritterlichen Waffen möchten versehen werden / auff daß wir auff begebenheit unser dankwilligstes Herz könten sehen lassen; wiewol nach ihrer Königll. Hocheiten allergnädigstem belieben /wir bereit sind / in unserm jetzigen Stande / auch biß an unsers LebenEnde gehorsamst zuverbleiben / als eurer Königll. Hocheiten alleruntertähnigste und allergehorsamste Knechte und Leibeigene / sonst alle ehmahls freygebohrne Parther .
Die Auffschrift des Brieffes wahr: Denen Großmächtigsten unüberwindlichsten Fürsten und Herren /Herrn Herkules / Könige der Teutschen; und Herrn Ladisla / Könige der Böhmen / unsern allergnädigsten Königen und allermildesten Woltähtern.
Als sie den Brieff zum Ende gelesen hatten / sagte Ladisla: mir zweifelt nicht / es ist mannicher geherzter Ritter und Kriegesmann unter diesen Parthen / die uns freilich im Harnische und mit dem Schwerte viel nüzlicher / als bey der Mistgabel sein könten; so haben wie auff unser schierkünfftigen Reise geträuer Völker von nöhten / wañ uns etwa das Pannonische oder ander Räuber Gesindle auß Hoffnung grosser Beute auffwarten solte / bin auch dessen versichert /daß wegen gemachter Hoffnung der Freiheit / und weil sie von ihrem Vaterlande so weit abgefernet sind
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