Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Gütigkeit /
Den du mir läst ohn unterlaß neu springen /
Und mich in freier Sicherheit
Beschirmest; O Herr deine Gunst
Hat ja in mir die Finsternis gebrochen
Und allen falschen Götzendunst /
Wodurch ich bin von Sünden loßgesprochen.
2
Du hast mich Herr durch deiner Engel wache
In dieser ungestümen Nacht /
(Da seinen Grim der hocherzürnte Drache
Ohn zweiffel mir gar nahe bracht)
Beschützet / daß mir weder Fuß
Noch Häupt von ihm veletzet ist / deßwegen
Empfind' ich / daß ich billich muß
Dir O mein Heyl der Lippen Opffer legen.
3
Vergib mir Gott / was ich gesündigt habe /
Vergib umb deines Sohnes Blut /
Und gönne / daß mich solches kräfftig labe
In rechter Glaub- und liebes-Glut;
Laß mich dir heut befohlen seyn /
Damit dein Schuz den Feinden mich entreisse /
Und schreib' ins Lebens-Buch mich ein /
Demnach ich ja nach deinem Nahmen heisse.
4
Angst und Gefahr / versehrung meiner Glieder /
Unehr / und was mir schaden kan /
Wend' ab von mir / laß deinen Geist hernider /
Und zeug mir wahren Glauben an /
Daß nicht mein Fleisch in frecher Lust
Die Boßheit dir zu wieder möge stärken /
Erfülle mein Gemüht und Brust
Mit frömmigkeit und allen guten Werken.
5
Dir geb' ich mein Gemahl / mein eigen Leben /
Mein' Eltern / Bruder / Schwester / Kind;
Gib allen / was du mir schon hast gegeben /
Daß keiner von uns geistlich-blind
Verderbe; laß des lebens Geist
In ihnen das Verständnis auch entzünden /
Daß ich nach Wunsch / wie du Herr weist /
Sie alle mög' in deinem Reiche finden.
6
O Vater! O durch deines Sohnes Wunden /
Durch seine Geissel / Angst und Noht
Löß' alle die vom Teuffel sind gebunden
Zubrich den ewiglichen Tod;
Erhalte deine Christenheit /
Wie klein sie ist / daß nicht der Feind sie dämpfe /
Hilff daß in dieser Sterbligkeit
Ich wieder Welt uñ Fleischeslust recht kämpfe.
7
Biß du mir wirst des Lebenskron auffsetzen /
Und aller auserwählten Schaar;
Dañ werd ich mich an deiner Gunst ergetzen /
Dann werd ich rühmen immerdar.
O über-hochgewünschtes Gut /
Wann sol ich doch der Güter recht geniessen;
Die durch dein teur-vergoßnes Blut
Hernider auff uns deine Kinder fliessen.
Ihr Zug ging gewaltig schnelle fort / so viel die Pferde es erleiden wolten / und nahmen ihre Weg von Prage Nordwest dem Elbestrohm nach / biß sie / da jezt Dreßden liegt / ankahmen / woselbst 5000 Teutsche Reuter zu ihnen stiessen. Zwischen da und Wittenberg (welches der Zeit noch nicht erbauet wahr) wurden sie noch mit 4000 gestärket. Von darab gingen sie den nähesten Weg nach Magdeburg / wo die GroßFürstliche Hoffhaltung wahr / und funden daselbst 6000 wolgerüstete Reuter / seumeten hier nicht lange / und zogen den Streich / da jezt Helmstäd /Braunschweig / Hildeßheim / Poppenburg (woselbst sie über die Leine setzeten) Hameln im Braunschweigischen / und Oldendorff im Schaumburgischen gelegen ist / gelangeten endlich an / wo nachgehends die Stad Minden in Westfalen / von dem grossen Karl und Fürst Wedekind erbauet worden / hielten daselbst an der Weser algemeine Heerschauung / uñ befunden ihr ganzes Volk / 58000 stark / so hatte sich die Mañschaft auff dem Wege gemehret; und ob sich zwar mehr einstelleten / wolten sie doch keine mehr zu sich nehmen / weil sie nicht zweiffelten / mit dieser Anzahl den Feinden gnug gewachsen seyn. Herkules in angestrichener Farbe / Siegward / und Arbianes (welcher immer mit unter den födersten seyn wolte /) nahmen 8000 wolberittene zu sich / und hielten damit den Vorzug / massen sie gnugsame Kundschaft hatten / welches weges der Feind gangen wahr / daher sie /wo jezt Osnabrügt lieget / eigentlich erfuhren / daß sie mit kurzen Tagereisen in aller sicherheit fortgingen / hätten vor vier Tagen der Ends 36 Stundenlang geruhet / und vorgegeben / sie laureten / ob nicht ein Heer zusammen gelauffener Sachsischer Bauren ihnen folgen / und eine gute Last frischer Stösse abhohlen wolten; ihr Heer währe groß / daß man sie auff 60000 stark schätzete / deren dritter Teil zu fusse / und die übrigen wol beritten währen; hätten vorgehabt den GroßFürsten samt den seinen mit gewaltsamer Hand von seinem Festungs-Sitze hinweg zunehmen / wann die List ihnen nicht währe angangen; sie würden nunmehr schon auff jenseit der Emß seyn / und sich der Isel nahen / weil sie ihren Zug nach Gelderland richteten. Dieses alles taht Herkules seinem Ladisla zu wissen / und daß sie mit dem
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