Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Sibylla auch nicht dahinden bleiben sondern mit ihren Gemahlen gleiche Gefahr gerne ertragen; trösteten daher die alte Königin ingesamt / sie möchte ein gut Herz haben / ihre Reise ginge nicht über Meer / noch in die Wildfremde / sondern sie blieben auff Teutschen Grund und Bodem. Ekhard ward zwo Stunden nach seiner Ankunft mit Leches und Prinsla wieder nach Teutschland fortgeschicket / so viel guter Mañschaft / als möglich / im nahmen der Bömischen Königin uñ Fürst Baldrichs zusammen zutreiben / und musten 20 Teutsche / so mit aus Asien kommen wahren / mit ihnen fort /nachdem sie alle äidlich angelobet hatten / daß ihrer keiner von Herkules und Ladisla Wiederkunft nicht daß allergeringste in Teutschland melden wolten. Niemand trieb den Auffbruch schleuniger als Arbianes /dann er befahrete / das Fräulein würde durch Zwang sich dem Wendischen jungen Fürsten müssen beylegen lassen; daß wo Valisken Trost nicht gewesen /würde er vor Angst vergangen seyn. Er foderte nochmahls seine Landsleute vor sich / ließ ihnen 30000 Kronen austeilen / und daß ein jeder sich mit guten Waffen und Gewehr auffs beste versehen solte. Die Fursten ingesamt hätten gerne gesehen / dz ihr Frauenzimmer dahinden geblieben währe; weil aber alle abmahnung vergeblich wahr / und die übrigen beteureten / sie müsten und wolten durchaus bey ihrer allerliebsten Fr. Schwester Valisken bleiben / musten sie ihnen diesen Zug einwilligen / und sprach Valiska die alte Königin durch allerhand bewägliche Ursachen zufriede / sie versichernd / daß die reitende Bohten ihr wöchentlich alles verlauffs bericht einbringen solten; Worauff sie als gezwungen einwilligte / und daß sie inzwischen an ihren lieben Kinderchen / den beyden jungen Herlein sich ergetzen wolte. Ja Fr. Mutter /sagte Valiska / sie sind freilich eure Kinder / der fleischlichen Geburt nach / aber ich bitte euch von Herzen / lasset mir ja die Teuffels Pfaffen und abergläubigen Weiber keine darüber kommen; dann sie sind Christen Kinderchen / und haben die heilige Tauffe schon empfangen / in welcher sie von allen ihren Sünden abgewaschen und gereiniget / und von ihrem Gott vor himmels Erben angenommen sind. Die Mutter fragete / ob dann solche kleine Kinder auch schon Sünde an sich hätten / welche ja noch mit keinen Gedanken / geschweige Worten oder Werken einiges Ubel begehen könten. O ja Fr. Mutter sagte Valiska / es ist kein einiger Mensch / der nicht solte Sünde an sich haben; dann ob gleich die unmündigen kleinen Kinder mit Gedanken / Worten und Tahten noch nicht sündigen / so haben sie doch die böse Art durch die fleischliche Geburt von ihre Eltern geerbet /da an stat des geistlichen ebenbildes Gottes / worzu anfangs der Mensch erschaffen ist / eine durchgehende Verderbung alle unsere geistliche Seelen- und Leibeskräfte eingenommen hat / so daß an stat der erkentnis Gottes eine klägliche Blindheit; an stat der Liebe Gottes / eine wiederstrebene Frecheit; an stat des willens zum guten / eine starke Begierde zur boßheit uns angeerbet wird / welcher verderbte Saame in dem kindlichen Alter in uns verborgen lieget / und mit den Jahren je mehr und mehr hervorbricht. Aber dieses sind hohe und eurer Vernunft verborgene Sachen /davon meine Fr. Mutter noch zur Zeit den Verstand nicht begreiffen kan / und ich doch nicht zweiffeln wil / daß wañ der barmherzige Gott uns glükliche Wiederkunft gönnen wird / wir von diesen und andern zur Seligkeit gehörigen Sachen ausführlicher reden wollen. Die Fürsten ingesamt / nachdem sie gewapnet und ihre Völker zum Auffbruch fertig wahren / nahmen des anderen Tages nach empfangener bösen Zeitung von der alten Königin Abscheid auff ein kürzes /verliessen Fr. Agathen und Brelen bey den jungen Herlein / und gingen mit dem Heer auf Teutschland zu / da sie ritten / und das Frauenzimmer auff dem Elefanten fort zohe / welcher allenthalben in Städten und auff dem Lande nit vor ein Tihr sondern vor einen Teuffel gehalten ward. Valiska nam auff den Fall der glüklichen Erlösung viel Kleinot und Kleider mit sich / welches Arbianes an seinem Orte auch nicht verseumete / und ward zur bezahlung des Heers eine grosse Baarschaft auf MaulEseln mit geführet. Auff der Reise hielten sie täglich zweymahl Behtstunde / und sungen allerhand geistreiche Lieder / welche Herkules mehrenteils selber gemacht hatte / unter welchen dieses ihr täglicher Morgensegen wahr:
1
Was sol ich dir vor dank / mein Jesus bringe /
Vor den Brun deiner
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