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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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gegen dieselbe erklären. Markomir / als auß einem tieffen Schlaffe erwachete /fragete den Vater / was vor eine Freundin er dann hätte? je mein Sohn / antwortete er / eben dieselbe /ümb deret Willen du dich diese ganze Zeit her gehermet hast. Ach mein Herr Vater / sagte er / ist dieselbe meine Schwester und Freundin? ja ist dieselbe annoch im Leben? freilich ist sie noch im leben / antwortete er; und ob sie deine Freundin sey / wird / meinem vermuhten nach / dieser Brieff dir sagen / dafern du ihn nur lesen wirst. O mein Herr Vater / ein Brief? sagte er / ein Brieff von dem unvergleichlichen Fräulein an mich Unwirdigen? rede nicht so verächtlich von dir selbst / antwortete der Vater; du weist ja wer du bist; nim vielmehr dieses Schreiben und liese es fein bedachtsam durch. Er griff mit beiden Händen darnach /besahe das Pitschafft / umb welches der Nahme Valiska gegraben wahr / küssete den Brieff / laß ihn langsam durch mit Trähnen fliessenden Augen / und als er ihn gar zu Ende gebracht hatte / sagte er mit einem Seuffzer: Ihr Götter / O ihr gütigen Götter; euch danke ich von Herzen / daß ihr dieser allerwirdigsten Fräulein Gnade und Gewogenheit mir erworben und zugewendet habet / und mich wirdig gemacht / einen Gruß und Befehl von ihr zuerhalten. O ihr mein lieber Arzt / wendet allen Fleiß an zu meiner Gesundheit / damit ich dieselbe bald sehen möge /welche nach diesem als meine allerwirdigste Frl. Schwester ich ehren wil / weil ich deren ehelicher Liebe mich ganz unwirdig weiß. Der Vater und der Arzt höreten diese Worte mit sonderlicher HerzensFreude an / und öffnete der junge Fürst darauff die Schachtel / auß welcher er sechs köstliche Ringe / so viel mänliche Kleinot und eine DemantKette hervor nam / aber das unterste / welches in einem seidene Tüchlein eingewickelt wahr / erfreuete ihn noch am meisten / nehmlich ein Armband auß ihren Haaren /mit den köstlichsten Perlen durchwickelt / wobey dieses kleine Brieflein lag:
    Meinem hochwerten Herrn Bruder / GroßFürst Markomir / zur Bezeugung und Festhaltung Schwesterlicher Träue und Liebe.
    Viel zuviel / allerwerteste Fürstin / sagte er nach Verlesung; an dessen Vergeltung ich auch durch auffopferung meines Blutes nicht reichen kan; band es geschwinde umb seinen rechten Arm / und sagte: dieses würde mich vom Tode zum Leben aufferwecken /warumb dann nicht viel leichter von der GehirnsVerwirrung zur völligen Vernunfft? die Wetscher ließ er auch auffschliessen / auß welchem allerhand köstliche Gülden und Silbern Stük zu seiner Kleidung genommen wurden / insonderheit ein grosser schneeweisser Federbusch / welchen er auff seinen Huht zustecken befahl. Und weil die genennete 2000 Kronen sich auch sunden / reichete er sie dem Arzt / und sagete; erinnert euch eurer Schuld / und versichert euch von mir aller Gnade. Endlich legte er seinen Schlaffrok an / und ließ sich auff den Gang leiten / das übergeschikte Pferd zusehen / welches ihm sehr wol gefiel / und wünschete / daß ers bald beschreiten möchte. Der Arzt verwunderte sich seiner Freidigkeit und vernunfftigen Rede / dergleichen er von ihm noch nicht gehöret hatte / bedankete sich untertähnigst wegen des grossen Geschenkes / und ermahnete den Fürsten / er möchte nur bey solcher angenommenen Weise beständig bleiben / aller schwermütigen Traurigkeit Urlaub geben / und seine Arzney fleissig gebrauchen / als dann solte er mit der Götter Hülffe inwendig vier oder funf Wochen seine völlige Gesundheit und Kräffte wieder erlangen. Worauff er antwortete: Mein Freund / alle Ursach meiner Bekümmernis ist verschwunden /warumb solte ich dann meine Seele noch weiters peinigen? der Himmel gönne mir nur das Glük / daß ich dieser Fürstin Angesicht sehen möge / deren schwesterliche Hulde mir ungleich lieber ist als aller Welt Schätze. Seine Fr. Mutter kam auch darzu und weinete vor Freuden über ihres Sohns gutem Zustande /welcher dann von Tage zu Tage an Verstand und Kräfften zunam / biß er inwendig versprochener Zeit zu völliger Gesundheit gelangete.
    Unsere Fürstliche Geselschafft zu Prag lebete inzwischen in aller zulässigen Ergetzligkeit / und erwarteten des angesetzten Tages der Königlichen Krönung / wobey Valiska einen sonderlichen Auffzug zumachen / in voller Zubereitung wahr / und nicht desto weniger mit ihrem Herkules täglich überlegte / auff was Mittel und weise er bey seinem Herr Vater völlig möchte können außgesöhnet werden.
     
    Ende des Sechsten

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