Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
müsten mehr Völker verhanden seyn. Sie kommen / antwortete Krito / zu meines muhtwilligen Sohns Glüke. Hieß die Obristen / den Fürsten seine Sohn / und einen Ausschuß des Heeres herzuruffen / im Nahmen des ganzen Kriegvolks eine Abbitte zu tuhn / und die übrigen inzwischen zuordnen / daß dem Feinde könte begegnet werden. Fürst Gotschalk ward an einer Kette / die ihm sein Vater vor zween Tagen hatte anlegen lassen /herzugeführet; dann ob zwar das Heer ihn in Schuz nam / wolten sie doch die Fürstlichen Bande nicht brechen. Mit ihm stelleten sich 40 Häupt- und Unter-Häuptleute / neben gedoppelt so vielen gemeinen Fußknechten und Reutern ein / den Fußfal gebührlich zuleisten; und als der junge Fürst sich vor seines Vaters Füssen niederlegete; fing er mit standhaftem Gemüht also an: Großmächtiger Fürst (den Vater-Nahmen ihm zu geben habe ich keine Ursach /) nachdem mir die begehrete rechtmässige Liebe zu dem Durchleuchtigsten Teutschen Fräulein / meinem erwähleten und bestätigten Gemahl von euch nicht wil gegönnet werden / gilt mir gleich / ob mir diese Ketten / oder meine lebendige Geister abgenommen werden; massen ich doch mein Blut nicht länger in meinen Adern begehre zu tragen / als nur so lange ich eure vorgenommene Blutschande verhindern und abwenden kan; bleibe auch nach wie vor der Meynung / es stünde eurem sechs und funfzigjährigen Alter sehr wol an /daß sie an der Jugend so hoch nicht straffete / was ihr selbst bey euren grauen Haaren zehnfach sündiget /und zwar mit schlechter Fürstlicher Ehre; meinet ihr etwa noch immerhin / mir sey unwissend / daß meine fromme Fr. Mutter nich Tod / vielweniger begraben /sondern annoch im Leben / und von euch auff einem Schlosse heimlich eingesperret sey / nur bloß der Ursach / daß ihr mit dem GroßFürstlichen Fräulein /eure unzimliche Lust büssen / hernach meine Fr. Mutter / eines herschenden Königes in Däñenmark leibliche Schwester heimlich hinrichten / und dieses Fräulein ehelichen könnet? O nein / eure Durchl. versichern sich / daß mir alles mehr dann zu wol wissend sey / und ich solches bißher nur bloß eure Schande zuverbergen / verschwiegen habe / immittelst doch in dieser Sache solche anstellung gemacht / daß meine Fr. Mutter vor Henkers- uñ MördersSchwert / oder schändlicher Giftmischung noch wol gesichert bleiben wird. Glaubet mir / daß unser Heer (ja unser; dañ ich habe als nähester ungezweiffelter Erbe der Wendischen Herschaft auch Teil daran) schon nach Wendland mit mir solte auffgebrochen seyn / meine Fr. Mutter zuerlösen / wann der Feind uns nicht so schleunig gefolget währe / welchem zubegegnen / im falle ich völlige Erlassung bekomme / ich nicht werde hinderlich seyn. Ja umb eben dieser Ursach willen stelle ich mich ein / meiner ganz billichen Liebe zu dem GroßFürstl. Fråulein / oder vielmehr wegen derselben versuchten Errettung verzeihung zu bitten /ungeachtet ich überdas keusch / und an keinem unwirdigen Orte geliebet habe; wil zugleich auch eure Durchl. zu Gemüht führen / daß sie betrachten / wie in dero beschützung / und ihr Leben zuerretten / ich ehmahls mein Leib und Leben in die Schanze geschlagen / und einen grossen teil meiner Gesundheit an meinen Gliedmassen eingebüsset / welches mir billich mit besserer Vergeltung / als durch entwendung meiner künftigen Gemahl / und anlegung dieser Kette solte ersetzet worden seyn. Was leugest und schändestu? antwortete sein Vater mit verwirretem Gemüht; darfstu mich noch verleumden / uñ bey meinem / ja bloß bey meinem Kriegs-Heer mich so schändlich angiessen / ob hätte ich mein liebes Gemahl / deren Sohn zu seyn du nicht wirdig bist / versperret / umb eine andere zu heyrahten / da doch das ganze Land weiß / wie herzlich ich sie geliebet / sie auch gebührlich / als eines Königes Schwester und Hoch-Fürstliches Gemahl zur Erden bestatten lassen? heisset daß Abbitte tuhn? heisset daß / sich demühtigen / da man zu grösserm Auffruhr / Lügen lichtet / schmähet und lästert? ja heisset das einen Fußfal tuhn / da man sich selbst rechtfärtiget / und trotzige Dräuungen heraus stosset? Er wolte in seiner verweißlichen Rede fortfahren / aber es kam eine Zeitung über die andere; der Feind liesse sich nunmehr recht sehen / währe an Mañschaft ihnen gleich / mit treflichen Waffen und Gewehr versehen / und hielte schon in voller Schlachtordnung / würde auch ohn zweiffel stündlich angreiffen / und des GroßFürsten Erlösung versuchen. / Was
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