Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
er etliche sich hervor tuhn sahe / die ihn schelmichter weise angreiffen wolten / und darzu von ihrem Fürsten ausdrüklich hingeschikt wurden. Nun wahr Gunderich nicht allein ein sehr verwägener /sondern auch wol geübeter starker Ritter / welcher ihm schon die Hoffnung gefasset hatte / des Vaters und Sohns Zwiespalt solte zu seiner Erhöhung dienen / ob sie unter einander sich aufreiben möchten / weil alsdann er der näheste Erbe währe; daher er sich auch bey solcher Uneinigkeit bezeigete / daß er so wenig dem einen als dem andern Beystand leisten wolte /und ob er gleich von beiderseits Anhange darzu gereizet ward / wendete er beständigst ein / es wolte ihm durchaus nicht gebühren / sich zwischen seines gnädigsten Fürsten und dessen Sohns Streithändel einzumischen / wann sie aber ihn zu ihrer Versöhnung gebrauchen wolten / währe er willig und schuldig alle seine Kräffte daran zustrecken. Die Ausfoderung von Leches nam er getrost an / und mit diesen Worten baht er seinen Fürsten umb Vergünstigung den Kampff auszuüben: Großmächtiger Fürst; mein Sinn der mich noch nicht betrogen hat / saget mir gänzlich zu / dieser schmähsüchtige Gesanter müsse den Lohn seines frechen Mauls von meinem Schwerte einnehmen / welches er so frevelmühtig ausgefodert hat; bitte demnach untertähnigst / Eure Durchl. wolle mir gnädig erlauben / daß unserm Heer ich die Bahn öfne / und dem herlichen Siege über die tölpischen Böhmen und Sachsen den rühmlichen Anfang mache; hernach wollen wir des Böhmischen Königes unbesonnenes Häupt bald auff einer Stangen stecken sehen. Niklot taht seinem Fürsten zugefallen den Vorschlag /obs nicht ein Ding währe / daß dem tapfern jungen Fürsten Gotschalk der Kampff wider den jungen SachsenFürsten zugelassen würde; aber derselbe antwortete im Eifer: Wo euch nicht gebühret zureden /Niklot / da schweiget / biß mans euch abfodere; hätte ich aber meiner Gliedmassen Gesundheit noch / die in Beschützung meines Gn. Herrn Vaters ich freudig und willig zugesetzet habe / wolte ich nicht harren / biß ihr mich darzu anmahnen würdet. Dieses redete der Fürst / weil ihm wol bewust wahr / wie gerne dieser seines Vaters Bosheit pflegete auszuüben / zweifelte auch nicht / da er sich vor einigen Meuchelmörder zubefürchten hätte / würde es dieser seyn; welcher sich vor des jungen Fürsten Zorn fürchtend / sich sehr demühtigte / und seiner Unbedachtsamkeit gnädige Verzeihung baht / welches Gotschalk mit einem stilleschweigen beantwortete. Der Vater stellete sich / als hätte er dieser Rede keine acht / wendete sich nach Gunderich / und sagte zu ihm: Reite hin mein Oheim /uñ biß eingedenke / dz du dich als ein Vorbilde Wendischer Tapferkeit erzeige müssest / weil du zu dem Ende von mir abgeschicket wirst / da dir dañ nach erlangetem Siege / dessen wir schon versichert sind /die gebührliche Kron auffgesetzet / und das Ehrengedächtniß zugestellet werden sol. Leches hinterbrachte auch die erhaltene Antwort / und daß er ehrenhalben nicht umhin gekunt / seines Königes Redligkeit zu handhaben / und den Freveler auszufodern / baht umb gnädigste Vergünstigung / und hoffete / Gott würde ihm Kräffte / und dem Heer durch seinen Sieg / frischen Muht verleihen. Warum nicht / antwortete Ladisla / nachdem ihr das Wort gesprochen / und mirs so gut nicht werde kan; deswegen schaffet es nach eurem Willen / weil ihr ohndas wisset / laß ich eurer Ehren steter Befoderer bin. Auff diese Volmacht sendete er Neklam selb sechse an den Feind / um zuvernehmen / ob dem Ausgefoderten das Schwert in der Scheide loß / und das Speer in der Faust feste währe /solte er gar allein zwischen beyden Lagern sich finden / seine Manheit sehen lassen / und vor allem unredlichen überfall gesichert seyn. Ja / antwortete Gunderich / ich erwarte des Lästerers schon / und wil ihm sein letzes einschenken. Er ist kein Lästerer / sagete Neklam / sondern ein Lästermaul redet solches / habe auch wol ehe gesehen / daß eine großsprechige Zunge gehemmet ist. Kehrete damit umb / und hinterbrachte den Bescheid / daher Leches alsbald fortritte / weil er seinen Mann sahe desgleichen tuhn. Sie wahren beyderseits eifrig / aber Leches behuhtsamer / traffen allerseits wol / und hielten das erste mahl redlich aus /hätten auch den andern Saz gerne gewaget / aber die Speer wahren zubrochen / und so bald keine neue verhanden / daher sie zu den Schwertern griffen / und einen grimmigen Streit anfingen / in welchem doch Gott
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