Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
willig vor ihn und seine Wolfahrt auffzusetzen; fünden aber schier das ganze Heer überal unwillig zu der Schlacht / so daß weder das Fußvolk noch die Reuterey einiges Zeichen ihres frischen Muhts von sich gäben; möchte demnach ihre Durchl. gnädigst bedenken / was vor Vnraht hier auß entstehen dürffte / wann sie in des Feindes Gegenwart sich wegern solten zufechten; ihr einhelliger Raht währe / daß man sich in die Zeit und das Glük schickete / und dem KriegsHeer ihre inständige Bitte einwilligte / damit übel nicht ärger würde; es währe ja sein leiblicher und einiger Sohn / welchen er so härtiglich am Leben zustraffen suchete / und dagegen von dem Heer in Schuz genommen währe. Zwar sie erkenneten dessen schweres Verbrechen wol; weil es aber nicht aus Boßheit / sondern aus Liebesgetrieb herrührete / möchte ihre Durchl. mit ihm ins Gnaden Buch sehen / und üm der mannigfältige Vorbitte Willen ihm Väterliche Verzeihung und Gnade wiederfahren lassen. So dürfet auch ihr begehren / antwortete Krito / daß ich den Verwägenen unverschämten Bube nicht allein lebendig und ungestraffet lassen solte /sondern ihn auch wieder vor einen Sohn annehmen /der mein allerhöchstes Gut mir zuentführen / sich blutschändiger Weise hat dürffen gelüsten lassen? ehe wolte ich gleich jezt hinreiten / und ihn mit eignen Händen erwürgen / auff daß mit des Bösewichts Tode die Auffruhr meines KriegsHeeres zugleich auffhöre /und sie erkennen mögen / waß sie ihrem Fürsten / Königlichen Verwalter und algemeinem FeldHerren schuldig sind. Eure HochFürstl. Durchl. sagte der vornehmste / fahren nach belieben / wann ja unser geträuer Raht nicht Stat finden kan; aber / wo ich nicht hefftig irre / halte ich gänzlich davor / es werde das Heer hiedurch noch auffrürischer gemacht / und dannoch der junge Fürst zur Straffe nicht herauß gegeben werden / weil die gemeinen Knechte / insonderheit die Wenden / ihn vor Gewalt zuschützen / sich äidlich verbunden haben; daß also hiedurch nichts anders gewirket wird / als daß man dem Feinde den Sieg willig in die Hand spielet; und wer weiß / ob nicht der junge Fürst auß Hoffnung der Heyraht / den Feinden einen Vertrag anbieten / und seinen Herr Vater mit allen seinen Geträuen dem gefangenen GroßFürsten gefangen liefern dürfte? was vor Gnade aber wir bey demselben werden zugewarten haben / wird unsere begangene Taht uns leicht berichten können. Aber dieses erfolge nicht / wie ich auch nicht hoffen wil / so bin ich dannoch versichert / daß das Häuptheer kein Schwert wieder den Feind zücken wird (es werde dann von ihm gewaltsam angegriffen) / wo nicht der junge Fürst zuvor wird begnadet der Ketten entlediget / auff freien Fus gestellet / und aller Straffe loß gesprochen seyn. Kan nun eure Durchl. ein solches über ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen / noch auß der Noht eine Tugend machen; wolan! so habe ich meines Lebens mich schon getröstet; dann es ist / in eurer Durchl. Diensten sich selbst auff zuopfern / willig und bereit; und erwarte ich nur / wann der Feind / oder unser eigen Volk ansetzen / und mich niederhauen wird /dann kein Mensch sol mich / so wenig gefangen / als Unträu und meinäidig sehen; nur allein betraure ich meines Gnädigsten Fürsten gewissen Vntergang / und so wol des Friesischen Reichs / als des Wendischen Fürstentuhms Verwüstung / welches hierauß nohtwendig erfolgen muß. Als dieser außgeredet hatte /tahten alle Obristen einen Fußfal / und bahten / ihre Durchl. möchten ihrer selbst schonen / und durch unzeitigen Zorn sich nicht in den gewissen Tod stürzen /sintemahl ja alles mit ihrer Durchl. höchster Ehr beygelegt und verglichen werden könte / und nicht allein der junge Fürst / sondern auch die sämtlichen Völker erböhtig währen / ihr verbrechen durch einen demühtigen Fußfal abzubitten / dafern nur ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fürst Gotschalk begangene Vnbilligkeit gnädigst und Väterlich vergeben und vergessen würde; auch währe ihres untertähnigsten ermässens hiebey zu beobachten / daß der junge Fürst durchaus nichts unzüchtiges vorgenommen / ja nicht eins begehret / sondern nur einwendete / sein Herr Vater selbst hätte ihm schon ein jahr lang dieses Fräulein zugefreyet / währe auch außdrüklich unter diesem Vorgeben außgezogen / ihm als seinem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Herschafft / ein wirdiges Gemahl durch Gewalt zuhohlen / weil ihre Eltern sich wegerten ihm das Fräulein in güte
Weitere Kostenlose Bücher