Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ergeben / damit nur mein Jammer dereins zur Endschafft gelangen möchte. Mit welchen Worten er als ein todter Mensch bey ihr niderstürzete / und ihr daher schier ein gleichmässiges begegnet währen; ruffen durffte sie nicht / weil sie sich dadurch in Lebensgefahr stürzen möchte; so hielt auch anfangs die Blödigkeit sie abe / dem Fürsten Hülffe zuerzeigen / biß sie endlich durch Liebe überwunden / ihn nach vermögen schüttelte; hernach etwz mehr sich erkühnend / ihm das Wammes auffrisse / und da solches noch nicht helffen wolte / ihm des überbliebenen Biers unter das Angesicht streich / wodurch et endlich wieder zu sich selber kam / da er mit schwacher Stimme sagete: Ach mein Gott / was sanffter Tod würde mirs seyn / wann in den allerschönsten Armen ich sterben solte / von denen lebendig umfangen zuwerden ich vielleicht gar zu unwert bin; fing hierauff an seinen dreyfachen doppelten Reim mit leiser Stimme herzusagen / wiewol mit einer geringen Verenderung der beyden lezen im ersten Satze / auff diese Art:
O du klare Sonne du /
O erleuchte meine Sinnen /
Wende deine Gunst mir zu /
Und laß gelten mein beginnen /
Wo nicht / muß in einem Nuh /
Mein verliebter Geist zerrinnen.
Das Fräulein / die solcher strången anlåuffe allerdinge ungewohnet wahr / antwortete ihm mit sehr trauriger Rede: Ach mein Fürst / sagte sie / was vor Ursach hat eure Liebe / sich über mich zubeschweren / ja sich und mich in so herzlichen Kummer zuversenken? ist es nit schon unglüks gnug / daß wir unserer Fürstlichen Hocheit vergessen / und umb eines schändlichen Mörders willen / unsere Lebensfristung in einer elenden Bauren Hütten suchen müssen? und wollen uns durch unnöhtige Gedanken uñ falsche einbildungen selbst ersticken / da doch wildfremde zu unserer Erhaltung bemühet sind? wird mein Furst solcher gestalt fortfahren / so bestelle er nur bey dem Alten / daß etliche Mörder herzugeruffen werden / die konnen uns mit leidlichern Schmerzen abschlachten / als daß wir uns selbst durch langwierigen herzängstenden Jammer algemehlich verzehren; und O wie wol hätte mein Fürst an mir getahn / wann er mich nur heut bey erster Erlösung in meiner Ohmacht hätte ersticken und vergehen lassen. Sie wolte weiter reden; so wahr auch Arbianes schon mit einer guten Antwort fertig: Sie höreten aber / daß jemand mit hartem Ungestüm ins Hauß trat / und den Alten zurede steilete / ob er wahnwitzig worden währe / daß er das schöne Rind umb so ein liederliches verkauft hätte. Der Alte gab zur Antwort; biß zu frieden / lieber Sohn / ich wil keinen Pfennig davon zu Beutel stecken; meine grosse Schwacheit nöhtiget mich darzu / und wann ich nur die zween empfangene Gulden davon verzehre /magstu das übrige alles einfodern / und nach deinem Willen anlegen; kanstu auch ein mehres davor bekommen / gönne ich dirs gerne / und wil dich nicht auffhalten / wann du liebere Geselschaft als deinen alten schwachen Vater hast; nur laß Wolfgang meines Bruders Sohn zu mir kommen / der heut aus der Stad hieselbst angelanget ist / daß er mir ein wenig handreichung tuhe; ich sehe doch wol / daß dir kein sonderliches Gluk bescheret ist. Der ungerahtene Sohn wahr mit dieser Antwort sehr wol zufrieden / rieff Wolffgangen herzu / und ging wieder nach der Schenke /soffe und spielete vier Tage und Nachte aneinander /biß das verkaufte Rind verzehret wahr. Wolffgang aber kam geschwinde gelauffen / und fragete seine alten Vetter / was er von ihm begehrete / erboht sich auch zu aller auffwartung / als lange er von seines Herrn Dienst abseyn könte. Der alte antwortete ihm: Lieber Sohn / nachdem mein leibliches Kind das bevorstehende Glük nicht erkennen kan / noch dessen wirdig ist / so warte du mir diese Nacht nur wenig Stunden auff / des wil ich dir lohnen / daß du mirs Zeit deines lebens solt zu danken haben: dann wie Arm ich mich gleich bißher gestellet / bin ich doch der allerreicheste in dieser ganzen Dorffschaft / und wil dir / wann ich sterbe / meinen heimlichen Schaz zum Erbe vermachen. Der junge Knecht wuste umb seine kurzweiligen Schwänke sehr wol / lachete darüber / und sagete: Ja lieber Vetter / seid meiner eingedenk bey auffsetzung eures lezten willens / daß ich des vergrabenen Schatzes mit geniesse / welcher bißher ungezählet und unsichtbar gewesen ist. Was? sagte der Alte / meinestu / es sey mein Scherz? sihe /da gebe ich dir alsbald fünf Kronen zum neuen Kleide / damit du wissest / was du schier heut
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