Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
oder Morgen von mir zugewarten habest. Wolffgang nam sie zu sich / in meinung es währen einzelne Groschen; und als er sie beim brennenden Kreusel besahe / weil er des Goldes gute erkäntnis hatte / sagte er mit nicht geringer verwunderung; lieber Vetter / woher kommen euch diese wunder schöne Kronen / dergleichen ich bey meinem Herrn nie gesehen habe? Was gehets dich an / woher ich sie habe? anwortete der Alte / laß dirs gnug seyn / daß ich sie habe; nim sie zu dir / und lege sie zu deinem besten an / unter der Versicherung / dz du deren noch vielmehr von mir erben wirst. Dieser bedankete sich des gar zu grossen Geschenkes / und erboht sich aller mögligkeit. Ja umsonst schenke ich sie dir auch nicht / sagte der Alte / sondern daß ich deiner Dienste dagegen geniessen wil / welche doch also beschaffen sind / daß sie dir weder unmöglich noch beschwerlich seyn können; nur nim diese Groschen / gehe nach der Schenke / und hohle mir Wein und Speise / so gut es zubekomen / und als viel auff drey hungerige Menschen gnug ist; hast aber nicht nöhtig zu sagen / wem du es hohlest / damit nicht jemand wegen meines Reichtuhms Argwohn fasse; dann diese Verschwiegenheit fodere ich von dir am allermeisten. Dieser wahr willig / ging hin / und verrichtete den Befehl. Arbianes hatte sein herzliebes Fräulein auff seiner Schoß sitzen / lehnete sein Häupt an ihres / und horcheten miteinander fleissig zu. Unterdessen nun Wolfgang nach der Schenke wahr / fing Arbianes an / da ers zuvor gelassen hatte / und sagte zu ihr: O du allersusseste Vergnügung der glükhaften Liebe! O wann werde ich mich deiner dereins auch zuerfreuen haben? mein auserwähltes Fräulein / gönnet bitte ich / eurem bereitwilligsten Knechte / daß durch betrachtung eurer vortreflichsten Volkommenheit er seine Gedanken / welche fast leztzügig sind /ergetzen möge / und labet doch seine verzweiffelten Geister mit dem allersüssesten erquikwasser eurer kraftbringenden Barmherzigkeit und güte / damit meine schwachen Glieder gestärket / und zur Reise /welche wir diese Nacht werden tuhn müssen / düchtig und bestand seyn mögen; kan aber dieses mein inbrunstiges ansuchen nicht erhöret werden / so freue ich mich doch / daß der junge Baur sich ohnzweiffel bemühen wird / mein Fräulein zu den lieben ihrigen sicher durchzubringen. Dieses redete er mit so schwacher Stimme / und abgebrochenen Worten; daß daher gnug erschiene / wie heftig seine Geister von der Liebe geplaget wurden. Dem Fräulein ging diese Rede sehr zu herzen / kunte doch schamhalber ihm die vergnügliche Versprechung nicht leisten / ob gleich ihr Herz darzu willig wahr / sondern fing also an: O wehe mir armen verlassene Tochter! wil mein Fürst so unbarmherzig mit mir handeln / und in dieser allerhöchsten Gefahr / meine Ehr uñ Leben einem groben unverständigen Baurenflegel anvertrauen / der umb eines Groschen willen mich verrahten und verkäuffen dürfte / da doch seine so wol schrift-als mündlich mir getahne verheissungen viel anders klungen; so hätte er weit besser an mir getahn / daß er mich mit samt den Räubern erschlagen hätte / dann so währe ich ja dem Unglük auff einmahl entgangen /und dürfte mich nicht aufs neue einiger Entfuhrung und angedräueten Schande befürchten. O Träue / O Glaube wo bistu? schwebestu auch nur in der mächtigen Fürsten Feder und Munde / und bist von ihren Herzen so weit entfernet? Mit welchen Worten die Trähnen håuffig aus ihren åugelein hervor drungen /daß sie über Arbianes Hände flossen / aber sein Herz viel stärker traffen / als die allerheftigsten Meerswellen / wann sie gegen die Felsenschlagen / und ganze Fuder Steine hinweg reissen. O ihr allerschönsten Augelein; sagte er / wollet ihr dann durch diese Trähnen-Bach mein bißher lichterlohe brennendes Herz nun ganz und gar ersäuffen? O stillet stillet euch / und lasset meine Augen dieses verrichten. Aber O ihr Trähnen / bin ich eures fliessens Ursach / so machet mirs kund / damit wegen dieses unverantwortlichen frevels ich mich gebuhrlich abstraffe. Nein / sagte sie / kein lebendiger Mensch ist dieser Trähnen Ursach / nur das leidige Glük / welches mich in diese Gefahr gestürzet / dem boßhaften Wendischen Räuber mich überliefert / und einen solchen Fürsten mir zum Erretter / zugeschicket hat / welcher ohn Ursach mich in der einsamen Fremde verlassen / und mich einem unflätigen Bauren anvertrauen wil. Arbianes wischete ihr mit seinem Tüchlein die Trähnen ab / und sagete: Ach
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