Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
und sagte zu Arbianes: Ach mein herzlieber Bruder / lasset uns ja eilends von hinne reiten /daß wir diesen grimmigen Mördern nicht in die Hände gerahten. Lieber Vater / sagte Arbianes / ich bedanke mich freundlich dieser geträuen Warnung /und wie es mein grosses Gluk ist / daß ich in eure Kundschafft gerahten bin / also sol es nicht weniger euch zur sonderlichen Wolfahrt gedeien / dafern ihr es redlich mit uns meinen werdet / dann ich wil euch in diesem euren Alter dergestalt versorgen / daß ihr Zeit eures Lebens alle Tage drey Kronen sollet zu verzehren haben / wann ihr gleich noch hundert Jahr leben würdet; helffet nur / daß ich diese meine Schwester in sicherheit bringe / da sie ohn Gefahr diese Nacht außruhe kan / alsdann wil ich ihr mit meinen Waffen nach vermögen Schuz halten / daß von einem Dutzet Bauren sie sobald nicht sol beraubet werden. O mein Herr antwortete der Alte / das währe gar zu grosse Belohnung vor diesen schlechten Dienst / ich untergebe aber eurer gute Gnaden mich und die meinen / und verspreche euch und seiner Schwester / mein äusserstes anzuwenden / sollet auch mit der Götter Hülffe morgen fruh vor Tage schon vor obgedachtem Städlein seyn; aber ihr werdet euch biß nach mitternacht heimlich bey mir verbergen müssen / welches zu oberst auff meinem Häu wol geschehen kan; dahin wil ich eure Waffen und Pferdezeug tragen helffen / und euer Pferd in die gemeine Weide straks hinter meiner Hütten treiben / damit es nicht bey mir gefunden werde. Arbianes ward dieses Trostes sehr froh / sattelte sein Pferd ab / und halff es hinauß treiben / koppelte ihm auch die Vörder Beine zusammen / und ließ es gehen. Als er wieder in das Hauß kam / fand er das Fräulein auff einem Klotze sitzen / und vor grosser Herzens Angst zittern und beben. Er tröstete sie aber mit kräfftigen Worten / sie möchte sich zufrieden geben; Gott hätte ja die gröste Gefahr durch dieses frommen Mannes Warnung schon abgekehret / und würde weiter helffen. Ja schöne Jungefrau / sagte der Alte / ob euch schon mehr Leute als der Roht Bart /möchten gesehen haben / sollet ihr doch vor aller Gefahr wol versichert seyn; aber ihr müsset hier nicht lange verweilen / sondern jene steigere Leiter hinauff klettern / und das übrige mich nur machen lassen. Wir wollen euch gerne gehorsamen / sagte das Fräulein /nehmet ihr euch unser nur geträulich an; lösete hiemit ein köstliches Armband von ihrem Arme / und reichete es ihm mit diesen Worten: Sehet da lieber Vater /nehmet dieses guldene Armband von mir an / als ein Zeichen meiner schierkünfftigen Dankbarkeit / ihr könnet es willig vor 1000 Kronen verkäuffen. O nein / meine liebe Jungefrau / antwortete er / was solte mir das Kleinot nützen? Ich dürffte es ja keinem Menschen zeigen / dann jederman würde sprechen / ich hätte es gestohlen / und solte wol gar druber an den lichten Galgen kommen; gebet ihr euch nur zufrieden / ich wil eurer gutwilligen Gnade biß dahin wol erwarten / und dessen kein ander Pfand als eure Verheissung begehre / nur bitte ich / ihr wollet nach eurer Erledigung mich in eure Landschafft nehmen / und in diesem meinem hohen Alter mir nöhtigen Unterhalt verschaffen / worzu der dritte Teil dieses Kleinots nicht wird nöhtig seyn. Erinnerte sie hierauff / daß sie sich auff das Häu macheten / da dann der Furst anfangs seine Waffen hinauff trug / welches ihm saur genug ward / kam bald wieder / und ließ das Fräulein vor sich hinauff steigen / nachdem er sie fleissig ermahnet hatte / mit den Händen sich feste zuhalten /und eine Staffel nach der andern zuergreiffen / wann sie mit den Füssen hinauff treten würde. Anfangs dauchte ihr solches unmöglich seyn hinauff zukommen / aber die Gefahr machte das versuchen / und die Angst / die Kuhnheit es zuvollenden / da der Fürst allernähest hest hinter ihr hinauff stieg / und mit einer Hand ihr nach Mögligkeit halff / daß sie endlich das Häu erreichete. Als sie sich nun gar zu oberst nach der Gassen hin gelagert hatten / sagte sie; Ach mein werder Fürst / solte der gute Alte mir nicht zu einem Trunklein Wassers verhelffen können? Ich habe diesen ganzen Tag in aller meiner Angst weder gegessen noch getrunken / daher ich mein mattes Herz weiters nicht zustillen weiß. Der Fürst / in dem schier-tunkelen sich erkühnend / küssete sich freundlich / beklagete ihre Mattigkeit / und baht / sich ein wenig allein zugedulden / biß er hinunter steigen / und etwas verschaffen könte; eilete geschwinde
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