Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
schon die Reue / wegen gar zu offenherziger Erklärung / daß sie sagete: O mein Fürst / wiewol wird Euer Liebe der Inhalt bewust seyn / solte er auch meiner Fr. Schwester den Brief selber in die Feder gesaget haben / welches mich dann bald zum Wiederruff bewägen solte / sintemahl das Schreiben solcher gestalt mehr euer Liebe / als meiner Fr. Schwester begehren an mich fodern würde. Dieser hingegen bekräfftigte mit sehr teuren Worten / es währe ihm kein Wörtlein daraus bewust / nur daß er aus der GroßFürstin frölichen Geberden gemuhtmasset hätte / es würde seinem hefftigen Seelen-Wunsche nicht allerdinge zuwider seyn. Das Fräulein fing an / ihre getahne Erklärung in gewisse Schranken der Jungfräulichen Zuchtbedingungen einzuzihen / und sagete: Meiner Fr. Schwester Sin zur gebührenden Keuscheit ist mir schon gnug gerühmet / daher sie derselben zuwider an mich nichts begehren wird / und solte gleich ihr Schreiben wegen etlicher Redearten auff etwas mehres / als ein schamhafftiges Fräulein leisten kan / durch gelehrte Ausdeutelungen können gezogen werden /getraue Eurer Liebe ich dannoch ohn bösen Argwohn zu / sie werde meiner Fr. Schwester Scherz Schreiben als ein Zuchtliebender Furst schon zuverstehen wissen. Arbianes wolte hierauff Antwort geben / hörete aber / daß Wolffgang wieder kam / und mit dem Alten ein heimliches Gespräch hielt / auch bald darauf mit einer alten dunkelen Leuchte zu ihnen hinauff flieg /und neben einem guten Kruge Wein / Brod kalt Gebratenes und etliche Kähse ihnen mit diesen Worten vorlegete: Hochgeehrter Ritter / verdenket es meinem alten Vettern nicht / bitte ich demühtig / daß er mir unwirdigen ihre Anwesenheit offenbahren wollen; ich gelobe ihnen bey fester unbrüchiger Träue / daß ich weder durch Gewalt noch Geschenke mich bewägen lassen wil / euch gegen einigen Menschen zumelden /sondern mich hiemit zu allen ihren Diensten verbunden haben / dann unter dieser ausdrüklichen Bedingung habe ich ihres Geldes 5 Kronen von meinem Vetter gehoben / welche ich nicht anders als MietGelder rechnen wil. Guter Freund / antwortete Arbianes / uns wil nicht gebühren / an eines redlichen Menschen Auffrichtigkeit und Träue zuzweifeln / möget euch aber wol versichern / daß da ihr euer Versprechen haltet / ihr vor einen kurzen Dienst dergestalt sollet belohnet werden / daß ihr zeit eures Lebens solche Glükseligkeit nicht hättet hoffen können. Ach ja /guter Freund / sagte das Fräulein / lasset euch keine unbilliche Gedanken zur Verrähterey bewägen / und nehmet diesen Ring von mir an / als ein Zeichen der künfftigen Belohnung / welchen ihr umb 400 Kronen verkäuffen könnet. Davor behüten mich die Götter /antwortete er; Ihrer Gnaden Zusage ist mir Versicherungs gnug der zukünfftigen Leistung / unb bitte ich untertähnig / sie wollen sich zu mir aller Träue versehen / die ich nimmermehr zubrechen / bey Straffe aller himlischen und hellischen Götter verheissen wil. Ließ ihnen hierauff die Leuchte / bittend / sich vor Feurschaden zuhühten / und mit den geringen Speisen vorlieb zunehmen; womit er von ihnen hinweg ging. Fräulein Klara wahr von Herzen hungerig / schikte sich zum essen / und mit ihrem kleinen Brodmesser schnitte sie ihrem lieben Fürsten Brod und Fleisch in die Hand / sagend: Hochwerter Freund / Eure Liebe wird mir zu sonderlichem gefallen dieses wenige zu sich nehmen / und die erste Mahlzeit mit mir halten /unter dem Wunsche / daß deren mehr und bessere erfolgen mögen. Er hingegen hielt inständig an / weil das Glük ihm so viel Licht gegönnet / das Schreiben erst zulesen / ob etwa er daher seiner hungerigen Seelen hochbegehrete Speise zunehmen hätte / alsdann wolte er der Leibes Kost gerne etliche Tage entbehren; über welche Worte sie eine sonderliche Liebes bewägung in ihrem Herzen empfand / daß sie zusage sich nicht enthalten kunte: Mein hochwerter Fürst /wessen besorget er sich doch widriges an meiner Seite / da er mich auff seiner Schoß hält? findet sich etwas in meinem Schreiben / daß ihm behäglich und zuträglich ist / wird es ja unter so kurzer Zeit weder schädlich werden noch verschwinden; Dafern er aber die angebohtenen Speisen verschmähet / und im essen und trinken mir nicht Geselschafft leistet / wil im rechten Ernste ich den Brieff vor morgen Abend nicht lesen / oder ihn wol gar ungelesen zureissen. Ey mein Fräulein / antwortete er; wie könte eure Liebe eine solche Grausamkeit an den allerliebsten Buchstaben verüben / die
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