Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
etwas mögen scheinbar und angenehme seyn; bitte deswegen durch die herliche Volkommenheit / welche der Himmel ihr mitgeteilet / sie wolle ihren ergebenen Knecht mit gewieriger Antwort erfreuen / oder wann derselbe ja lebendig nur unglükselig seyn sol und muß / ihn solches wissen lassen / damit er auffhören könne / dasselbe zusuchen / wessen er / angesehen seiner Geringfugigkeit / sich selbst unwirdig schätzen muß. Weil er dieses vorbrachte / hielt er ihre beyden Hände umfangen / küssete dieselben nach geendeter Rede ehrerbietig / und erwartete mit höchstem Verlangen / was ihm vor Erklårung folgen würde. Es wahr schon zimlich finster / daß man fast wenig sehen kunte / welches der Fräulein Schahm in etwas ringerte / die sich ein wenig besinnend / bald hernach also anfing: Durchleuchtigster Fürst / die Götter geben meinem Gewissen Zeugniß / daß ich der Liebe keine einige Wissenschafft gehabt / noch ihr im geringsten nachgesonnen / ehe dann Euer Liebe und meiner Frau Schwester Schreiben mit eingehåndiget worden sind / welches meines behalts noch nicht 40 Wochen ist. Mit was Schahm ich auch dieselben gelesen / erinnere ich mich / so offt ich auff meines Herr Vaters Schlosse an die stelle gelange /woselbst es geschahe. Nun bedanke ich mich aber sehr freundlich / so wol der dazumahl übergeschikten kostbahren Kleinot / als der hohen gar unverdienten Gewogenheit / welche eure Liebe / so wol dazumahl im Schreiben / als jetzo mündlich mir erzeiget hat /erkenne zugleich die mir heut geleistete Rettung billich / und daß ich davor euer Liebe hoch verschuldet bin. Dafern auch die Götter mir Gnade verleihen werden / daß neben euer Liebe ich auff meines Herr Vaters Schloß und in seine Gewarsam anlange / wil nach eingenommenem Raht und Willen meiner Eltern /Brüder und Fr. Schwester / auff euer Liebe freundliches gesinnen mich dergestalt zuerklären wissen / daß verhoffentlich dieselbe mit mir wird können friedlich seyn. Dieses brachte sie aus gutem Bedacht vor / umb zuerforschen / ob er ihre eheliche Versprechung biß dahin könte anstehen lassen / welche sie ihm alsdann zugeben / schon entschlossen wahr / weil an ihrer Eltern und Verwanten Einwilligung sie nicht zweifelte. Dieser aber erinnerte sich / dz die Großfürstin ihn etliche mal seiner Blödigkeit wegen zimlich angegriffen / nebest Ermahnung / er solte in allen ehrliebenden Teidungen / so wol beym Frauenzimmer als Mannesbildern sich frischer finden lassen / damit er durch gar zu tieffe Blödigkeit nicht einen Argwohn eines unädlen Herzen erweckete. Dieses munterte ihn zu weiterer Ansuchung auff / weil ohndas nach art der Liebe er das ärgeste furchtete / ob suchete das Fräulein durch diese ungewisse Antwort ihn nur hinzuhalten / auff daß sie hernähst den ihrigen selbst an deuten könte / wessen sie sich ihrem Willen erklären solten; fassete demnach ihre Hände auffs neue / küssete dieselben / und fing also an: Mein allerschönstes Fräulein / ich bedanke mich vorerst ganz demühtig / daß ihre Liebe dieses mein anmuhten mit geduldige Ohren angehöret / und mit keinem äusserlichen Unwillen auffgenommen hat; und wolte Gott / daß meine Seele mit der gegebenen Antwort sich könte befriedigen lassen / uñ dieselbe mich nicht anstrångete / ihrer Liebe weiters noch beschwerlich zuseyn; aber die Furcht /welche allemahl rechtschaffene Liebe begleitet / zwinget und nöhtiget mich / umb eine beständige Erklärung auff mein inbrünstiges ansuchen anzuhalten /damit ich der hefftigen Peinigung / welche die Ungewißheit in mir erwercket / entrissen / nach so langer Angst und quahl in ruhe gesetzet werden / und Erleichterung empfinden möge. Es erwäge doch mein Fräulein in ihrem hochvernünfftigen Herzen / was unleidliche Schmerzen heut unter den Händen ihrer Räuber / und hernach wegen des Alten anzeige sie empfunden / da sie anfangs durch Ohmacht vom Pferde herunter geworffen / und wegen des lezten in solche Erschütterung gerahten ist / daß sie ihrer eigenen Gliedmassen nicht mächtig seyn mögen. Nun beteure ich aber bey meinen ritterlichen Ehren / daß die Liebesangst in mir ungleich grössere Pein und Schmerzen verursachet / als wann mein Leib von Räubern und Mördern in hundert tausend Stucken zerhacket würde; Ja solte die Hoffnung welche meine Durchl. Fr. Schwester durch ihren Trost biß daher in mir geetzet und erhalten / nunmehr ersterben und ganz abe seyn / wolte ich lieber gleich diese Stunde mich in die Hände der mörderischen Baure
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