Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Gott / ich bekeñe willig / daß meine unvorsichtige Reden ihre Durchl. veranlasset haben / meine Träue und Glauben in zweiffel zuzihen / und wåhre ungleich besser gewesen / ich hätte meines Herzen mattigkeit verschwiegen gehalten / und meine Reise so weit fortgesetzet / als mein Leben mich begleiten wird / wann ihrer Liebe ja nicht gefallen kan / durch eine beständige Erklärung meine arbeitende Geister auffzurichten. Küssete hiemit ihre annoch nassen Augelein / und traff zu unterschiedlichen mahlen ihr Mündichen / gleichsam als aus Irtuhm / so daß / wie geherzt er sich zuerzeigen bedacht wahr / doch alles sein beginnen entweder in einer gar zu kühnen Furcht / oder zu furchtsamen Kühnheit bestund; wodurch er dannoch so viel schaffete / daß sich das hochbekümmerte Fräulein im Weinen mässigte / und zu ihm sagete: Ach mein hochwerter Fürst; wie froh werde ich seyn / wann ich uns nun aus dieser Gefahr wissen sol; mein Herz aber trägt mir eigen zu / wir werden so leicht nit entgehen / doch es gerahte nach der Götter Schluß / so danke ich ihnen dannoch / daß sie mich aus des Wendischen Råubers Fäusten erlöset / und dieses Fürsten Kundschaft mir gegöñet haben / auff welchen meine Fr. Schwester so hoch hält (wie aus deren Schreiben euer Liebe ich hoffe zuerweisen /) ja welcher meiner wenigkeit viel höhere Gunst und Liebe zugewendet / als mit alle meinem vermögen ich nicht ersetzen kan / und doch nach vermögen zuersetzen / mich stets werde befleissigen. Dieser Rede gebrauchete sie sich zu dem Ende / ihm seinen zweiffel zubenehmen / schaffete auch hiedurch so viel bey ihm / daß er seiner schwermühtigen Gedanken einen grossen Teil fallen ließ / und ihr solcher gestalt antwortete: Durchleuchtigstes Fråulein / ist es wol möglich /daß ihre vortrefligkeit wegen des unwerten Arbianes Kundschaft einige vergnügung haben solte? O mein auserwählter Seelen Schaz / verfolget / bitte ich / dieses holdselige erbarmen / bekräftiget diese mitleidige Gunst durch eine ehrenverbündliche Erklerung / die meinem fast abgezehreten Herze mehr stärkung als das kräftigste Korallen-oder Perlen Wasser mitteilen wird. Als er dieses redete / griffe das Fräulein in ihren Busem / und fragete den Fürsten / ob dann das heut ihr eingelieferte Schreiben von ihrer Fr. Schwester selbst durchhin geschrieben währe / oder sie nur die Auffschrift mit eigener Hand verfertiget hätte; auch /was doch der eigentliche Inhalt seyn möchte. Daß sie es selbst geschriebe / antwortete er / kan ich wol beteuren / wird auch die Hand schon ausweisen; den Begrieff aber weiß ich in wahrheit nicht / nur als ich gestern Abend in meinem Herzen beschlossen hatte /mich vornehmlich in ihrer Liebe Erlösung zugebrauchen / baht ich die GroßFürstin / sie möchte mir einen kleinen Schein zustellen / bey welchem mein höchstwertes Fräulein mich erkennen könte / da mir etwa der almächtige Gott die Gnade verleihen würde / sie aus Räuber Händen zuerretten / und sie vielleicht aus Furcht mir nicht trauen würde; da sie dann alsbald in ihrem Zelte sich nidersetzete / dieses Brieflein schrieb / und nach versiegelung zu mir sagete: Sehet da /mein Bruder / göñet euch Gott das Gluk / meine Frl. Schwester in meinem abwesen anzutreffen / so gebet ihrer Liebe / wann ihr so viel raum allein haben könnet / dieses Brieflein / und das ich nähst vermeldung Schwesterlicher Liebe und Träue sie herzlich ersuchen und bitten lasse / diesen Brieff selbst zu lesen / den Inhalt keinem Menschen / als dem Einhändiger zuverständigen / und dafern sie ein tröpflein Blut in ihren Adern zu meiner Liebe ubrig hat / meinem Schwesterlichen ansuchen genüge zu tuhn. Diese Werbung /Durchl. Fräulein / hätte bey einreichung / ich herzlich gerne verrichtet / dafern beydes ihr Kummer und die Eile fortzureiten es nicht verhindert hätten. Das Fräulein antworte ihm: Daß müste gar ein unmögliches seyn / und über meine Kraft sich erstrecken / welches bey so hoher Errinnerung ich meiner werten Fr. Schwester versagen solte / nachdem ich mir ohndas vorgenomen / ihr in allem schlechter dinge / als einer gebietenden Mutter zugehorsamen / weil nach ihrem hochgewogenen Herzen sie mir nichts unmögliches /viel weniger unanständiges zu muhten wird noch kan. Ach mein Gott / sagte der Fürst / daß wir doch nur so viel Licht hätten / dieses Schreiben zu lesen / ob vielleicht etwas drinnen enthalten währe / daß zu meiner Vergnügung könte ersprießlich seyn. Dem Fräulein kam
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