Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Rache wieder seine (wie ich nicht verhoffe) geubete Boßheit / bey allen Göttern und Menschen inständig anhalten / wo zu doch mein allerliebster Fürst und versprochener Bräutigam / weiß ich gar gewiß /keine Ursach geben wird. Arbianes aus ubermässiger Freude bezwungen / kunte seine hohe vergnügung länger nicht einhalten / umfing sie mit inniglichen ehrliebenden küssen / deren ihm etliche in züchtiger Scham bezahlet wurden / und fing nachgehends also an: Durchleuchtigstes herzallerliebstes Fräulein / mit was duchtigen Worten sol oder kan vor diese überhohe Gunst und Gnade ich mich bedanken? Ach nehmet von mir das begierige Herz / welches bereit ist / viel lieber alle Welt Angst auszustehen / als zu gönnen /daß in meiner gegenwart ihrem Leibe oder Willen einige Wiederwertigkeit angetahn wurde. Ich gestehe zwar / mein unvergleichlicher Schaz / daß der hinzugesetzete Vorbehalt meinen hitzigen Liebesbegierden sehr zuwieder ist / nachdemmahl ihre Liebe dasselbe vor ein ungebührliches hält / und anklagen wil / was Gott den jungen Eheleuten selbst gönnet und frey gibt; jedoch aber wil ich mich auch in diesem Stük ihrem Willen gemäß verhalten / mit angehängter sehr demühtiger bitte / mir eine gewisse Zeit zubestimmen / zu welcher diese Bedingung sol auffgeruffen seyn. Ach mein Schaz / antwortete sie / dringet nicht weiter in mich / sonst werde ich gezwungen / mich vor euch mehr zufürchten / und zuverwahren / als euch zu lieben; Zeit zu berahmen / stehet keinem Fräulein zu /und fürchte sehr / meine Fr. Schwester werde mehr eilen als mir lieb seyn wird; aber dessen sey mein Fürst und wahrer herzens Freund versichert / daß wo ich meinen lieben Eltern nicht in reiner jungfräulicher Keuscheit wieder geliefert werde / wil ich demselben nun und nimermehr / weder geträu noch hold seyn /der mir solches hindern und abzwingen wolte. Sonsten hat mein Fürst sich gar zu weiter aussetzung unser Heyraht so groß nicht zubefürchten / weil er mit meiner Fr. Schwester so wol und brüderlich daran ist /daß dieselbe ihm allen Vorschub tuhn wird. Dieses sagete sie mit grosser Scham / nur daß sie seiner heftigkeit durch solche gemachte Hoffnung einen Zaum anlegen möchte; wie er dann sich hierauff erklärete /sich selbst zu überwinden / und in den Schranken ihres Willens sich zuverhalten; welches dann das liebe Fräulein so froh und kühn machete / daß sie ihm mannichen Kuß lieferte / biß ihr endlich die müdigkeit den Schlaf brachte / da sie ihn höchlich baht /seine Ruhstete von ihr absonderlich zunehmen / wo er sonst ihr die Freyheit ohn Furcht zuschlaffen gönnete. Ja mein auserwähltes Seelichen / antwortete er / ich erkenne mich allerdinge schuldig / ihrer Liebe hierin zugehorsamen; hielt doch noch umb ein Viertelstündichen an zum Gespräch / und daß er sich aller ehrliebenden ergetzung an ihrer unsäglichen Schönheit / als ein versprochener Bräutigam gebrauche möchte; welches sie ihm nach vorgeschriebener gemässigter Weise einwilligte. Ehe dann diese kurze Zeit verfloß /wurden sie etlicher Reuter auff der Gasse hin uñ wieder reitend gewahr / welche vor der Inwohner Hauß Tühren anklopfeten / deren einer auch mit zimlichem ungestüm an ihr Tührlein stieß / und eingelassen zu werden begehrete. Worüber das Fräulein so heftig erschrak / daß sie als ein Espinlaub zitterte. Wolfgang machte die Tühr alsbald auff / und fragete nach seinem begehren; da dieser von ihm wissen wolte / ob nicht ein junger Ritter in blau angelauffenem Harnische mit güldener Verblümung / eine schöne adeliche Jungfer im himmelblauen Silberstük bekleidet / in oder durch / oder neben dieses Dorff hinweg geführet hätte; welches das Fräulein hörend / nicht anders meinete / als der Wendische Råuber hätte sie schon wieder in ihrer gewalt; rückete auch gar hart an ihren Liebesten und sagete mit sanfter wehmühtiger Stime und zitterndem Leibe; Ach mein auserwåhlter Freund uñ Lebensschaz / ach schützet die eurige; gewiß gewiß lässet der alte Räuber mich suchen / dem ich doch lebendig nicht zuteile werden wil. Mein Seelen Schaz /antwortete er / gebt euch doch zu frieden / und erschrecket nicht so hart / wir sind ja nicht alsbald gefunden / ob man uns gleich nachfraget; dann des jungen Bauren Antwort gibt uns anzeige gnug / daß er uns zuverrahten nicht gemeinet ist. Wie er dann dem Reuter diesen bescheid erteilete; er hätte den ganzen Tag biß in die sinkende Nacht hart vor dem Dorffe in einem Garten ohn
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