Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
gezwungen / Speise und Trank nehmen / und ihres willens geleben muste. Den unsern wolte die Zeit ohn Gespräch zu lange wehren /weil sie willens wahren / der Fräulein Ankunfft biß an die Mitternacht zuerwarte; Weil dann die alte GroßFürstin gerne gewust hätte / durch was gelegenheit ihr lieber Herkules zu dem neuen Glauben kommen währe / welchen er so hoch und über alles schätzete /und sich gleichwol erinnerte / wie lieb ihm ehemahls ihr landüblicher Gottesdienst gewesen / bey dem er so manniches andächtiges Opffer vor sich hätte verrichten lassen / begehrete sie an ihn / ihr die ursach und gelegenheit solcher seiner Glaubensverenderung anzuzeigen. Herkules hörete ihr begehren mit sonderlicher Freude an / und taht einen inniglichen Seuffzer zu Gott / er möchte seinem Donner durch seine unverständige Zunge Krafft uñ Nachdruk verleihen / und die Herzen seiner lieben Eltern rühren / daß sie zur Erkäntniß der Warheit gebracht würden. Wie er in diesem andächtigen Wunsche stilleschweigend saß /gedachte sein Gemahl / er trüge dessen etwa bedenken / daher sie ihn in Persischer Sprache erinnerte / diese gute gelegenheit zu seiner Eltern Bekehrung nicht vorbey zulassen / sondern vielmehr mit beyden Händen zuergreiffen; vielleicht schickete es Gott also /daß seine Fr. Mutter selbst anlaß darzu geben müste; fuhr nachmahls fort / und sagete auff Teutsch zu ihm: Mein allerwerdester Schaz / lieber wegert euch nicht /unser Fr. Mutter begehren zu erfüllen / dann ich selbst habe vorlängst gerne wissen wollen / wie sichs mit euer Bekehrung zu dem seligmachenden Glauben begeben hat. Herkules gab durch ein freundliches Lachen seinen guten Willen zuverstehen / und fing also an: Gnädigste herzallerliebste Fr. Mutter; euer mütterliches Herz ruffet mir eine solche unaussprechliche Freude in mein Gedächtniß / welche mich des zeitlichen pfleget vergessen zumachen / so daß meine Seele nichts höhers wünschet / als diesen sündlichen unnützen Leib zuverlassen / und mit allen außerwählten Kindern Gottes der himlischen Wollust in ihres Heylandes Gegenwart zugeniessen / deren Herligkeit keines Menschen Zunge beschreiben kan. O was elender Mensch und nichtiger Erdwurm würde ich seyn /wann ich zu dieser Erkäntniß der göttlichen allein seligmachenden Warheit nicht kommen währe / welche nunmehr mein Herz in dem Vertraue zu Gott dermassen fest geankert hat / daß alles ubrige / wie hoch es von der Welt mag gehalten seyn / mich nur wie ein unflätiger Koht anstinket. Nicht sage ich dieses / ob verachtete ich Gottes zeitliche Gaben / die er mir in kurzer Zeit häuffiger als einigem Menschen mag mitgeteilet haben / und ich / wann ein mächtiges Königreich zu kauffe währe / solches mit Golde wol an mich bringen könte / nachdem meines geträuen Bruders / Königes Ladisla / und meine Gelder fast nicht zuzählen sind / als die nach Silberwerd angeschlagen / an die 70000 Zentner oder Hundert schwehr sich belauffen; zugeschweigen aller zeitlichen Ehre und Herschafft / die mir unwirdigen im Parthischen / Persischen und Römischen Reiche aufgetragen sind / und zum teil fast auffgedrungen werden wollen. Noch wolte ich solches alles verfluchen / und als einen Wust in des Meeres Abgrund versenken / wann ich das allergeringste der zur Seligkeit notwendigen himlischen Erkäntniß davor entrahten solte. Mir zweifelt nicht / Gn. Fr. Mutter / diese meine Reden dünken euch kindisch / ja lächerlich seyn; und zwar eben so ist mirs anfangs mit meinem Bruder Ladisla auch gangen / daß er mich vor einen aberwitzigen Menschen hielt / welches ihn sider deß offt gereuet hat /aber es dazumahl nicht endern kunte; dann ehe Gottes Geist in des Menschen Seele den Glauben wirket /hält er göttliche Weißheit vor ein kindisches Affenwerk; und solches alles kömt von dem argen Menschen-Feinde dem leidigen Teufel her / als der nicht leiden kan / daß dem Menschen das Licht der Erkäntniß Gottes scheine / und dadurch sein schändliches Reich verstöret oder doch verringert werde; wie er dann ein Hasser und Verleumder alles guten ist. Wo aber die Furcht Gottes sich nur zuregen beginnet / so daß der Mensch gedenket und nachsinnet / was doch nach diesem kurzen vergänglichen Leben seyn werde /weil unsere Seel nicht verschwindet / sondern ewig bleibet / dann ist er schon bemühet / etwas zufassen /worauff er sich eigentlich verlassen / sein Gewissen befriedigen / und sein künfftiges höchstes Gut fest gründen und bauen möge / weil doch in
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