Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
unterlaß gearbeitet / aber dergleichen Leute nicht vernommen / würde auch ausser allem zweiffel hieselbst vergeblich nachfragen / massen eine Stunde vor Abends ein vorübergehender Bohte / welchen er kennete / berichtet / er hätte ein sehr schönes Weibesbild mit einem geharnischten Ritter nach dem Iselstrohm zureiten sehen / und wie ihn gedäuchte / währe sie mit gutem willen von dem Ritter geführet worden. Wo ist diser Bohte dann geblieben? fragete der Reuter. Davon weiß ich nichts zu melden / antwortete er / nur daß er wegen seiner Reise grosse Eile vor gab / und noch vier Meile diese Nacht zu lauffen hätte / wohin er sich nun gewendet / kan ich gar nicht wissen. So höre ich wol / sagte der Reuter / ich werde meinem Fürsten das Bohtenlohn nicht abverdienen; kehrete sich hiemit zum Dorffe hinein und ritte seinen Gesellen nach / deren Wolfgang 10 gezählet hatte / und sie alle miteinander / wie fleissig sie auch nachfrageten / gar keine weitere Nachricht erhalten kunten. Unsere Verliebeten zweiffelten nicht /es würden des Wendischen Fürsten Ausspeher seyn /welcher etwa mit etlichen Völkern aus der Schlacht entrunnen / und an einen sichern Ort sich gelagert håtte; woran sie doch sehr irreten / und dadurch sich in grosse trübseligkeit und angst stürzeten. Dann es wahren die von Herkules ausgeschikte Reuter / mit welchen sie fein sicher hätten können überkommen; aber die himlische Versetzung wolte ihnen ihre Vergnugung so frühzeitig nicht zuschicken / sondern sie musten zu ihrer besserung zuvor scharff bewehret werden / und einen herben Becher der Wiederwertigkeit austrinken / wie hernacher folgen wird.
Wir wenden uns aber wieder hin nach dem sieghaften Kriegsheer / bey welchem der alte GroßFürst mit seinen Kindern sich in aller fröligkeit finden ließ /weil sie annoch gute Hoffnung hatten / Arbianes würde sich schier einstellen; wie dañ dazumahl seine 150 Reuter mit dem erschlagenen jungen Wendischen Fürsten / wiewol zimlich späte ankahmen / uñ den Bericht einbrachten / ihr Oberster hätte diesen mit eigener Hand nidergehauen / und nachgehends nicht geringe mühe gehabt / das flüchtige Fräulein / welche ihn vor eine Feind gehalten / zuerhaschen / und aus der Ohmacht wieder zurechte zubringen / da er inzwischen ihnen hart befohlen / nicht zuseumen / sondern mit dem erschlagenen fortzugehen; doch hätten sie ihn endlich gesehen das Fräulein vor sich auff dem Pferde führen / und als sie in die 400 flüchtige Feinde durch den Strom gesehen hindurchsetzen / und durch winken ihm solches zuverstehen gegeben / währen sie gewahr worden / daß er mit ihr den sichersten Weg Südwerz genommen / worauff sie ihn bald aus dem Gesichte verlohren / weil sie selbst umb gefahr willen den Strom auffwarz gehen müssen / und den gar zu häuffig herzu dringende flüchtigen Feinden sich entzihen. Worauff Valiska die Anwesende tröstete / und zu ihnen sagete: So wollen wir uns zufrieden geben /dann Arbianes ist ein so verständiger Fürst / welcher mit Gottes hülffe schon Mittel und Wege finden wird / entweder durch zukomen / oder sie auff eine kurze Zeit in gute gewahrsam zubringen. Die alte GroßFürstin ward hiedurch in etwas getröstet / daß sie bey ihren Schwieger Töchtern sich frölicher erzeigete /weder vorhin / zwischen welche sie sich gesezt hatte /und es nicht wenig beklagete / daß sie mit Fr. Lukrezien nicht Unterredung halten kunte / weil sie kein Teutsch verstund / wiewol Valiska sich als eine Dolmetscherin bey ihnen vielfältig gebrauchen ließ. Es meldete sich abermahl ein Teutscher Kriegs Knecht an / vorgebend / man hätte mit dem gefangene Wendischen Obersten Niklot viel Mühe / welcher nicht allein seine verbundene Wunden auffrisse / sondern alle Gelegenheit suchete / sich selbst zuentleibe; würde demnach das beste seyn / daß er fest gebunden würde. Der alte GroßFürst antwortete: Dieser wird ohn zweifel der verrähterische Bube seyn / welcher mich nicht allein mit List von meinem Schlosse gelocket / sondern hand an mich gelegt / und gleich einem gemeine Bauren mich gebunden fortgeschleppet massen ich mich erinnere / daß derselbe von seinen Leuten Herr Niklot geneñet ward. Also ward ernstlich befohlen /man solte ihn fest an einen Pfal oder Leiter binden /den Wunden auffs beste Raht schaffen / und ihm allerhand Labung beybringen / dann es müste ihm seine Boßheit andern zum abscheuchlichen Beyspiel vergolten werden. Da wusten nun die Kriegsknechte ihm schon recht zutuhn / daß er
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