Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
und beteure / daß ihren Herren Brüdern und Frauen Schwestern diese Erklärung erfreulicher als ihre leibliche Errettung seyn würde; unterrichtete sie doch dabey / sie muste nicht ihm / als ihrem Bråutigam zugefallen / sondern bloß aus Liebesbegierde zu der Erkäntniß des wahren Gottes / und zur Erlangung der ewigen Seligkeit solche Enderung ihres Glaubens vornehmen / dann sonst würde sie in ihrem Christentuhm keinen festen fuß setzen / sondern in stetem Wankelmuht bleiben / und nach Menschen Willen ihren Glauben endern und umwechseln / welches eine grössere Sunde wåhre / als wann man aus Unwissenheit im Unglauben verbliebe. Hierauff unterrichtete er sie gar einfältig in den vornehmsten Stücken des Christlichen Glaubens / wie nur ein einiger wahrer Gott währe / und derselbe doch dreyfaltig; hiesse Vater / Sohn / uñ Heiliger Geist; Dieser Gott hätte Himmel / Erde / Meer / und alles was drinnen ist / vor ohngefehr 4000 und mehr Jahren erschaffen /und den ersten beyden Menschen grosse Volkommenheit mitgeteilet / sie auch zu Erben der Seligkeit eingesetzet / welche aber von dem Teuffel zur Sünde sich verleiten lassen / und darüber unter Gottes Zorn zur ewigen Verdamniß / mit allen ihren Nachkommen /denen die Sunde angebohren würde / gerahten währen; aber der ewige Sohn Gottes hätte sich über alle Menschen wieder erbarmet / und sie durch eine sonderliche Gnugtuhung wieder zu Gnaden gebracht /daß wann sie an denselben gläubeten / und im Christlichen gottseligen Wandel verharreten / ihnen die Seligkeit wiederum solte mitgeteilet werden. Diesen kurzen einfältigen Begriff trug er dem Fräulein vier oder fünff mahl nach einander vor / biß sie ihm denselben fast von Wort zu Wort (wie sie dann ein überaus herlich Gedächtniß hatte) nachsagen kunte / dabey sie unterschiedliche Fragen taht / umb alles desto desser zubegreiffen / und von ihm / so viel sein Vermögen kunte / guten Unterricht bekam. Hernach behtete er ihr dz Vater Unser / den Christlichen Glauben / und die Heiligen zehen Gebohte offt vor / daß sie solches alles gleicher gestalt ohn Anstoß hersagen kunte / jedoch wünschete / daß das Gebeht des HErrn ihr möchte etwas deutlicher erkläret werden / weil wegen der kurzen Bitten / so darin begriffen / es ihr etwas schwer vorkäme. Mein Herz / sagte er / ihr tuht sehr wol uñ weißlich / dz ihr begehret dasselbe zuverstehen / was ihr behtet / massen / wo ein Gebeht ist ohn Verstand /da ist keine Andacht / wo aber keine Andacht ist / da ist auch kein Gott wolgefälliges Gebeht / und erfolget auch darauff keine Erhörung noch Hülffe. Versichert euch aber / daß wann alle Menschen in der ganzen Welt / sie mögen so heilig / und in Gottes Wort und Erkäntniß so erfahren seyn / als sie immer wollen / sie doch kein besser / noch kunstlicher noch volkommener Gebeht machen köñen / ja auch keines / welches in solchen Stucken diesem gleich sey; massen in diesem kurzen Gebeht alles dasselbe begriffen ist /wessen wir von Gott zubitten bedürffen. Da wir anfangs sprechen: Unser Vater / der du bist im Himmel; anzudeuten / daß unser Gebeht nicht an irgend ein Geschöpff / sondern allein an den Schöpffer / an Gott muß hingerichtet werden / der in dem Himmel der Herligkeit / seine Almacht und Herschafft führet / und doch allenthalben gegenwärtig ist; denselben nennen wir unsern Vater / und solches aus Befehl unsers Heylandes / auff daß wir durch solchen süssen liebreichen Vater Nahmen sollen versichert werden / der allerhöchste Gott trage gegen uns ein Vaterherz / und wolle uns keine Fehlbitte tuhn lassen / gleich wie ein Vater seines lieben Kindes Bitte / nach seinem Willen angestellet / unerhöret nicht lassen kan. Also müssen wir durch diesen Vater Nehmen in dem Vertrauen zu Gottes Güte / gestärket werden / damit unser Gebeht nicht aus Zweifelmuht herrühre / welcher alles behten undüchtig machet. Hierauff folgen nun die sieben kurze Bitten in einer wolgefügten Ordnung. Dann sehet / mein Schaz / unsere höchste bemühung / ja alles unser tichten und trachten sol vornehmlich und vor allen Dingen dahin gerichtet seyn / daß es zu Gottes Ehren gereiche; daß nun solches von uns geschehen möge / bitten wir von Gott in der ersten Bitte: Du unser lieber himlischer Vater / gib und verleihe uns diese Gnade / daß dein Heiliger Nahme von uns nimmermehr geunehret / oder geschändet / sondern allemahl gebührlich geehret werde; daß wir in allem tuhn und lassen deine Ehre suchen. Das heisset:
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