Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Baldrich scherzete druber / und sagete: Ohn zweifel sitzet mein Bruder Arbianes mit meiner Frl. Schwester an Ort und Enden / welche er umb diß Königreich nicht vertauschete / nachdem ich mich nit erinnern kan / jemahls einen verliebetern Menschen gesehen zu haben. Sie sitzen / wie es ihnen beyden beliebt / sagte der Vater / wann sie nur frisch und gesund wieder bey uns anlangen; das übrige sey der göttlichen Versehung heimgestellet / und meiner geliebten Tochter Fr. Valiska / als deren ich sie in meinem herzen geschenket habe / sie nach ihrer wilkühr zuverheyrahten. Ich bedanke mich dessen kindlich und demühtig / antwortete sie / und wünsche nähst meiner herzallerliebsten Frl. Schwester Gesundheit nicht mehr / als daß mein Bruder Arbianes / das aufrichtige geträue Herz / diese Worte anhören möchte.
Diese beyde Verliebeten aber sassen denselben Tag noch immerzu auff dem starkriechenden Häu / und unter ihrem Liebes Gespräch und unnachlässigen kussen beklageten sie dannoch / daß die ihrigen ohn allen zweifel ihres aussenbleibens sehr betrübt seyn würden / daher das Fråulein zu ihrem Liebsten sagete: Höchster Schaz / wir lassen uns unser Unglük wenig anfechten / und gedenken nicht eines auff das zukunfftige; meynen vielleicht auf dieser Sträu immerhin zufaulenzen / oder im nähesten Städlein das Ende unsers Kummers zufinden / da es wol erst recht angehen möchte / massen unter der Vergnügung eurer herzlichen keuschen Liebe / mir dannoch mein Herz so schwer als ein Stein unter der Brust lieget / und mir nicht viel gutes verspricht; Ach daß doch meine liebe Eltern und Brüder nur wissen möchten / wo wir uns auffhalten / zweifelt mir nicht / sie würden schon ein zimlich fliegendes Heer ausschicken / uns abzuhohlen / und dafern solches nicht geschihet / sehe ich nicht /wie wir durch die verschlagenen Völker sicher kommen werden / unter denen sehr wenig sind / die mich nicht kennen solten. Ja wer weiß / ob nicht unsere lieben Freunde uns ehe als erschlagene beweinen / als daß sie errahten solten / wir hätten auff diesem Häu unsere Heiraht abgeredet; auch dürffte ich allem ansehen nach / fast gläuben / die nächtlichen Reuter sind unsers Volks gewesen / und uns zum besten ausgeschikt / massen sie sich ja nicht als fluchtige anstelleten / und aber der Feind ja gänzlich sol geschlagen seyn / wie Wolfgang berichtet. Mein allerschönstes auserwähltes Fräulein / antwortete er / sie mögen Freund oder Feind gewesen seyn / der Almächtige Gott wird uns dannoch helffen / dem wir vertrauen wollen; Und O mein Gott / göñe uns beyden doch /unsere keusche Liebe durch schleunige Heyraht zuergetzen hernach beschere uns dereins die ewige Seligkeit / die dein Sohn uns armen Sündern erworben /und durch sein Verdienst zuwege gebracht hat; Inzwischen habe Geduld mit unsers Fleisches Schwacheit /und leite Zeit unsers Lebens uns auf dem Wege / den du uns selbst in deinem Heiligen Worte vorgeschrieben hast. O das ist wol ein guter und köstlicher Wunsch / sagte das Fräulein; was mich betrifft / wil meinem Fürsten ich wol äidlich versprechen / mich nach aller Mögligkeit der Zucht und Tugend zu befleissigen / und wolle Eure Liebe mir nur diese Gesetze vorschreiben / nach denen ich wandeln sol / und wie er meynet / ich unter des wahren Gottes Gnade verbleiben könne / denen wil ich zufolgen mich nimmermehr beschwerlich finden lassen. Ach mein herzgeliebeter Schaz / antwortete er / ich nehme ein solches erbieten von ganzem Herzen frölich an / wann euer Liebe mir nur in diesem Stük folgen / und den allein seligmachenden Christliche Glauben ihr gefallen lassen wolte / welcher von euren Herren Brudern und deren Gemahlen / auch von mir gutwillig und zu unser Seelen Wolfahrt angenommen ist / alsdann hätte Eure Liebe ich nichts mehr anzufodern / weil an ihrem Tugendergebenen Herzen mir zu zweifeln durchaus nicht gebühren wil. Solte ich mich dessen wegern? sagte sie; solte ich andere Götter ehren als mein Gemahl / oder einem andern Glauben anhangen? Ich nehme ja billig ein Beyspiel von meiner Fr. Schwester / und wie dieselbe sich alsbald nach meines Herrn Bruders Willen gerichtet / also wil ich ebenmässig mich hierin verhalten / insonderheit / weil zu diesem Glauben ich von der Zeit her grosses belieben getragen / wie Leches denselben meinem Herr Vater zu Prag so sehr rühmete; und noch mehr / nachdem Neklam dessen gegen mich absonderlich gedachte. Arbianes nam dieses erbieten mit herzlicher Vergnügung auff /
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