Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
umb ein Haar weniger /als in der höchsten Glükseligkeit anhangen / und solche zeitliche Straffen vor eine väterliche und gnädige Züchtigung erkennen / als welche zu unser besserung uns allemahl angelegt würde / damit wir in dieser Welt gleichsam als durch ein Feur geläutert / an der ewigen Seligkeit nicht Schiffbruch erlitten. Schließlich beschrieb er ihr die unsägliche Freude des himlischen ewigen Lebens durch Gottes eingeben (wir ers dann ehmahls in den Predigten gehöret hatte) so fein und anmuhtig / daß sie daher eine sonderliche Wollust in ihrem Herzen empfand / und sich verpflichtete / sie wolte alles Unglük / was ihr auch begegnen würde / geduldig ertragen / und zu Gott das feste vertrauen haben / es währe ihm ja so leicht / sie von diesem Häu / da es ihm gefiele / wieder auff ihres Herrn Vaters GroßFurstliche Schloß zubringen / als sie durch räuberische Entführung davon auff dieses Häu gerahten währe. Daß ist recht und wol geredet / mein herzgeliebtes Fräulein / sagte er; zweifele auch nicht /der barmherzige Gott werde uns mit seinen Gnaden-Augen ansehen / und erinnere ich mich GroßFürst Herkules täglichen trostes / da er stets zu sagen pfleget: Ich bin gewiß / und dessen versichert; daß unser Gott geträu ist / der uns nicht lässet versuchen über unser vermögen / sondern schaffet endlich / daß die Versuchung also ein Ende gewinne / daß wirs können ertragen. Ja wann uns Gott gleich eine Kreuzes- oder Unglüslast wegen unser Sünde aufflege / so helffe er doch allemal uns dieselbe tragen / lege seinen Gnaden Hand unter und hebe selbst nach; und wann wir müde sind /alsdann nehme er sie gar von uns hinweg / und werffe sie ins Meer. Mit diesen und andern tröstlichen Reden machete er das liebe Fräulein so standfeste / daß sie sich erklärete / wann es eine solche beschaffenheit mit dem Unglük hätte / daß uns Gott solches nicht aus Zorn / sondern / wie er sagete / unsern Gehorsam zu prufen aufflegete / so möchte sich ja ein Mensch glükselig schätzen / wann ihn Gott zu seiner selbst eigenen bessserung dergestalt mit der väterlichen Zuchtruhte heimsuchete. Aber sie redete noch zur Zeit als eine Unerfahrene / wiewol sie sich dessen hernach zu ihrem besten oft erinnerte / und ihr betrübtes Herz dadurch gewaltig stärkete. Sie gerieten endlich wieder auf das Andenken ihrer Verwanten / und wolte das Fräulein gerne berichtet seyn / wie sichs eigentlich mit König Ladisla Heyraht zugetragen hätte / dessen Gemahls löbliche Tugenden und Schönheit Libussa ihr sehr gerühmet / daß sie nicht wenig verlangen trüge / in ihre Kundschaft zukommen. Ja mein Fräulein / sagete er / die Römerinnen tragen auch hohe begierde / sie zu sehen / aber heftig beklagen sie es / daß eure Liebe mit ihnen nicht werde unterretung halten können / nachdem jenen das Teutsche noch zur Zeit unbekant ist / und neulich erst den Anfang gemacht haben / in dieser Sprache sich unterrichten zu lassen. Je mein Fürst / antwortete sie / weis seine Liebe dann noch nicht / was vor eine gelehrte Braut dieselbe an mir bekommen? dann meine Brüder / und König Ladisla selbst haben in meiner Kindheit mich immerzu in der Lateinischen Sprache geübet / daß ich solche nicht allein verstehen / sondern auch zur Roht mit reden kan / ob ich mich gleich zuzeiten auff die Worte und deren zusammen fügung etwas bedenken mus. Ey so mus mein Fräulein das Latein fleissig treiben /sagte er / dann also kan sie mit meinem Herr Vater und Fürst Pharnabazus unterredung pflegen / welches ihnen sonderlich lieb seyn wird / biß sie etwa unsere Sprache wird gefasset haben / die ungleich leichter zu lernen ist / als die überaus schwere Teutsche. Auch wollen wir / da euer Liebe es gefället / nach diesem mehrenteils Lateinisch miteinander reden / wann wir allein sind / weil das Teutsche mir ohndas saur genug wird. Die reine Warheit zusagen / antwortete sie /mus ich bekennen / daß mein Fürst die Teutsche Fertigkeit noch nicht gefasset / wiewol er seines herzens anliegen noch mehr als zu deutlich an den Tag geben kan. Aber wie hat er doch immer und ewig das Reimen- tichten so wol gelernet / daß er sie gar dreyfach schränken kan? Mein Seelichen / sagte er / darzu währe ich eben so geschikt als der Esel zum Lautenschlagen / wann ich mich dessen unterwinden würde; aber meine Fr. Schwester hilft mir damit zu rechte / ja daß ichs eigen sage / sie setzet sie über / aus meiner Medischen oder Lateinischen Tichterey / sonst würde es
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