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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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insonderheit / weil sie ihren lieben Bruder so abscheuhlicher Unzucht beschuldigten / deren ihr Herr Vater wol wüste / diesen seinen Sohn von Herzen feind und zuwieder zusein. Sonst führeten sie ihr Liebesgespräch miteinander gar freymühtig / dann sie wahr in dieser kurzen Zeit ihm zimlich geheim worden / daß sie mit ihm als einem leiblichen Bruder umging. Des folgenden morgens verschaffete Wolffgang alles / was sie zu der Reise bedurfften / daß es gegen Abend seine gute Richtigkeit hatte / dann sie wolten des nähstfolgenden sehr früh auffbrechen / damit sie des dritten Tages hernach / wo möglich / bey den ihrigen seyn möchten; aber diese Rechnung macheten sie II ganzer Wochen zu früh / und musten diese beyde neu und erst angehende Kinder Gottes zuvor ihres himlischen Vaters Zuchtruhte zimlich scharff schmecken / daß das Blut drauff folgete / ehe sie seiner Gnaden Guter recht und ohn Angst geniessen kunten. Die Zeitung von des Wendischen Fürsten Niederlage und schmehlichen Tode ward diesen Tag von allenthalben her bekräftiget / daß die unsern daran nicht mehr zweifeln durfften / daher ihr Schluß wegen der schleunigen Reise desto fester gemachet ward. Arbianes sprach diesen Abend seinen Haußwirt an / er möchte ihm seinen Wolffgang zum Diener überlassen / wo vor er ihm ein Stük Geldes geben wolte. Dieser machte sich anfangs gar geschäfftig / er währe ihm in der Haußhaltung sehr nöhtig / köme so bald keinen andern bekommen / der ihm anstünde / weil es ausser der Miete Zeit wåhre / und was des einwendens mehr wahr / doch als ihm der Fürst 20 Kronen zum Abtrit anboht / und ihn überdaß 12 Kronen vor die Speisung bezahlete / wahr er zufrieden / erboht sich auch / des Fürsten Leibpferd wolzufuttern / und seine Waffen in Verwahrung zunehmen / biß nach Verlauff 14 Tage /zum längsten / ihrer Abrede nach / es abgehohlet würde; nach welcher Abhandelung die unsern sich an die Ruhe legeten / des folgenden Tages zur Reise erwartend. Nun trug sich aber ein grosses Unglük in der Nachbahrschafft zu / in dem bey Dörrung des Malzes / auß des Brauer Knechtes Unvorsichtigkeit / kurz vor der Sonnen Auffgang eine Feuersbrunst im allernähesten Hause entstund / deren unsere verliebeten nicht eins gewahr worden währen / sondern darinnen elendig hätten umkommen und zu Aschen verbrennen müssen / wann nicht Wolffgang mit vielem klopffen und ruffen sie auß dem harten Morgen Schlaff erwecket hätte / da ihnen kaum so viel Zeit übrig wahr / die Kleider anzulegen; dann weil die helle brennende Lohe schon zu ihrem Fenster hinein schlug / gedachten sie an nichts / als nur ihr Leben zuretten / liessen alle ihre Gelder und Kleinot liegen weil wegen der Hitze man dabey nicht wol kommen kunte / so gedachten sie auch nicht eins daran in der Angst / sondern sprungen mit ihren annoch unzugemachten Kleidern zur Kammer Tühr herauß / da ihnen Gott sonderlich halff / daß sie unverletzet auff die Gasse kahmen / woselbst Arbianes sich erst des hinterlassenen besan / jedoch es wenig achtete / weil er des vorigen Abends in sein Kleid 100 Kronen / und in der Fråulein ihres 60 Kronen zum Nohtpfennig vermacht hatte. Die Strassen wahren schon vol Volks / die Brunst zulöschen / und ward jederman angemahnet / zuzulauffen und Wasser zutragen; welches aber den unsern ungelegen wahr / sondern gingen mit Wolffgangen nach dem Stad Tohr / da sie herein kommen wahren / in Meinung dahinauß zulauffen / und ihre alte Herberge wieder zusuchen / weil sie es aber verschlossen funden / gingen sie nach dem andern Tohre / welches nahe an einem fliessenden Wasser lag / woselbst die Bürger das Wasser schöpffete / und weil Wolffgang ihne bekant war / ihm und seiner Geselschafft den Außgang nicht wehreten. Das Fräulein empfand grosse Angst in ihrem Herzen / und baht den Fürsten / so viel möglich fortzueilen / dann der Sin truge ihr nichts gutes zu; lieffen also miteinander alle drey zimlich fort / daß in kurzer Zeit sie die Stad einen guten Weg hinter sich legeten. In der Stad fragete jederman / bey wem das Feur außkommen währe / da der Rechtschuldige nicht allein sich statlich außzureden wuste / sondern auch die Schuld eigentlich auff seinen Nachbar /Arbianes Wirt / legete / dessen Hauß dann in ja so grossen Flammen als sein eigenes stund. Jederman rieff hierauff / man solte ihn ins Feur werffen und lebendig verbrennen / weil durch seine Vewahrlosung dieser Jammer und Schade entstanden währe; aber der gute unschuldige Mann ward

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