Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
sagete: Dieses wahr gleichwol noch übrig /mein Fråulein / daß ich sie nicht hatte tantzen sehen. Verzeihe es euch Gott / mein Schaz / amwortete sie /daß zu meinem grossen Unglük ihr mich noch auffzihen dürffet; niemahls habe ich in grösser angst uñ ungemach getanzet / und behüte mich Gottes Barmherzigkeit ja hinfort / daß dergleichen Tänzer ich nimmer wieder an die Hand bekomme; aber lasset uns schleunig fortgehen / daß ich nicht weiter ansprach von den Trunkenbolzen bekomme / und Wasser haben möge /meine besudelten stinkenden Hände abzuwaschen. Fassete ihn bey der Hand / und ging mit ihm zum Stadtohr ein / klagend / es hätte der grobe Baur mit seiner steinharten Faust ihr die Finger dergestalt zerdrücket / daß sie ihr rechtschaffen schmerzeten. Als sie in das Wirtshaus anlangeten / sagte Wolfgang zu seinem Herrn; Hie sind fremde Leute auff dem Wege zu mir kommen / und haben mich umb nachweisung einer guten Herberge gebehten / wo ihr sie nun am besten lassen könnet / werdet ihr wissen. Sein Herr fing an mit ihm zuschelten / eb er Kost und Lohn mit müssiggehen verdienen könte / möchte er sich nach einem solchen Herrn umbsehen; er hätte ihm diesen Tag über durch versäumnis einen Gulden schaden getahn /welches er bey der Ablohnung wol finden wolte. Ich habe es nicht endern können / antwortete Wolgang /und wañ ichs nicht nachhohlen kan / bin ich zu frieden daß ihr mirs abkürzet. Der Wirt wolte noch weiters auff ihn loßzihen / aber Arbianes fiel ihm in die Rede / sagend: Guter Freund / ich und diese meine Wase / sind vom Regen getroffen und zimlich naß worden; in was Gemach weiset ihr uns / daß wir uns fein abtroknen mögen? Da gehet in die Gesinde-Stube / antwortete er / ich werde hinte kein grosses Feur anlegen / die Haut machet euch die Kleider wol wieder trocken / wann ihr über Nacht drinnen schlaffet. Solches schlimmen Ruhbettes sind wir ungewohnet /sagte Arbianes; und weil er merkete / daß die Schuld ihrer verachtung an den Kleidern lage / sagte er weiter: H. Wirt / urteilet uns nicht nach der Kleidung; ich bin ein wolhabender Kauffman / und habe mich also verkleiden müssen / weil ich vom Reinstrom herkomme; gebet mir / und meiner Wasen ein gutes abgelegenes Gemach / ich wil euch täglich eine Krone davon geben / und auff drey Tage voraus bezahlen. Legte ihm damit solches Geld in die Hand / womit der Wirt nach dem Liechte lieff / es zubesehen; kam bald wieder / zohe seinen Huht demühtig ab / und verhieß alles / was in seinem vermögen wahr / ihnen gerne zu leisten. Ey so lasset uns ein gutes Feur anlegen / sagte Arbianes / und die besten Speisen zurichten / mich aber vor die bezahlung sorgen. Der Wirt führete sie selber nach dem begehreten Gemache / und fragete ob sie einen steten Auffwarter haben wolter. Ja / sagte das Fräulein / aber keinen andern / als diesen euren Knecht / mit dem wir bereit Kundschaft gemacht /und in seiner Geselschaft ankommen sind, hat er euch dann / weil ich ihn auffgehalten / etwas verseumet /habe ich schon mittel / es zuerstatten. Davon ist nichts zu sagen / antwortete dieser; rieff seinen Wolfgang herzu / uñ befahl ihm / sich sonst an nichts zu kehren / als bloß diesen Fremden auffzuwarten. Da ging es nun dem Fürsten nach seinem willen; er machete sich mit dem Fräulein sein trocken / uñ ergetzeten sich nach der muhseligen Reise / mit guter Speise und Trank. Nach gehaltener Mahlzeit fragete der Fürst Wolfgangen / ob er die schon angelobete Verschwiegenheit auch gedächte redlich zu halten / alsdann solte er in der elenden Knechtschaft nicht lange mehr zubringen / sondern in kurzem ein solcher Herr werden / der selber Pferde und Diener halten könte. Dieser versprach bey Bauch und Halse / sich durch keines Henkers zwang zur Verrähterey und Träulosigkeit bringen zu lassen / sondern was ihm vertrauet würde / mit sich in die Grube zunehmen. Wolan sagte der Fürst / so soltu wissen / daß du jezt einer Großmåchtigen Fürstin / und einem Fursten auffwartest /welche dich in kurzer Zeit zu solchem Ehrenstande erheben wollen / dahin du dein lebenlang nicht hast können gedenken. Wolfgang erschrak hierüber / fiel vor ihnen in die Knie / und gelobete freiwillig an / vor ihre Wolfahrt gerne zusterben / weil er lange gnug gelebet hätte / nachdem er das Glük gehabt / daß hohe Fürsten Häupter ihn vor ihren Knecht anzunehmen gewirdiget hätten. Nein / sagete das Fräulein / ihr sollet wils Gott nicht sterben / sondern mit uns wol leben / dafern ihr
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