Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nur euren Worten redlich nachkommen werdet; solte euch aber leichtfertigkeit verführen /meinäidig zu werden / könnet ihr uns damit zwar keinen Schaden / sondern nur Wiederwillen tuhn; aber wir würden solches dergestalt an euch rächen / daß das ganze Land daran ein Beyspiel und Abscheuh haben würde; wiewol ich mich dessen zu euch nicht versehe / daß ihr die wolangefangene Tråue so schåndlich soltet überschreiten. Arbianes befahl ihm darauff / er solte haussen nähest vor dem Gemache seine Schlafstelle nehmen / damit er ihn allemahl bey der Hand hätte / wann er seiner Dienste benöhtiget währe. Das Fräulein hatte ihre alte Lumpen noch an /schåmete sich auch in des Fürsten gegenwart ihren Leib zu blössen / daher sie ihn freundlich baht / ihr die unhöfligkeit nicht zuverargen / daß sie an ihm einen kurzen Abtrit begehrete / nur so lange / biß sie sich entkleiden / und ihr Bette einnehmen könte. Der Furst erkennete hieraus ihre Schamhaftigkeit / wahr gehorsam / und fand bey seiner kurzen Wiederkunft sie im Bette / vor welches er sich noch ein Stündichen nidersetzete / Sprache mit ihr zuhalten / da sie ihn baht / er möchte Morgen geringe Zeug zu Kleidern einkäuffen lassen / daß sie nicht so gar lumpicht gingen / sie währe ihrem zulappeten Rocke so gram / daß sie ihn an ihren Leib nicht wieder legen wolte. Hierzu wollen wir bald raht schaffen / antwortete er / taht mit ihr den Schlafftrunk / und nach gewunscheter glükseliger Ruhe / legte er sich an sein absonderliches Bette. Des morgens da sie beyderseits wol ausgeruhet hatten / machete sich Arbianes auff stellete Wolfgangen einen köstlichen Ring zu / welchen er bey dem Goldschmiede umb 1500 Kronen ausbieten solte. Dieser ging zuvor nach einem reichen der ädlen Steine wolerfahrnen Manne / vorgebend / es währe ein ådelmann bey ihnen zur Herberge / welcher aus noht seinem Herrn diesen Ring verkäuffen wolte / der aber keinen verstand von solchen Waaren hätte / und ihn bitten liesse / ihm den Wert ohngefehr anzuzeigen. Mein Kerl / antwortete dieser / nach genauer besichtigung; diß ist trauen keines schlechten ädelmannes Ring / der ihn aus noht verkäuffen müste / sondern er kömt zweifels ohn aus einem Fürstlichen Schatze hervor /und weiß ich gewiß / daß seines gleichen in diesem Königreiche nicht zu finden ist / massen seine kostbarkeit über die 6000 Kronen austräget. Was wollet ihr mir aber davor geben / fragete Wolfgang / ich wil euch die Warheit sagen / daß ich ihn ohngefehr auff dem Felde gefunden habe da eine Schaar verschlagener Wendischer Reuter vor mir hinjagete. Der Schätzer hätte sein Wort gerne wieder zurücke gehabt / besahe ihn aufs neue / und gab vor / weil der Ring nur von einem Reuter herkähme / müsten gewißlich die drey eingefasseten Demant nicht echte seyn / sagete auch bald darauff / er befünde es schon an unfehlbaren Zeichen / daß es keine Morgenländische / sondern geringe Bömische Steine währen. Aber Wolfgang merkete den Kauffmansstreich / und sagete / es währe zu späht / ihn zuhintergehen / nachdem er ihn schon anderswo / doch unter einem andern vorgebe hätte besehen lassen / da ihm schon 4000 Kronen davor gebohten währen. Dieser besahe ihn darauff zum drittenmahl / und sagete: Er müste zwar bekennen / daß er nunmehr seiner gültigkeit innen würde / aber solche kostbare Sachen währen nicht jedermans kauff /und muste er die Gefahr stehen / ob er in etlichen Jahren ihn an seinen Mann bringen könte; doch wann er ihm den Ring vor einem andern gönnen wolte / währe er erbötig / ihm 3500 Kronen davor zu geben. Er hat mir eben das meiste auch nicht gekostet / antwortete Wolfgang / nur daß ich gleichwol mein Gluk nit verschenken mus; ists euch aber ein ernst zu käuffen / so leget noch 800 Kronen zu / und schaffet mit dem Ringe euer bestes. Nach kurzem gedinge wurden sie der Sachen einig / uñ nach träuer angelobeter verschwiegenheit an beyde Seiten / empfing Wolfgang 4200 Kronen / welche er ohn verweilen in einem zurissenen Futtersacke dem Fursten brachte / und allen Verlauff ihm erzählete / der ihm diese Träue so wol gefallen ließ / daß er ihm alles übrige schenkete / uñ nur die begehreten 1500 Kronen davon behielt; gab ihm auch urlaub / die Gelder alsbald seinem alten Vetter zu bringen / der sie zu seinem besten in verwahrung nehmen solte; welcher grossen Schenkung aber dieser sich åusserst wegerte / uñ doch annehmen muste / daher er alles geschwinde überbrachte / und dem Alten die
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