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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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nur suchte weit von der Landstrassen abzukommen / biß sie an ein hoch aufgelauffenes fliessendes Wasser kam / durch welches sie ohn weiteres bedenken hindurch watete / und sie darinnen hätte ersauffen müssen / wann nicht Wolffgang sie (nicht ohn grosse Gefahr) hindurch gebracht hätte / massen ihr dasselbe biß an die Gurgel reichete. So bald sie auff das Ufer trat / gedachte Wolffgang / sie würde sich nun zur Ruhe begeben / aber sie fing den Lauff von neuen in ihren nassen Kleidern an / triebs auch noch eine gute halbe Stunde / biß sie endlich vor grosser Mattigkeit zur Erden stürzete / da sie allen Odem verlohren hatte / und nicht anders schien / es würde ihr alsbald die Seele ausfahren. Arbianes befand / daß ihn die Armwunde schmerzete / legte seine gewöhnliche Salbe drauff / die er zu allem Glük zu sich gestekt hatte / und band sein Schnupfftuch darumb / daß er gute Linderung fühlete; weil er aber mit dem Gefechte schier eine halbe Stunde zugebracht hatte / wahr ihm sein herzgeliebtes Fräulein gar aus dem Gesichte kommen; doch trabete er anfangs ihrer Spuhr nach /und hatte das eingestekte Schwert in der Hand / weil es ihm am Gehänge mangelte. Ihm wahr fast angst /dz er seinen Schaz nicht erblicken kunte / ging doch immer des Weges fort / und hatte nicht mehr acht / ob er frisch betreten wahr / sondern richtete seine Augen gen Himmel / und baht inständig / Gott möchte ihn samt dem Fräulein zu den ihrigen verhelffen / und vor weiterem Unfal gnådiglich bewahren; in welcher Andacht er anderthalb Meilen ging / ehe dañ drey Stunden verlieffen / geriet endlich an ein Dörflein / und fragete / ob nit ein junger Knecht mit einer jungen bräunlichen Frauen / gleich wie er gekleidet / da eingekehret / oder hindurch gangen währen / bekam aber zur Antwort von einem Manne: Er hätte fünff Stunden lang aneinander vor seiner Hauß Tühr gearbeitet /aber keinen einigen fremden Menschen gesehen vorüber gehen / da doch nur diese einige Strasse währe /und alle durchreisende nohtwendig hier vorüber müsten. Arbianes hoffete / sie würden noch zurücke seyn / und sich etwa hinter einer Hecke verberget haben /deswegen er ihrer daselbst in die sechs Stunden wartete / und inzwischen nohtdürfftige Speise und Trank zu sich nam. Als sie aber gar nit ankahmen / ward er herzlich betrübet / und behtete inniglich zu Gott / er möchte das unschuldige fromme Fräulein durch den Schuz seiner lieben Heiligen Engel geleiten / daß sie nicht von ihm getrennet würde. Aber sie wahr schon ferne von ihm / und hatte sich zur Ruhe niedergesezt /nachdem Wolffgang Muhe gnug mit ihr gehabt hatte /sie wieder zuerquicken / wiewol ihre Herzensangst so groß und die Mattigkeit so stark wahr / daß die Zunge kein verständiges Wort hervor bringen kunte / da Wolffgang endlich zu ihr sagete: Ach Frau (dann anders wolte sie von ihm nicht genennet seyn) wie so gar übel haben wir getahn / daß wir uns von dem rechten Wege abgewendet / und dadurch meinem Herrn uns gar aus dem Gesichte gebracht; wie wollen wir doch immermehr ihn wieder antreffen? Ach mein lieber Wolffgang / antwortete sie; meynet ihr / daß euer Herr noch wol solte im Leben seyn? Ach nein /ach nein / er ist ohn zweifel schon ermordet. Fing hierauff an / so erbärmlich zu weinen / daß es einen Stein in der Erden jammern mögen / wolte auch durchaus sich nicht trösten lassen / wie viel gleich Wolffgang ihr vorsagete / und sie demühtig eriñerte /sie möchte doch nicht aus blossem Argwohn sich selbst durch Sorgen ermorden; die Götter hätten ihn ausser zweifel geschützet / wie er dann mit seinen Augen gesehen / daß er den ersten und andern durch zween Würffe zu grunde gerichtet hätte / und weil der Verfolger nur viere gewesen / wurde er der übrigen zween sich durch gleiches Mittel leicht erwehret habe / nachdem es an Steinen ihm daselbst nicht hätte mangeln können; währe demnach nichts rahtsamers / als daß sie wieder umkehreten / und auff den vorigen Weg sich begäben. Ach nein ach nein / sagte sie / das Herz träget mir viel ein ärgers zu / daß er hart verwundet oder wol gar erschlagen ist. So werde ich demnach den Rükweg zugehen mich nimmermehr bewägen lassen / daß ich den Mördern ins Schwert lieffe / und wann ich gleich wolte / so hat weder mein geängstetes Herz Krafft sich zuerheben / noch meine ermüdeten Beine einiges Vermögen mich weiter zutragen; fiel damit zum andern mahl in tieffe Ohmacht /und lag nicht anders / als ob sie verschieden währe.

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