Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
währe; dann als er meynete den Stoß anzulegen / ward sein Pferd schüchtern / sprang zur seiten aus / und lief wider seinen Willen mit ihm eine zimliche Ecke hinweg / biß er endlich wieder Meister ward / sich aber des Fehls /der ihm sonst nie begegnet wahr / sehr schämete / und dannoch das Pferd umzuwechseln bedenken trug /sondern sich wieder auff die Bahn setzete / und seinen Feind dergestalt empfing / daß er ihn mit samt dem Rosse zur Erden warff. Sein Vater sahe den gewaltigen Rit / und sagte: Hilff Gott / wie können eines Jünglings Arme solche Macht volbringen! Nun glückete es gleichwol dem Dänen / daß er weder unter das Pferd zuliegen kam / noch sonst einigen Schaden empfing / sondern da ihm sein Leibdiener ein frisches Roß zuführete / setzete er sich darauff / und mit dem entblösseten Degen hielt er sich fertig / weil er lieber zu Pferde als zu Fusse kämpffen wolte. Herkules schickete Neda an ihn / und ließ ihn warnen / er möchte den Streit lassen auffgeruffen seyn / nachdem er sähe / daß das Glük ihm in dieser Sache nicht beypflichten / noch nach willen fugen wolte / alsdann solte er sein Freundes Gemüht in der Taht spüren; welches erbieten ihn etwas schimpflich dauchte / und zur Antwort gab: Ob sein Pferd lieber fallen / als zur seite aussprengen wollen / könte er nicht endern hoffete / das angefangene zuvollenden würde ihm Fürst Herkules nicht versagen. Wol dann / antwortete er hierauff / so kan es ja nicht anders seyn; Setzete auch dergestalt auff ihn zu / daß Valiska fürchetete / der Dåne würde mit dem Leben bezahlen mussen / daher sie zu dem Großfürsten sagete: Ich sehe ungern / daß der Dänische Fürst keine freundliche Anmuhtung /weiß nicht / aus Tapfferkeit oder Verstockung / wil gelten lassen / und dürffte ihm vielleicht die Reue zuspaht kommen. Das Gehacke ging unter diesen beyden rechtschaffen an / und ließ Olaff wol spüren / daß er muht und herzens gnug hatte / umb ein Königreich das Schwert zuführen / meinete auch / in dem ersten Anfal der überwindung einen festen Grund zu legen; aber Herkules betrachtete / daß er in seiner Eltern und des ganzen Kriegsheers gegenwart stritte / wolte demnach sehen lassen / daß das Gerüchte von seinen Tahten nicht aus blosser gewogenheit erschollen wåhre / daher er alles mit Doppelhieben dem Dänen dergestalt zusetzete / daß er in kurzer Zeit an unterschiedlichen Orten seines Leibes die blutigen Merkzeichen der empfangenen Verwundung von sich gab /wiewol wegen güte seiner Waffen es nicht tieff durchgangen wahr. GroßFürst Henrich / der bey dem Frauenzimmer auff dem Elefanten wahr / fing an: die Streiche hat mein Sohn in Teutschland nicht gelernet /noch von einigem Kämpfer gesehen. Gn. Herr Vater /antwortete Valiska / ich achte dieses Gefechte fast vor nichts; aber wann man ihn unter einem ganzen Hauffen solte mätschen sehen / wurden die Hiebe wol anders zischen und krachen / versichere auch meinen Herr Vater / daß mein Herkules noch Höfligkeit gegen Fürst Olaff gebrauchet / dann sonst würde er ihn schon längst vom Pferde gerissen und abgeschlachtet haben. Nun hielt sich dannoch der Dähne /daß ihn niemand tadeln kunte / und die Warheit zu sagen / würde ausser Herkules und Ladisla nicht leicht ein ander ihm überlegen gewesen seyn. Dann er ging sehr behutsam / versetzete so viel ihm möglich wahr / und gab sich nicht bloß / ohn wann er meinete / seinen Feind mehr zubeschädigen / als von demselben getroffen zu werden. Nachdem es aber Herkules verdroß / daß er so lange Wiederstand hielt / taht er einen heftigen Anfal / gleich da sein Gegener die Hofnung fassete / er wurde sich nunmehr zimlich abgemattet haben / und doch dagegen seine Hiebe nur verzwiefältigte / ihm auch dergestalt den Helm zuhämmerte / daß ihm vor den Augen zu funkeln begunte /und er sich zuerhohlen / zur Seiten ausweich; aber Herkules setzete ihm auff dem Fusse nach / schlug den Helm auff / uñ rieff ihm zu; Fürst Olaff / lassets dereins gnug seyn gefochten / und gebet dem Streit anstand / dann ich wolte ungerne einen so guten Ritter / als ihr seid / tödlich beschädigen; ihr sehet ja vor Augen / daß es euch weder an gutem Herzen noch kräftigen Fäusten / sondern bloß an gerechter Sache mangelt. Dieser Schimpf / wie ers auslegete / schmerzete ihn mehr als die empfangene Wunden / daß er derselben gar darüber vergaß / kehrete umb / und antwortete mit kurzen; O nein Fürst Herkules / diese Rechnung ist noch zur Zeit zu früh gemacht.
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