Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Gottesdienst in der Fremde angenommen / der uns überal abscheuhlich beschrieben ward / und wir doch weit anders befinden / sondern auch zugleich sich hiemit dem Römischen Reiche als ein Lehnträger und Untertahn verpflichtet hätte / so daß bey künftiger seiner Herschaft er der Römer Willen geleben / und ihnen die Teutschen Völker zinßbar machen wolte; welches gleichergestalt eine abgefeimete grobe Lügen ist / und die Ertichter und Aussträuer derselben ihren Lohn nach Gottes wunderbahrem Gerichte schon empfangen haben. Beklage deßwegen billich und von Herzen / daß durch falsches angeben ich mich dazumahl zu ungerechtem Zorn und Eiser wieder diesen meinen Sohn Herkules / der mir allernähest alhie zur Linken stehet / verleiten lassen / und ihn als einen Durchächteten halten müssen / welches doch mein eigen Herz dergestalt abgezehret hat / daß wo es länger hätte wehren sollen / ich in kurzer Zeit des Todes drüber seyn müssen / und mich dessen doch gegen niemand habe dürfen merken lassen. Wie hart und unbillich nun ich mich gleich gegen ihn erzeiget / so hat er doch hingegen seinen kindlichen Gehorsam von mir nicht abgekehret / sondern ist stets geblieben / der er vorhin wahr / nehmlich ein ergebener Sohn seiner Eltern / ein Freund der Tugend / uñ ein Liebhaber seines undankbahren Vaterlandes / welches augenscheinlich daher zusehen ist / daß ob ihm gleich der Römische Käyserliche Stuel (O welch eine Ehre den Teutschen!) angebohten und auffgetragen ist / er dañoch solchen nur deßwegen ausgeschlagen hat / weil er alsdann hätte müssen ein Feind seiner Teutschen werden / und sie nohtwendig bestreiten. Zweifele nun dann einer / ob er seinem Vaterlande die gebührliche Liebe und Träue erzeiget habe oder nicht. Den kindlichen Gehorsam wird kein Mensch an ihm leugnen können /wer nur betrachtet / daß so bald er meiner Entführung innen worden / er mit Leib und Lebensgefahr (dann er wahr ja ein Verbanneter) sich nach Teutschland gemacht / und zu reiten nicht auffgehöret / biß er mich und die meinen loßgerissen / und des gottlosen Räubers frevel gebührlich abgestraffet hat. Also wil ich euch nun diesen meinen Sohn länger nicht verbergen /welchen ihr gutenteils ohndas schon wieder kennet; denen aber seine glükliche Wiederkunft bißdaher unwissend gewesen / die sehen nur sein Angesicht an /sie betrachten seine Gestalt und Wesen / so werden sie befinden / daß er nicht so gar sich verendert hat /daß man ihn nicht mehr kennen solte. Von seinen herlichen Tahten zu rühmen / die er in Italien und andern weit abgelegenen Ländern begangen / wil mir als seinem Vater nicht anstehen / und sind etliche hundert Teutschen und Böhmen in dem Heer / welche als grossenteils sehende Zeugen / davon werden bericht geben können. Dem almächtigen grundgütigen Gott sey Lob und Dank gesaget / dz er den unschuldigen erretten / diesen meinen lieben Sohn dem Vaterlande zum besten hat wollen in der Fremde unter so mannicher grosser Gefahr erhalten / und sein Herz also lenken / daß er fremde angebohtene Herschaften ausgeschlagen / und nach seinem Teutschlande verlangen getragen hat. So vernehmet nun meinen ernstlichen Willen und Meynung / und richtet euch darnach; ihr wisset / daß diesem meinen Sohn Herkules / als dem erstgebohrnen / mein Teutsches Reich von Gott und Rechtswegen zustehet / (dann die ergangene Acht und der Ban mus Tod / rein abe / und als ungeschehen seyn) so daß er mit keinem fuge davon kan ausgeschlossen werden. Nun bin ich zwar euer GroßFürst annoch im Leben und zimlicher Gesundheit / wiewol den Abgang meiner Kräfte ich schon merke / habe aber mir gänzlich vorgenommen / meine übrigen Tage / wie weit sie noch reichen werden / in guter Ruhe und sanfter Stille zuzubringen / und meinem Gott zu dienen; daß nun gleichwol das Reich nicht ohn ein gewisses Häupt seyn möge / so wil ich gleich jezo diesen meinen Sohn Herkules euch vor erst als euren GroßFürsten hiemit vorgestellet haben / und zugleich des Aides / damit ihr mir verbunden seid / euch Kraft dieses erlassen / auch alsbald auff diesen euren GroßFürsten euch verweisen / dem ihr alsbald auff stehendem Fusse die Huldigung abstatten sollet; hingegen wird er sich verbinden / alles daß ungeendert zu halten / was ich euch heut und vorige Tage / GroßFürstlich versprochen habe. Damit aber unser Teutsches Reich sein ehmaliges Ansehen unter diesem euren jungen Herscher wieder bekommen möge / sol er forthin nicht mehr den Nahmen eines
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