Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
GroßFürsten / sondern Königes der Teutschen führen / wovor ihn unsere Reichsfeinde die Römer selbst ehren / halten und erkennen. Herkules erschrak dieses vorbringens von herzen / machete sich auch schon gefasset / die Antretung der Herschaft durch erhebliche Ursachen abzulehnen; aber die ganze Menge fing ein solches Freuden-geschrey an / daß die Erde erzitterte / uñ die Luft sich zerteilete / auch eine Viertelstunde nichts anders gehöret ward / als; Glük zu unserm neuen Könige Herkules; Glük zu unserm lieben Könige Herkules; Glük zu dem tapfern / glükhaften / unüberwindlichen Könige der Teutschen! Einem Ehrgeitzigen hätte kein angenehmer Lied können gesungen werden / aber der demühtige Herkules hörete es mit grosser ungeduld an / daß er auch dem Volke endlich durch unterschiedliche Zeichen andeutete / er wolte gerne gehöret seyn /da er also anhuhb: Gnädigster Herr uñ Vater / ich ruffe mein Gewissen zu zeugen / daß / wann ich dieses solte gemuhtmasset haben / ich eurem liebreichen Vaterherzen mich diese Stunde noch nicht hätte wollen zuerkennen geben; wie ich dann durchaus nicht willens bin / einen Fuß in die Königliche Herschaft zu setzen / als lange der grundbarmherzige Gott euch meinen Herr Vater bey Leben und Vernunft erhalten wird; nicht wegere ich mich dessen aus ungehorsam /sondern aus gebührlicher kindlicher Demuht / zweifele auch nicht / mein Herr Vater so wol / als das ganze hochlöbliche Königreich der Teutschen werde mich alles ungleichen verdachts gnädigst und freundlich erlassen / und wil ich zugleich meine herzliebe Brüder /König Ladisla und König Baldrich gebehten haben /da sonst einige rechtschaffene Liebe in ihre Herzen gege mich übrig ist / meinen Gn. Herr Vater dahin helffen zubereden / daß er seine gefassete Meynung Väterlich endern / und die wirkliche Beherschung Zeit seines lebens behalten wolle / sonsten / wann es ja so seyn müste / wil ich gerne einwilligen / daß ich vor einen erwähleten König uñ künftigen Herscher der Teutschen gehalten werde. Ladisla und Baldrich sahen seinen ernst / und nicht geringe Bewägung /daher sie allerhand Ursachen hervorsucheten / den GroßFürsten zur enderung seines Vortrages zubereden / unter welcher Zeit Herkules von dem Elefanten stieg / und sein liebes Gemahl vermochte / ihm bey seinem Vater zu hülffe zu treten / welche alle Reden wol vernommen hatte / dann sie hielt allernähest bey dem Elefanten auff ihrer Gutsche; stieg demnach willig abe / stellete sich gegen den GroßFürsten gleich über zu fusse / da Fürst Olaff ihr eine Sammete Decke hinspreiten ließ / und hielt diese Rede: Großmächtigster / gnädigster Herr Vater; euer väterliches Herz und hochgeneigter Wille gegen mich / ist in weniger Zeit mir dermassen bekant worden / daß ich eine Todsünde begehen würde / wann in denselben ich einigen zweifel setzete; daher ich dann die feste Zuversicht gefasset / es werde euer Vaterherz das untertähnige demühtige Ansuchen euer Hochheit ergebenen Tochter nicht verstossen / sondern ihr behägliche und erfreuliche Antwort wiederfahren lassen. Vor erst aber erkühne ich mich zu fragen / warumb doch mein Herr Vater meinen herzallerliebsten Gemahl Fürst Herkules so hart beschweren / und ihm alsbald die lastsame Bürde der Herschaft aufladen wil / da doch nicht allein mein Herr Vater sein Reich bißdaher so löblich beherschet / sondern auch noch stark / vermögen und verständig gnug ist / demselben weiter vorzustehen; hingegen mein Gemahl Fürst Herkules bißdaher vor wirkliche beherschung Land und Leute sich aufs höchste gehütet / uñ dazu sich durchaus nicht hat bereden können. Wil dann mein Herr Vater dieses nicht lassen gültig seyn / ey so endere ihre Hocheit doch diese ihre gefassete Meinung nur umb meinetwillen /uñ gönne mir nach so grossem ausgestandenen Herzleide / daß ich mich an meinem herzallerliebste Gemahl ein wenig ergetzen möge / welches die unaufhörlichen Reichsgeschäfte sonst nicht zulassen würden; massen / wann ich meinete / ich hätte ihn bey mir am Tische sitzen / würde er sich hinweg machen / den Königlichen Stuel besteigen / und den Untertahnen Recht sprechen müssen. Nun mir zweifelt nicht / mein Herr Vater werde diese meine erste öffentliche Bitte mir nicht ungnädig abschlagen / sondern uns ein wenig ruhe gönnen / nachdem wir bißdaher die weit abgelegenen Weltwinkel durchkrochen / und fast keinen Tag allein mit einander reden können; es ist uns gnug uñ übrig gnug / daß
Weitere Kostenlose Bücher