Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Rettungs-Bringer.
Unsre Seele sey dein Hauß.
So wird alle Noht geringer /
So reist Satan furchtsam aus /
Und des schwachen Menschen Muht
Wächset unter deiner Huht /
Daß er allem Teuffels-wüten
Und Anfechtung Troz kan bieten.
8
Wir sind willig unsre Herzen
Dir zu liefern; nim sie an /
Und laß deines Wortes Kerzen /
Welches dunkel brechen kan /
Bey uns scheinen für und für;
HErr entzünde die Begier /
Daß wir gläubig zu dir rennen /
Und von heisser Liebe brennen.
9
Dann sol aller Teuffel Schrecken
Uns forthin nicht schrecklich seyn /
Wann wir deinen Trost nur schmecken /
Wann du zu uns kehrest ein.
Ach erhör uns Gottes Geist /
Der du heilig bist und heist;
Dann so wollen wir dort oben /
Und hie niden dich stets loben. Amen.
Herkules wolte auch eines hinzu tuhn / welches gleiches Inhalts währe / und ließ dieses erschallen:
1
Wann unsre Macht des Satans List und Pfeil /
Und seine Wuht nicht kan zu rücke treiben;
Wann unser Fleisch uns selbsten alleweil
Verführen wil / auf böser Bahn zu bleiben;
Wann Sünden-Angst zu giftig auf uns schlägt /
So daß wir uns auch vor uns selbst entsetzen;
Und unsern Geist durch Zweifelmuht erlegt /
Daß gar kein Trost ihn wieder kan ergetzen;
2
Sotrit uns zu / du grosse Himmels Kraft /
Gott Heilger Geist / gib Kraft in solche Nöhten;
Las Satans Pfeil und List seyn abgeschaft /
Und daß der Geist das Fleisch mög' untertrete;
Die Sünden-Angst nim gnädig von uns hin /
Daß sie uns nicht in dieser Noht erdrücke;
Hilf wieder auf und stärke Muht und Sin /
Daß unser Geist sich / HErr Gott / zu dir schicke.
3
Du bist ia HErr der armen Sünder Trost /
Der schwachen Krafft / die Hofnung der Elenden;
Wann Satans Grim auff Sie gewaltig stost /
Pflegstu die Noht in Gnaden abzuwenden.
Du richtest auf was sonst er schlagen liegt;
Dein Gnaden-Strohm erquicket matte Seele;
Dein Schutz ist / der die frommen nicht betriegt /
Vñ unser Herz frey macht von Satans quähle.
4
Diß frischet uns / O höchster Tröster / an /
Daß wir nicht gar in diesem Kampf erliegen /
Den sonst kein Mensch zum Sieg' aus führe kan /
Wann wir nicht Kraft durch deine Gnade kriege.
Ach Heilger Geist / so steh uns schwachen bey /
Las deine Macht und Güte tröstlich scheinen;
Zu dir erhebt sich unser Noht-Geschrey /
Derwegen kom und rett' O Gott die deinen. Amen.
Fürst Olaff wunderte sich / daß diese Fürsten und Valiska das Seitenspiel und die Singekunst so wol begriffen hatten. Sein Leibdiener ein gebohrner Engeländer / wahr derselben auch wol erfahren / und hatte unterschiedliche anmuhtige Lieder aus den heydnischen Geschichten / die nicht uneben gesetzet wahren / welches Königin Valiska wuste / und ihm die Laute reichete / den anwesenden ädlen eines auffzumachen; Welcher in gebührlichem Gehorsam solches leistete /und aus dem Ovidius das Getichte von dem Pyramus und der Thysbe in diesen Reimen anstimmete:
Thysben Klage über ihres Pyramus Tod.
1
Pyramus mein bester Freund /
Meines Lebens Sonne;
Meine Freud und Wonne /
Der mich träulich hat gemeint!
Was vor Unglük hat dich troffen?
Wer hat dich alhie ermordt?
Stilstu so mein sehnlich hoffen /
O du meiner Seelen Hort?
Wer hat dich erschlagen?
Wiltu mirs nicht sagen?
2
Pyramus erhöre doch
Deiner Thysben Schreihen;
Wiltu so erfreuen
Ihr angst-schweres Liebe-Joch?
Ach was sol ich nun beginnen?
Weh O weh der grossen Noht!
Ach der Herzog meiner Sinnen
Ligt vor meinen Füssen tod!
Leiden über Leiden
Wirket Todes scheiden!
3
Mein Ziel wahr in dich gericht
Und dir wahr ergeben
Mein Herz / Geist und Leben;
O freundlich Angesicht /
Wo ist deine Schönheit blieben?
Warumb bistu doch so bleich?
Das zulieben mich getrieben /
Ist nun eine todte Leich'.
O du bittre Liebe /
Darin ich mich übe!
4
Dieses Schwert sey stets verflucht /
Welches hat dein Leben
In den Tod gegeben /
Vnd dein keusches Blut versucht.
Trag' ich schuld an deinem sterben /
Wie mir zeiget diß mein Kleid;
Bin mit dir gleich zuverderben
Ich ganz willig und bereit;
Wil mit meinen Händen
Gern mein Leben enden.
5
Ich wil dein Gefärte seyn /
Vnd dich nicht verlassen
Auff des Todes Strassen;
Dieses wünsch ich nur allein:
Unsre Leiber mögen liegen
Fein in eines Grabes Raum;
Darzu wil ich dieses fügen:
O du blutger MaulbeerBaum!
Deine Beerlein färbe
Blutroht / wann ich sterbe.
Valiska lobete den Tichter / und sagete zu
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