Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Leute sie währen; dem Wolffgang antwortete; diese junge Frau währe seines Bruders Eheweib / und wohnete in Frießland jenseit der Isel /dahin sie zu gehen willens währen. Nun hatte sich aber Wolfgang in der Welt gar verlohren / und da er meinete nach der Isel zukommen / ging er immer weiter davon abe; welches diesen dreyen die gewisse muhtmassung gab / sie würden zweifels ohn dieser Länder unbekant seyn; sageten doch / sie gingen gar recht / und würden die Isel bald zusehen bekommen; aber ehe Wolfgang sichs versahe / nahmen ihrer zween ihn bey den Armen / der dritte setzete ihm das Messer an die Kehle / uñzwang ihn / anzuzeigen / ob er Geld bey sich hätte / solte ers albald hergeben /oder seines lebens beraubet seyn. Dieser / mehr wegen der Fräulein als sein selbst vor dem Tode sich fürchtend / erboht sich zu alle ihrem Willen / und langete die 100 Kronen hervor / die er bey sich vernähet hatte. Das Fräulein gedachte hieselbst / sie müste auch Geld geben / oder sterben / rieff aus grosser Angst / und sagte mit kläglichen Geberden: Ach ihr guten Leute / tödtet diesen meine Schwager nicht /damit er mich durchbringen könne / ich habe auch noch Geld bey mir / daß wil ich euch alles gerne einhändigen; langete auch allenthalben hervor / da sie meinete etwas vernähet zu seyn. Diese drey Diebe /welche eigentlich Pferde aus der Weide zustehle ausgangen wahren / erfreueten sich der guten Beute / kehreten sich weiter nicht an sie / sondern liessen sie immer vor sich hingehen / schenketen auch Wolfgangen auff sein bitliches anhalten drey Kronen Zehrgeld / und machten sich von ihnen hinweg / wolten ihnen gleichwol nicht anzeigen / wo sie Leute antreffen könten / dann sie fürchteten / man würde sie verfolgen /da das Fräulein anfing: Ach du almächtiger Gott / wie greiffestu mich doch so gar hart und ernstlich an; du hast mich von meinen lieben Eltern / hernach von meinem allerliebesten Fürsten geschieden; nun bin ich überdas noch aller Lebensmittel beraubet / welche mehrenteils im Feur auffgangen / und das wenige überbliebene mir nun gar abgenomen ist; doch mein Gott / erhalte nur den lieben Fürsten beim Leben /und mich bey ehren / daß wir endlich frisch und gesund wieder mögen zusammen kommen. Sie hatte diesen ganzen Tag weder gegessen noch getrunken / und wahr vom lauffen so müde / daß sie keinen Fuß mehr nach sich zihen kunte. Wolfgang wünschte nichts mehr / als nur ein Dorff oder Stad zuerreichen / da er das Fräulein bey Leute bringen / und er einen des weges erfahrnen Menschen antreffen möchte / der ihn wieder auff den Weg nach seinem alten Vetter brächte / dañ wolte er schon Gelder finden / und dem Teutschen GroßFürsten nachzihen / der das Fräulein mit gnugsamer begleitung abholen würde. Als er aber sahe / daß sie vor mattigkeit nit weiter fortgehen kunte / sagte er zu ihr: Frau / der Abend fält mit macht herein / und wir sind im offenen Felde da keine Bahn ist; lieber stärket euch aufs beste / ich hoffe /wir werden bald bey Leute kommen / dann wir haben die Sandhügel überwunden / und gerahten an besametes Land / welches dort von ferne sich blicken lässet /da wir dann einen Landweg antreffen werden / so haben wir wils Gott unsere mühselige Reise abgelegt. Ja wol abgelegt / mein guter Wolfgang / ja wol abgelegt / sagete sie; ich fürchte sehr / sie werde erst recht angehen / machte sich doch aufs stärkeste / und ließ sich von ihm bey der Hand leiten / biß sie gar nicht mehr folgen kunte; da fassete er sie / wie er ein starker untersezter Mensch wahr / und trug sie eine grosse Viertelstunde / biß er bey eine Heerstrasse kam / woselbst er sie nidersetzete / umb ein wenig zu ruhen /und wahrzunehmen / ob nicht ein Mensch des Weges reisen würde. Endlich sahe er einen Lastwagen daher fahren / welcher zimlich schwehr beladen wahr / und baht den Fuhrman / er möchte diese Frau welche sich sehr müde gangen / biß an das näheste Dorff auffsitzen lassen. Der boßhaffte unbarmherzige Mensch aber wegerte sich dessen; seine Pferde währen auch müde / und den ganzen Tag abgetrieben; so müste er über das eilen / damit er das Dorff vor später Nacht erreichete; sie währe ein junges frisches Weib / die den Weg noch wol gehen könte / welcher in einer halben Stunde würde geendiget seyn; wie wolte sie ihm gethan haben / wann er gar nicht kommen währe. Das Fräulein hatte sich ein wenig ausgeruhet / nur daß sie die Füsse wund gangen / und erboht sich gegen Wolffgang / sie wolte so
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