Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
zuhelffen / zu dem ich meine Zuflucht nehmen sol. Dann wo es an diesem gedoppelten Grunde mangelt / da ist es dem listig-verschlagenen Teufel ein leichtes / des Menschen Herz aller Zuversicht zuberauben / und die völlige Verzweifelung ihm beyzubringen. Ja es hat noch Mühe gnug / daß ein gläubiger frommer Christ vor den Anfechtungs Pfeilen dieses Hundert-Tausend-Künstlers gesichert bleibe /deren freilich die Heiligen Kinder Gottes / als lange sie in dieser gebrechligkeit wallen / nicht können allerdinge enthoben seyn; massen dieser Feind unserer Seligkeit ein unverschämter Gast ist / und sich lieber einstellet / da er nichtgeladen wird / als da er seine Stelle schon weiß. Jedoch sind wir in der SchuzHand unsers Almächtigen Gottes / der uns mit seinem GnadenSchilde decket / daß die Anfechtungs-Schüsse leer und ohn Blut abgehen müssen. Aber uns lieget inzwischen ob / Gottes Barmherzigkeit hierüber inbrünstig anzuruffen / und dabey uns fleissig zuhüten / daß wir nicht durch unsere Sicherheit und üppiges getrieb den Schuz Gottes von uns wenden / und dem Versucher uns unbewaffnet darstellen. Wann wir nun hieselbst das unsere nach Vermögen tuhn / und mit Furcht und Zittern im Glauben unsere Seligkeit wirken / ob wir gleich zuzeiten aus Fleisches Schwacheit straucheln /wil doch Gott darumb nicht alsbald die Hand gar abzihen / sondern auf ergangene Bereuung gnädig seyn /und gerne wie der auffhelffen. Ich erinnere mich / daß meine gn. Fr. Mutter mir schon mehr als einmahl ihres Herzen Anliegen zuverstehen gegeben / daß sie den Anfechtunge nicht allemahl zusteuren wisse; aber wir müssen den Teuffel nicht zuviel hofiren / noch auff alle seine Einwürffe uns zur Verantwortung einlassen / sondern uns auff unsers Gottes Barmherzigkeit und seines lieben Sohns Verdienst beruffen / alsdann wird der Heilige Geist seinen kräfftigen Trost in unser Herz fest einsenken / daß Satan mit allen seinen Versuchungen zu schanden werden muß. Meine herzgeliebte Fr. Tochter hat mir vor etlichen Tagen auff der Reise / da wir auf dem Elefanten beyeinander wahren / ein tröstliches Lied hören lassen / sagte die alte Königin / dessen Anfang dieser wahr: Ach wie angst ist unser Seelen / wann der Teufel auff uns sticht; und möchte ich dasselbe noch gerne einmahl hören. Valiska gab zur Antwort: Mein Herr Bruder König Ladisla hat dasselbe auffgesetzet / uñ wird verhoffentlich seiner Fr. Mutter nicht versagen / es alsbald anzustimen. Ihr Bruder sagte mit einem Lachen: Geliebte Schwester / du weist allerhand Mittel zuerfinden / mich und andere zum Schuelrecht anzufodern / so daß man nicht bald gelegenheit haben kan / die dein begehren zuversagen; nam die Laute zur Hand /gab ihr eine andere Verstimmung / und sang dieses Lied darein.
Umb Beystand des Heiligen Geistes zeit der Anfechtung.
1
Ach wie angst ist unser Seelen
Wann der Teuffel auf uns sticht;
Wann er / Herz und Geist zu quählen /
Unser Trost-Stab gar zubricht;
Wann er seine Pfeil' ohn Ruh
Scheust auff uns Elenden zu /
Und macht uns mit seinen Waffen
Unerträglich viel zuschaffen.
2
O da ist kein Trost zu finden /
Da fält alle Freude hin:
Unsre Kräffte die verschwinden /
Und der hart geplagte Sin
Schreiet lauter weh und Ach /
Lässet keine Stunde nach /
Kan die Pein nicht mehr ertragen /
Noch sein Herzleid von sich sagen.
3
Geiliger Geist / du Kraft der schwachen /
Du im tunkeln helles Licht /
Wirstu über uns nicht wachen /
Wirstu uns erleuchten nicht /
So ist es um uns getahn.
Keiner ist der helffen kan /
Wann du wirst dein Heil versagen /
Und vor uns nicht Sorge tragen.
4
Schau' auff uns elende Kinder;
Ohn dich sind wir Vater loß
Satan bleibt wol Uberwinder
Wann du Gott uns lässest bloß.
Heiliger Geist / beut uns die Hand /
Und feucht unser dürres Land;
Las dich als ein Schützer finden /
Und Anfechtungs-Feur verschwinden.
5
Höchster Trost in allen Nöhten /
Sieh' uns arme Sünder an /
Und laß vor dich unser behten.
Nichts ist das uns retten kan /
Wann du nicht die Hand anlegst
Und den Feind zu rücke schlägst;
Nichts ist / das der Teuffel scheuhet /
Als wann deine Kraft ihm dräuet.
6
Dann weiß er nicht Fus zuhalten /
Sondern muß die Flucht angehn;
Sein' Anfechtung muß erkalten /
Wann dein Heil du lässest sehn;
Wann du uns zur Seite stehst /
Und zu unser Hülff' außgehst /
Dann so müssen seine Flammen
Ihn selbst brennen und verdammen.
7
O so kom du
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