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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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nunmehr vergangen / mag er so hinlauffen / und sich bessern. Gehabt euch wol und besucht mich kühnlich nach eurem belieben; insonderheit grüsset mir die kleine Adelgund / als welche durch ihre Gegenwart eures schlimmen Vaters unkeusches Vorhaben (welches / da ers vollendet hätte / ihm und allen den seinen den Halß würde verlustig gemacht haben) guten teils abgewendet und verhindert hat. Ich bin und verbleibe eure und eurer beyden Schwestern gute Freundin Klara / Königliches Fräulein aus Teutschland / versprochene Großfürstin in Meden.
     

Wir haben bißdaher die wol zuprügelte Frau Mechtild mit ihrer Angst-vollen Tochter auf ihrem Wagen im Pusche verlassen / welche nach Wolfganges Abscheid gerne alsbald wieder nach Hause gefahren währen / aber die Dräuung hielt sie zurük / und daß sie keinen Fuhrmann hatten / daher sie den Tag und die Nacht daselbst außhielte / und noch ihr bestes wahr / daß sie Essen und Trinken gnug bey sich hatten. Die Nacht wehrete ihnen sehr lange / und empfand das Weib überaus grosse Schmerzen wegen der Prügelung / weil sie keine Salbe zur Linderung bey sich hatte. Daß ihre Armgart ein Fürstliches Fräulein seyn solte / wolte ihr in den Kopff nicht / wie wol die Tochter solches gerne glåubete / weil sie nur mit einer angestrichenen Farbe sich so heßlich gemacht / und vor dem Abzuge ihre wunder zarten Hände / Hals und Angesicht ihr hätte sehen lassen. Aber die Mutter sagete; Ey was Fräulein / lag sie doch fast alle Nacht bey dem Baurflegel Wolfgang / den sie selbst ihren Mann nennete. Nein herzen Mutter / antwortete sie /ich erinnere mich / daß unsere Haußmagd etlichemahl mir angezeiget hat / daß sie allemahl nur eine Schlafstelle in ihrem Bette gefunden / und also der Baur sich ohn Zweifel auf der blossen Erde hat behelfen müssen. Sie sey wer sie wolle / sagte die Mutter; hätte ich aber gewust / daß ich diese schmertzhafte Prügelung von ihr sollen gewärtig seyn / wolte ich ihr den Hals zubrochen haben. Ach liebe Mutter / sagte sie / ihr seid auch alzu hart mit ihr gewesen / dann ungeachtet sie kein Augenblik bey ihrer Arbeit seumete / suchetet ihr doch allemahl Uhrsach an sie / daß michs oft gejammert hat. Was wiltu junge Metze mich auch noch rechtfärtigen? sagte die Mutter; währe ich meiner Hände mächtig / ich wolte dir das weise Maul dergestalt zurichten / daß du es auff ein andermahl schon halten soltest. Ich sage nichts ungebührliches / sagte die Tochter / und gebe der Himmel / daß wir nicht von diesem Fürstlichen Fräulein noch eine grössere Straffe zugewarten haben. Und ach ach! was muß doch mein Vater ihr vor Ungebührligkeit angemuhtet haben / davon das kleine Kind gestern zusagen wuste? dein Vater ist ein alter verhuhreter Bube / antwortete sie / und hätte ihm wol gönnen mögen / daß er davor von den Reutern rechtschaffen abgeschmieret währe. Sie brachten den Tag mit ihrem Gespräche hin / und die Nacht schlief die junge Tochter hindurch /welches der Mutter wegen ihrer Schmerzen fehlete; früh morgens aber bemühten sie sich so viel / daß sie den Wagen mit den Pferden umwendeten nach dem Wege daher sie kommen wahren / da dañ die Pferde aus hunger im vollem Lauff davon sprungen / und groß wunder wahr / daß sie de Wagen nicht in Stücken lieffen; sie fehleten doch des rechten Weges nicht / und kahmen noch vor Mittages vor dem StadTohr an / gleich da ihr Fuhrmann sich auch daselbst finden ließ. Als sie zu Hause anlangeten / muste sich die Mutter von dem Wagen heben lassen / die sich erst mit ihrem Manne auffs neue überwarff / aus lauterm Eifer / daß er nicht gleichen Lohn mit ihr empfangen hatte. Sie sinneten fleissig nach / wer doch immermehr so verwägen seyn dürffen / gewaltsame Hand an sie zulegen / erfuhren / daß gleich denselben Tag Reichard mit seinen Reutern davon gezogen währe / in dessen Vaters Hause Wolffgang sein meistes Wesen gehabt hatte daher sie denselben in starken Verdacht zogen.
    Als nun Reichard zu Hause anlangete / hatte er mit dem Gutscher es abgeredet / daß von seinem Unfal er im anfange nit gedenken solte / den er auch schon beredet hatte / mit ihm fortzuzihe. Er ließ die Laden mit der Baarschaft vor Mechtilden Hoff führen / ging kühnlich zu ihr hinein und fragete nach der grösten Jungfer / welche bald hervor trat / und er sie also anredete: ädle Jungfer / mein allergnädigstes Fräulein /das Durchl. Königliche Fräulein aus Teutschland lässet ihr durch mich ihren gnädigsten Gruß anmelden /und

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