Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Feirkleidern euch schon besser gefallen. Ach mein gutes Mädchen / antwortete er /seid gebehten / und bekümmert euch ferner nicht umb meinen Tod / welchen ich wol verschuldet habe; danket auch dem Himel / daß ich nicht ein solcher bin /der aus begierde des Lebens / euch zu äffen bedacht währe / und euch hernach im elende wolte sitzen lassen; die Götter werden euch schon denselben zum Manne bescheren / den sie euch ausersehen haben. Wolfgang kam gleich darzu / umb zuvernehmen wessen er sich erkläret hätte; da die Dirne Reicharte diese Antwort gab. Mein Liebster / wisset ihr dann nicht /daß man euch mit dem Rade alle eure Knochen entzwey stossen sol! O wie werdet ihr es bereuen / daß ihr diese meine Liebe ausgeschlagen habet / wann euch nun der erste Stoß gegeben wird / und gedenket nur nicht / daß ich euch alsdañ loß bitten werde. Ihr sollet / gute Freundin aller dieser Ansprache von mir wol enthoben seyn / sagte Reichard / die Götter nehmen euch in ihren Schuz. Kehrete sich nach Wolfgang / und sagete: Mein Freund / habt ihr mir die Gnade der beerdigung erhalten? Ja / sagte er / dieselbe ist euch ganz richtig erteilet / aber ihr werdet vernommen haben / daß diese gute Dirne euch viel eine grössere /nehmlich / Leben und Freiheit erbehten hat. Nein /mein Wolfgang sagte er / ich wil nun gerne sterben /damit ich nicht an diesem frommen Mädchen zum Schelme werde. Da hätte man nun diese Dirne hören sollen / wie sie mit schelten und schmähen auff ihn ansetzete; Je du Galgenschwengel / du Henkermässiger Bube / sagte sie / bist nicht wert / daß ein ehrlich Mädchen sich dein erbarme / oder einigen willen zu dir trage; pfui mich an / daß ich durch deine äusserliche gestalt mich habe bewägen lassen / dich loß zu bitten / ich werde doch nun und nimmermehr keinen Mann bekomen können / dann jederman wird mirs vorhalten / ein zum Radebrechen verurteileter armer Sünder / habe lieber also hingerichtet seyn wollen /als mich zur Frauen nehmen; fing auch ein solches gehäule an / daß die Zuseher dessen gnug lacheten / und also ging sie nach dem innersten Platze / woselbst die Königliche Geselschaft auff einem Lustgange bey einander sassen. Valiska wahr dieser Magd zimlich gewogen / massen sie wol 16 Jahr in der Küchen gedienet / und ihr Winterzimer hatte pflegen einzuheitzen /daß sie nunmehr von 36 Jahren wahr; als sie nun dieselbe also heulen sahe / fragete sie / was ihr begegnet währe. O Gn. Königin / der Schelm uñ Dieb wil mich nicht haben / antwortete sie / sondern viel lieber sterben. Valiska lachete dessen / und sagete: Gib dich zu frieden du solt noch wol einen bessern Mann bekommen / so viel Brautschaz habe ich dir zugedacht; worauff sie sich dañ endlich stillen ließ. Die Furstliche Geselschaft kunte sich über Reichards erklärung nicht gnug verwundern / insonderheit / als Leches kam /und ihnen seine Worte vortrug. Gewißlich / sagete König Henrich / dieser Bube dürfte noch so gut werden / als schlim er bißher gewesen ist / daher lasse man ihn lauffen / und daß nach zweijähriger frist er sich / mit aufflegung eines schriftlichen Zeugnis seines verhaltens / bey mir anmelde / alsdann sol er von mir einer Gnade gewärtig seyn. Herkules rieff Leches zu sich / und legete ihn in den Mund / was er anfangs mit Wolfgang / hernach zu Reichard reden solte; welcher sich wieder auff den Richterstuel setzend also anfing: Reichard / deine anfangs erwiesene Dienste /samt der jetzigen Reue / die du über deine begangene Bosheit trägest / haben die versamleten Großmächtigsten Könige zu dieser hohen Gnade bewogen / daß die Straffe / welche deiner eigenen Bekäntnis nach / du wol verdienet / sol gemiltert werden / wie ich hernach anzeigen wil. Damit aber dein frommer Vater / wegen der Königlichen Fräulein nicht umb das seine komme / wil ich wissen / wie grosse Kosten du zu deren Erlösung angewendet habest. Dieser gedachte noch nicht /daß er mit dem Leben davon kommen wurde / und antwortete: Mein Herr / wie ergetzet es meine Seele /daß noch vor meinem betrubten Ende ich vernehmen sol / daß man meinem lieben Vater das ausgelegete wieder zustelle wil; dasselbe nun beläuft sich alles in allem auf 2000 Kronen / und etwas weniger; könte aber ich elender Mensch so bitselig seyn / daß solche Gelder / weil es ohndas mein väterliches Erbe ist /dem frommen Mädchen / so mich loßbitten wollen /gegeben / und ich dagegen mit dem Schwerte begnadet würde / zweifele ich nicht / die Götter würden alles
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