Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
verschwindet /
Ihrer Gottheit ohne Streit
Seine Schuld mit gutem Willen /
Alle Wollust zuerfüllen /
Biß hin an die graue Zeit.
3
Einsamkeit wil niemand lieben /
Träue Liebe wählen wir;
Haben Zwene was zu üben /
Ach das sättigt die Begier /
Vielmehr als wir sagen können /
Ob mans gleich uns nicht wil gönnen /
Noch so sucht mans für und für.
4
Wol! so sol die Traur sich legen /
Jaget Angst aus eurer Brust /
Nach dem Sommer kompt der Regen /
Da du Kummers vol seyn must.
Trauren wil uns nicht behagen /
Eh wir uns auff Krücken tragen;
Mein / so suchet LiebesLust.
Nach geendeter Verlesung reichete das Fråulein solches Königin Valisken / welche den Dänischen Fürsten Olaff in Verdacht zog / er währe des Hochzeit Liebes Tichter / wie wol derselbe sich niemahls darzu gestehen wolte; daher man sich des weitern Nachforschens enthielt. König Baldrich aber / welcher mit dieser seiner Frl. Schwester in der Kindliche Jugend sich nicht allemahl gleiche brüderlich zuvertragen pflegete / hatte diese Zeit über so herzliche Liebe ihr zugewendet / daß ihre Eltern sich darüber höchlich verwunderten; dann er sahe daß ihre Frömigkeit ihr von Herzen ging / welche er sonst an ihr vor eine Heucheley gehalten hatte. Sein Gemahl Königin Lukrezia / welche in Tichtung lateinischer Reimen eine anmuhtige Gnade hatte / ward diesen Tag von ihm fleissig ersuchet / seiner Frl. Schwester zuehren ein Hochzeit Geticht aufzusetzen / worzu sie dann ganz willig wahr / es innerhalb weniger Zeit zu Papier brachte / und es Königin Valisken / welche sie bey der Tichtung antraff / zuverlesen geben muste; deren es dann so wol gefiel / daß sie alsbald es in folgende Teutsche Reimen ubersetzete.
1
So muß noch dannoch Unfals Wuht /
Nicht immerzu die Frommen trillen.
Es heisst nicht stets / Gut oder Blut /
Nach frevelhaffter Räuber willen.
Die Gottesfurcht muß endlich siegen /
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
2
Ein Fräulein / deren Frömmigkeit
Und hoher Tugend nichts mag gleichen /
Hat zwar vom herben Unglüks Neid
Sich scharff gnug müssen lassen streichen;
Doch ihre Tugend muste siegen /
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
3
Sie ward geraubt / und schlim geliebt;
Feur / Wasser / Schmach und Hungerbissen
Hat ihren schwachen Geist betrübt /
Sie lag dem Frevelmuht zun Füssen;
Doch ihre Demuht muste siegen /
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
4
Sie must' in Unschuld flüchtig seyn /
Nicht anders als des Unglüks Ballen;
Noch zwang sie sich geduldig ein /
Ließ böß- und gutes ihr gefallen.
Des must' auch ihre Tugend siegen /
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
5
Diß Lämlein hatte wol die Bach
Den Raube-Wölffen nie getrübet;
Noch strebten sie ihr grimmig nach /
Gleich wie man leichte Kegel schiebet.
Doch endlich must' ihr' Unschuld siegen /
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
6
So prüfet Gottes Vater Hand /
Die er vor Kinder ihm erwehlet;
Sie müssen manchen harten Stand
Aushalten / der rechtschaffen quälet /
Und müssen durch Geduld doch siegen /
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
7
Du wunder-frommes Seelchen hast
Gott Lob geduldig ausgehalten /
Darumb benimt dich Gott der Last /
Und lässet lauter Gnade walten;
So hastu kräfftig müssen siegen /
Dann Gottes Wort kan nimmer liegen.
Dieses / als es kurz vor schlaffengehens der G. furstlichen Braut von Libussen eingehändigt ward / wie wol ohn Nennung / von wanne es kähme / lase das fromme Fräulein es nicht ohn Trähnen uñ echtzen durch /erholete sich doch bald / und aus begierde den Tichter zuerkeñen / redete sie Libussen so bewäglich zu / daß sie ihr alle beide ins Ohr raunete. Weil dann Königin Valiska ihr zur Seite stund / bedankete sie sich gegen dieselbe mit so demühtiger Bezeigung und Rede / daß sie derselben die innigsten LiebeTrähnen aus den Augen lockete / und sie mit solcher herzlichen Inbrunst sich küssend umbfangen hielten / daß Herkules durch freudliche Anmahnung daran ein Ende machen muste. Noch kunte das fromme Fräulein sich nicht zuruhe geben biß sie der ersten Tichterin / Königin Lukrezien sich auf gleichmässige Weise dankbahrlich erzeiget hatte. Worauff sie von ihrer Fr. Mutter und Königin Valisken nach Bette ihrem lieben Fürsten zugeführet ward / da sie sich in züchtiger ehelicher Liebe zusammen hielten / und dem allerhösten herzlich dankete / daß derselbe sie mit Gnaden-Augen angesehen / und nach so mannicher Gefahr ihnen
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