Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Menschen Blutes hatte / musten sie alle miteinander ihnen den Daumen an der rechten Hand / oder zween Finger lähmen lassen / damit sie zum Gefechte undüchtig würden / welches sie / umb den Hals zu retten gerne angingen. In dem Dorffe traffen sie fast ja so viel hinein geflehete Güter an / als Herkules an seinem Orte / wie auch 3600 Bömische Leibeigene / welche frey gegeben / und mit Waffen versehen wurden. Diese kahmen zwo Stunden nach Herkules an / uñ erwecketen bey den ihren eine neue Freude / bey den Feinden aber fast eine rasichte Verzweifelung. Gleich diese Stunde fingen die unsern fünff lauffende Bohten auff / welche von dem Könige an Dropion abgeschicket wahren / ihm mündlich anzudeuten / daß nach verlauff zween Tagen derselbe mit einem wolgerusteten Heer 150000 stark bey ihm seyn / und dem Feinde den verwägenen Einfal besalzen wolte; welches die unsern durch erschrekliche Peinigung aus ihnen brachten; hielten darüber Kriegsraht / und fundens am dienstlichsten seyn / daß sie wieder hinter sich nach ihrem alten Lager gingen. Es ward aber von einem befreieten Leibeigenen / der Geburt ein Italiäner / den unsern kund getahn / daß vier Meile von dem Lager ein verhauener Wald währe / welcher inwendig einen grossen und fruchtbahren Raum fast einer Meile im umbkreiß hätte / dahin währe ein grosser Vorraht allerhand Früchte / Speisen / Waaren / und Viehs gebracht / zweifelte nicht / man konte alle Beute leicht erhalten / wann eine zimliche Macht dahin ginge / weil sich mehrenteils Weiber /und nicht über 8000 Männer dabey funden. Ladisla bekam Lust / diesen Rit zu tuhn / nam 30000 frische Reuter zu sich / gingen die ganze Nacht fort / und gelangeten eine Stunde vor der Sonnen Aufgang daselbst an / funden den zimlich breiten Eingang mit bewehreter Mañschaft besetzet / und erwarteten des Tages zum Angriff / da inzwischen die unsern bemühet wahren / noch fünff örter zu öffnen / und durch dieselben hinein zu dringen. Die Feinde wurden der unsern zeitig gnug wahr / hatten sich mit Geschoß etwas / mit Schwertern uñ Spiessen aber wol versehen / und schossen anfangs verwägen gnug in die unsern /denen aber die Schilde wol zu statten kahmen / welche sie auff diesen fal mit sich genommen hatten /wiewol von unsern Leuten in die 300 erschossen / und 700 verwundet wurden; es half ihnen aber zurschleunigen überwindung / daß durch die fünff geöfneten Löcher in die 2500 Mann in kurzer frist hindurch drungen / und inwendig des Platzes ein grosses Blutvergiessen anfingen / daher ein sehr jämmerliches Geschrey von den Weibern und Kindern gehöret ward /daß allen ihren Mäñern der Muht entfiel / uñ die im grossen Eingange gedachten / es würden der unsern vielmehr durch gebrochen seyn / wie gleichwol ihre Anzahl sich immerzu mehrete. Ladisla ließ diese nochmahls zur ubergabe anmahnen / welches sie auch annahmen / nachdem ihrer ingesamt 3200 erschlagen wahren. Sie funden einen uberaus grossen Vorraht daselbst; 16000 ledige Pferde / 40000 Rindvieh / 20000 malter Fruchte auff Wagen geladen; 300 Wagen mit allerhand Waaren zu Kleidungen; 1200 fuder Wein /19 Tonnen Goldes an Baarschaft / 70000 Schaffe /und sehr viel geschlachtetes und eingesalzen Fleischwerk. Bey dem Vieh und Wagen wahren über 8000 Leibeigene / mehrenteils Böhmen / welches alles nach möglicher Eile fortgebracht ward / so daß nach verlauff 23 Stunden sie im Lager ankahmen / und ein durchgehendes Freudengeschrey erwecketen. Die vornehmsten Häupter von dem Feinde / sahen auff ihrem erhöheten Wahle mit grosser bestürzung zu / und erzeigete sich Dropion nicht anders als ein Wahnwitziger / daß ihm alle mögligkeit auszufallen gänzlich abgestricket wahr / er auch kaum noch auff einen einzigen Tag Lebensmittel an Speise und Trank in seinem Lager hatte / daß wann der König seine ankunft noch vier Tage weiter hinaus gesetzet / hätten sie aus Noht sich alle ergeben mussen / daher ein über aus grosses Leid unter ihnen entstund / weil von des Königes anzuge sie ganz keine nachricht hatten / und weil die unsern noch so ungescheuhet zum Lande hinein gingen / den Raub zu hohlen / sie in der Furcht stecketen / es würde keine anstalt gemacht / solches zu hindern. Die unsern sahen daß es zeit seyn würde auffzubrechen / liessen alle Beute samt den Gefangenen alsbald forttreiben / und lagerten sich gegen den Feind / nicht anders / als ob sie daselbst ein Lager befestigen wolten; aber so bald die Dunkelheit einbrach / zogen sie in aller stille
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