Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
geben / biß Pyrechmes anfing: Ihr Herren / mich deucht schier / es werde uns der eilfärtige Auffbruch das allerbeste Mittel seyn zu unser aller Rettung; was stehen wir dann alhier als träumete uns? Ich muß nunmehr bekennen / daß wir in unserm unabgesagten Einfal entweder zu unbesonnen oder zu schläfferig gangen sind / und daher sehr wenig Ehr und Ruhm mit uns nach Hause bringen werden / welche wir uns sehr groß eingebildet hatten; doch möchten wir erst wieder auff Pannonischem Grund und Bodem seyn / könte dieses erste versehen wieder eingebracht werden / in welches der bübische Seiler-macher / die Götter schänden ihn / uns gestürzet hat. Hyppasus antwortete ihm / er hätte gar recht geurteilet; es währe aber nicht raht / von dem ergangenen viel Worte zumachen / weil es unwiederbringlich /nur hielte er davor / der schleunige und stokstille Abzug müste ergriffen und fortgesetzet werden. Pelegon wahr bemuhet / seinen Befoderer Dropion zuentschuldigen / uñ alles dem neidischen Glük zuzulegen; Aber Agiß gab zur Antwort: Es währe solches ein überflüssiges / massen ja kein Mensch / seines wissens / über ihren Feld Herrn klagete. Derselbe aber wahr so dutzig / daß er fast kein Wort reden kunte /fing endlich hierauff an: Ja noch zur Zeit höre ich keinen / der mich verleumde / aber in künftig werden sich deren ohn zweifel wol mehr als zu viel angeben /doch weil ich mich meiner Redligkeit und wolgemeineten Vorsatzes tröste / wil ich herzhafft erwarten /was folgen wird. Amythaon sagte zu ihm: Er vor sein Häupt würde nicht unterlassen / ihm dessen Zeugniß zugeben / daß alles redlich und wolgemeinet gewesen währe; das Glük und dessen Fälle hätte kein Mensch zuverantworten / und würde man Anordnung zum stündlichen Auffbruch machen müssen. Also sagete man durch das ganze Lager an / daß die Verwundeten / welche das schnelle reiten nicht erdulden könten /alsbald voraus gehen solten; welches noch bey guter Tageszeit geschahe / so daß die unsern dessen nicht eins inne wurden. Der algemeine Auffbruch ward mit dem dunkeln Abend vorgenommen / da gleichwol 6000 von den zubest berittenen zurük bleiben / und viel Feur anlege musten / und solches innerhalb der zum teil hinterlassenen Wagenburg; wodurch dann die unsern verleitet wurden / daß vor des Tages Anbruch sie nicht das allergeringste davon erfuhren / da die grosse stille es verriet / weil man so gar keine ausgestellete Schildwachten vernam. Etliche von den unsern wolten sich eines Auffsatzes besorgen / aber Herkules ließ 500 Reuter nach des Feindes Lager gehen /und versicherte inzwischen die andern / daß der Hunger sie frühzeitig gnug würde hinweg getrieben haben; welches die ausgeschicketen gar bald einbrachten / weil sie von 400 tödlich verwundeten hinterbliebenen Pannoniern (welche weder das reiten noch fahren ertragen kunten) allen Bericht eingezogen hatten. Zwar man setzete ihnen eiferig gnug nach /aber vergebens / weil jene gar zu grossen Vorsprung genommen hatten / deswegen kehreten sie wieder umb / und danketen Gott herzlich / vor diesen verliehenen Sieg. Des folgenden Tages / da Arbianes mit dem wolgerüsteten Teutschen Entsatze kam / hielten sie Kriegsraht / und schlossen in der Kürze / den Feinden zu folgen / ob man den Krieg in Pannonien spielen /oder auffs wenigste des erlittenen Land- und Brandschadens sich am ersten Anfal erholen könte / weil nicht zuzweifeln währe / die schändlicheRäuber würden sich durch diesen Unfal nit lassen abschrecke /sondern in grösser Anzahl wieder komen als vorhin. Es gingen die Pañonier nach ihre Grenzen zu / in solcher Eile / als ihre Pferde es ertragen kunten / deren ihne doch uber die 16000 niderfielen / und 12000 verwundete Kriegs Leute mit drauff gingen; dann es mag nie keine Feldflucht eiferiger fortgesetzet seyn /als dieser unrühmlicher Abzug / doch überschritten sie die Grenzen nicht / aus Furcht / die Böhmen möchten in ihrem Lande eine gleichmässige Verwüstung anrichten / daher sie sich an einen solchen Ort lagerten / woselbst ihnen durchaus nicht bey zukommen wahr; dann ob sie zwar auf dem Rükwege grossen Hunger erlitten / Wurzeln und PferdeFleisch fressen / und allerhand Ungemach außstehen müssen /funden sie doch auf den Grenzen die begehrete Zufuhre häuffig / und ergetzeten sich nach allem Willen /setzeten sich auch muhtig / dem Feinde zuwiederstehen / weil ihr Heer sich annoch auf 100000 wolbewehreter Mann ersteckete. Die unsern / deren Völker sich immerzu
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