Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
habe ich nie grössere Angst als in den Dornen gehabt / aus welchen Hn. Herkules sieghaftes Schwert mich vorgestern loßgewirket / wovor meine geliebte Eltern dankschuldige Gemühter erzeigen werden /weil ichs nicht als mit geflissener Ehrerbietung zuersetzen weiß. Herkules hatte grosses gefallen an den züchtigen Reden dieser überausfrommen Fräulein /und antwortete hierauff: Durchl. Fråulein / ich bitte Gott / daß er euer Wirdigkeit gleichmässiges Glük zuschicken / und wahre Tugend mit erwünscheter Erstattung beseligen wolle; betreffend meine geringe /und des gedenkens nicht werte Dienste / sind solche tausendfach in dem ersetzet / daß sie mit ihrem belieben und vergnügen geschehen / und wer mit so reicher Erstattung nicht friedlich seyn kan / währe meiner Urtel nach unwirdig / von redlichen Leuten geliebet zu werden. Hiemit kan vielleicht mein Herr sich befriedigen / antwortete sie / aber meine Schuld sich nicht loßwirken / dann das empfangene fodert mehr Pflicht / als die Worte Leistung / und währe trauen gar eine schlechte Dankbarkeit / die sich nur unter diesem erbieten finden liesse / daß die Woltahten angenehm währen; O nein / mir ist gar zu häuffige Gutwilligkeit erzeiget / welche mit Worten nicht kan abgetragen werden / sondern auffs minste den steten Willen verdienet / so weit das Unvermögen keinen wirklichen Abtrag zulassen wil. So muste ich ein glükseliger Mensch seyn / sagte Herkules / wann mit einem Schwertschlage ich solchen Dank erfechten könte; jedoch weil mein Fräulein ja einige Schuld und Verhafftung alhie an ihrer Seiten fodert / und ich Unhöfligkeit zu meiden / ihr nicht widersprechen darff /so bitte ich dienstlich / dieselbe wolle ihre Schuld seyn lassen daß sie mir befehle / und in ihren Diensten mich gebrauche / damit in der Zahl ihrer minsten Diener zuverbleiben / ich die grosse Ehre haben möge; welche lezten Worte nicht allein bey Fr. Sophien / und ihrer Fr. Mutter / sondern bey Ladisla selbst einen Argwohn entstandener Liebe verursacheten. Und die Warheit zu sagen / empfand Herkules grosse zuneigung in seinem Herzen gegen dieses Fråulein / daß / dafern solches noch frey und unbewohnet gewesen / er vielleicht die stete unverrückete Wohnung derselben darinnen gegönnet håtte; aber seiner Beståndigkeit und Tråue / die er einmahl von sich gegeben / wahr viel ein fester Schloß vorgehenket / als daß es durch einigen Menschen hätte können gebroche werden / insonderheit / weil er noch an keiner andern sahe / daß seines Herzens Schatz in etwa einer Volkommenheit übertroffen hätte / nur daß seine Erndte noch nicht in reiffer Saat schnitte / sondern annoch im blühenden Grase wahr / welches aber doch so unfehlbare Hoffnung der allervolkommenste Früchte zeigete / daß weder ein besseres hätte können gewünschet / noch dieses von einigem andern hintertrieben werden; daher Fr. Sophien Hoffnung bloß in der Einbildung sich kitzelte / indem sie eine Ehestifftung zwischen ihm un diesem Fräulein anzurichten vorhabens wahr. Als sie nun dißmahl sahe /daß das Fräulein auff Herkules lezte Reden zuantworten zückete / wolte sie etwas darzwischen einschiessen / und sagete zu ihm: H. Herkules / meynet Eure Liebe dann / daß meine Frl. Wase eine gantze Stad voll Diener halte / daß er nur unter die geringsten wil eingeschrieben seyn? O nein / ich halte nicht / daß sie jemahl einen einzigen in Bestallung genommen habe. Ich widerspreche diesem gar nicht / antwortete er / uñ merke dañoch mit freuden / daß / ob das Frauenzimmer gleich keine Diener bestellet / sie doch geträue Dienste nicht ausschlagen / die aus gutem Herzen fliessen. Ein solches erfodert die Erbarkeit und unsere Notturfft / die vieler Hulffe und Beystandes benöhtiget ist / sagte Fr. Sophia / aber dannoch glåube ich nicht / daß meine Frl. Schwester sich von vielen bedienen lasse. Sibylla wolte die angebohtene Dienstwilligkeit selber beantworten / und fing also an: Tapferer Herr Herkules / seine mir erzeigete Woltaht ist so beschaffen / daß ich deren weniger als meiner selbst vergessen werde / ich auch keine andere Ursach habe / als ihn an die seite meiner allernähesten Blutsverwanten hinbey zusetzen; dann weil Ehr und Leben in gleichem Gewicht hangen / weiß ich schon /daß ich jhm nähst meinen Eltern verpflichtet bin. Er nam diese Antwort mit sonderlicher Ehrerbietung auff / und wünschete / das Vermögen der Erkäntniß so hohes erbietens von Gott zuerlangen. In dem wurden sie zur Mahlzeit gefodert
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